Mit chronischer Krankheit schwanger werden?
Auch wer eine Krankheit wie Rheuma oder Diabetes hat, wünscht sich vielleicht ein Kind. Heutzutage ist eine Schwangerschaft auch für chronisch kranke Frauen ohne Komplikationen möglich. Medizinische
Betreuung und engmaschige Kontrolle sind allerdings unerlässlich.
ner Charité stellt auf ihrer Internetseite www.embryotox.de Informationen zur Verträglichkeit von Medikamenten in der Schwangerschaft zur Verfügung. Über ein OnlineFormular und per Telefon können sich Betroffene direkt beraten lassen.
Eine Umstellung der Medikamente erfolgt aber immer in Absprache mit den Ärzten. Schleußner warnt davor, unkontrolliert etwas zu ändern oder Medikamente einfach abzusetzen. „Dann kann es in den entscheidenden ersten drei Monaten der Schwangerschaft zu einer ungünstigen Einstellung der Krankheit kommen“. Das Risiko für Komplikationen steigt dadurch.
Für manche Erkrankungen gibt es spezielle Kinderwunschsprechstunden. Dort werden Frauen darüber aufgeklärt, welche Folgen eine Schwangerschaft möglicherweise für die chronische Erkrankung hat. So kann die Hormonumstellung bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen, den Kollagenosen, einen Krankheitsschub auslösen, erklärt Rebecca Fischer-Betz. Sie leitet an der Uniklinik Düsseldorf eine Spezialsprechstunde für Rheumapatientinnen mit Kinderwunsch.
Bei der rheumatoiden Arthritis können sich die Symptome während der Schwangerschaft dagegen sogar verbessern. Allerdings: „Die rheumatische Erkrankung ist in der Schwangerschaft nicht verschwunden. Viele Frauen haben weiter Beschwerden und müssen behandelt werden“, sagt Fischer-Betz. Dass das heutzutage so gut möglich ist, liegt zum einen am medizinischen Fortschritt, zum anderen aber auch daran, dass man mittlerweile viel über den Schwangerschaftsverlauf bei kranken Frauen weiß.
Sie profitieren von Registern, in denen Daten von betroffenen Patientinnen gesammelt werden. Sie zeigen etwa, wie sicher ein bestimmtes Medikament in der Schwangerschaft ist. Rebecca Fischer-Betz etwa hat gemeinsam mit Anja Strangfeld vom Deutschen Rheuma-Zentrum Berlin „Rhekiss“ins Leben gerufen – ein Schwangerschaftsregister für Rheumapatientinnen. Dort werden Daten vom Kinderwunsch über die Schwangerschaft bis hin zur kindlichen Entwicklung in den ersten zwei Lebensjahren gesammelt.
Schleußner findet es großartig, dass immer mehr Frauen mit chronischen Krankheiten Kinder bekommen. Er ermutigt sie, den Kinderwunsch frühzeitig zu äußern und das Thema nicht zu lange aufzuschieben. „Je früher man die Schwangerschaft plant, desto besser.“Später kann die Krankheit schwerer werden – und altersbedingte Risiken kommen dazu.