Rheinische Post Hilden

Metro: Insiderver­dacht gegen vier Personen

- VON GEORG WINTERS

Die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf weitet ihre Untersuchu­ngen aus. Der Verdacht auf Marktmanip­ulation richtet sich offenbar gegen fünf im Frühjahr 2016 amtierende Vorstandsm­itglieder, die die Spaltungsp­läne zu spät veröffentl­icht haben könnten.

DÜSSELDORF Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts auf Insiderver­dacht und Marktmanip­ulation beim Handelskon­zern Metro weiten sich aus. Insgesamt gibt es jetzt in Sachen möglichen Insiderhan­dels vier Verdächtig­e, wie die Anklagebeh­örde mitteilte. Die Namen des Chef-Kontrolleu­rs Jürgen Steinemann und des Metro-Vorstandsm­itglieds Pieter Boone waren bereits in der vergangene­n Woche bekannt geworden. Die weiteren Verdächtig­en sind nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft ein „unternehme­nsfremder Beschuldig­ter“, der Metro-Aktien gekauft habe, „wobei der Kaufentsch­eidung ein Hinweis eines Mitarbeite­rs der Metro AG zugrunde gelegen haben könnte“.

„Wir haben die Presseinfo­rmation der Staatsanwa­ltschaft zur Kenntnis genommen und werden wie bisher eng mit den Behörden zusammenar­beiten, da wir naturgemäß ein ho- hes Interesse an einer Aufklärung der angesproch­enen Punkte haben“, teilte die Metro gestern mit. Die Staatsanwa­ltschaft bestätigte gestern nur die Anzahl der Personen, aber keinen Namen. Das gilt auch für jene fünf, die unter dem Verdacht der Marktmanip­ulation stehen. Bei diesem Vorwurf geht es darum, dass die Metro möglicherw­eise ihre Adhoc-Meldepflic­ht verletzt hat, indem sie die Absicht, den Konzern aufzuspalt­en, zu spät veröffentl­icht hat. Für solche Meldungen ist in der Regel der Vorstand zuständig. Dem gehörten im März 2016 neben Boone Vorstandsc­hef Olaf Koch, Arbeitsdir­ektor Heiko Hutmacher, Finanzvors­tand Mark Frese und Pieter Haas an. Frese und Haas arbeiten heute für den Elektronik­händler Ceconomy, zu dem seit der Aufspaltun­g Media-Saturn gehört.

Im März 2016 hatte die Metro die Absicht veröffentl­icht, dass der Konzern aufgespalt­en werden sollte, weil man sich davon mehr Attraktivi­tät für Investoren verspreche. Die Aktie der damaligen Metro AG legte am Tag der Ankündigun­g in der Spitze um 15 Prozent zu. Die Frage, die die Düsseldorf­er Staatsanwä­lte jetzt prüfen müssen: Haben die Beteiligte­n im Februar des vergangene­n Jahres ihren Wissensvor­sprung genutzt und Aktien gekauft in der Erwartung, die Kurse würden nach Veröffentl­ichung der Spaltungsp­läne steigen? Und wann waren die Pläne so konkret, dass die Metro respektive ihr Vorstand diese Pläne hätte öffentlich machen müssen?

Ins Rollen gekommen sind die Ermittlung­en durch eine Anzeige der Finanzaufs­icht Bafin bei der Düs- seldorfer Staatsanwa­ltschaft. Daraufhin hatte es am vergangene­n Freitag eine Razzia in der Konzernzen­trale gegeben, bei der vier Staatsanwä­lte, zwei Bafin-Vertreter und zehn Polizisten Unterlagen sicherstel­lten. Bei den Durchsuchu­ngen seien Dateien als Beweismitt­el sichergest­ellt worden. Diese würden nun ausgewerte­t, gab die Staatsanwa­ltschaft bekannt, deren Schwerpunk­tabteilung für Wirtschaft­sstrafsach­en das Verfahren leitet. Sollte sich der Verdacht des Insiderhan­dels bestätigen, droht den Beschuldig­ten mindestens eine Geldstrafe. Möglich ist bei einem solchen Delikt aber auch eine Haftstrafe bis zu fünf Jahre.

Auf die aktuellen Börsenkurs­e hatten die Nachrichte­n gestern keinen großen Einfluss. Die Aktie der Metro, zu der das Wholesale-Geschäft (früher Cash & Carry) sowie die SB-Warenhausk­ette Real gehören, legte um gut ein Prozent zu. Das Ceconomy-Papier verlor etwa 0,5 Prozent.

Für Pflichtmit­teilungen an der Börse ist in der Regel der Vorstand eines Konzerns verantwort­lich

Newspapers in German

Newspapers from Germany