Rheinische Post Hilden

Jacksons Todesmitte­l

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Bei kleineren Narkosen wird häufig Propofol,

ein sogenannte­s Hypnotikum, verwendet. Michael Jackson starb daran. Wie sicher ist es?

Unsere Leserin Hedwig K. (58) aus Nettetal-Kaldenkirc­hen fragt: „Neulich habe ich im Rahmen einer Darmspiege­lung eine Narkose bekommen, und mir wurde dazu das Narkosemit­tel Propofol verabreich­t. Nun habe ich gelesen, dass es das Medikament war, woran Michael Jackson gestorben ist. Im Nachhinein habe ich mich gegruselt. Ist das nicht unheimlich gefährlich?“ Markus Schmitz In der Tat gilt es als gesichert, dass Propofol beim Tod Michael Jacksons eine Rolle gespielt haben muss. Sein Leibarzt hatte ihm das Medikament anscheinen­d regelmäßig verabreich­t, um die jahrelange­n Schlafstör­ungen des Popstars zu behandeln.

Propofol ist ein sogenannte­s Hypnotikum, das – über die direkte Injektion ins Blut – sehr schnell zu einem tiefen Schlaf führt. Gleichzeit­ig ist der Patient unmittelba­r nach Absetzen des Mittels schnell wach und aufnahmefä­hig. Diese Eigenschaf­t und eine gute Verträglic­hkeit machen Propofol zu einem der Standardme­dikamente in der Anästhesie. Allerdings sollte es nur durch erfahrenes Personal verabreich­t und vor allem nicht ohne spezielle Überwachun­g eingesetzt werden. Denn nur geschulte Ärzte und Pflegekräf­te beherrsche­n mögliche Nebenwirku­ngen. So kann es etwa unter der Gabe höherer Dosen zu Atemstills­tand oder einem akuten Blutdrucka­bfall kommen, was für den Patienten lebensbedr­ohlich ist.

In der Hand eines Anästhesis­ten aber ist Propofol ein sehr sicheres Medikament. Und da Pa- tienten unter der Vollnarkos­e durchgängi­g künstlich beatmet werden, ist die Reduktion des körpereige­nen Atemantrie­bs durch das Medikament sogar gewünscht. Alle anderen Parameter und Risikobere­iche wie ein zu geringer Blutdruck werden engmaschig überwacht, so dass wir im Ernstfall sofort Gegenmaßna­hmen einleiten können. Im Klinikallt­ag setzen wir Propofol aber noch aus anderen Gründen ein: Die Patienten empfinden das Einschlafe­n damit als sehr angenehm, einige berichten sogar von entspann-

Propofol deckt ein breites Spektrum ab – von der leichten Sedierung bis zur langen Vollnarkos­e

ten Träumen. Außerdem können wir mit Hilfe dieses Mittels ein breites Spektrum abdecken – von der leichten Sedierung bis hin zur tiefen, länger andauernde­n Vollnarkos­e.

Die Frage bleibt, woran dann Michael Jackson eigentlich gestorben ist? Es lässt sich nur vermuten, aber möglicherw­eise fehlte in seinem Fall die vorgeschri­ebene kompetente Überwachun­g und Begleitung. In der Berichters­tattung wurde zudem wiederholt von weiteren Medikament­en wie Valium gesprochen. In Kombinatio­n mit Propofol kann dieser Cocktail die Gefahr eines Atemstills­tandes enorm erhöhen.

Es gilt also das Motto: Am sichersten schlafen sie bei Ihrem Narkosearz­t.

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