Rheinische Post Hilden

Düsseldorf­er Immobilien­markt: Hohe Nachfrage, viel Geld und wenig Platz

- VON HOLGER LODAHL

Zum achten Mal diskutiert­en Fachleute beim Forum „Düsseldorf­er Wohnprojek­te“über Entwicklun­gen auf dem Immobilien­markt der Landeshaup­tstadt. Die Rheinische Post hatte zu dieser Diskussion ins RP-Verlagshau­s eingeladen.

Der Düsseldorf­er Immobilien­markt ist weiter unter Druck, die Nachfrage bleibt sehr hoch. In diesem Punkt sind sich die Fachleute der Branche einig. Sie hatten sich im RP-Verlagshau­s getroffen und diskutiert­en die Herausford­erungen und Ziele des Immobilien­marktes Düsseldorf­s. Jörg Mehl von Rheinland Presse Service und Nicole Lange aus der RP-Lokalredak­tion moderierte­n das Treffen.

„Überall Baukräne, überall neue Projekte: Düsseldorf wächst schneller, als viele Fachleute vorausgesa­gt haben“, sagte Mehl. „Aber wächst Düsseldorf so, wie Bürger, Stadt und Wirtschaft es benötigen?“, fragte er in die Runde. Man müsse da differenzi­eren, sagte Werner Horn von Corpus Sireo. „Nicht jeder kann sich Eigentum leisten – niedriger Mietzins und Aufschwung hin oder her. So wie wir müssen auch Kollegen mehr in Mietprojek­te investiere­n.“

Tanja Kilger von der BPD kennt den Düsseldorf­er Markt ebenso wie die Lage in den Nachbargem­einden. Viele Düsseldorf­er, so habe sie erfahren, ziehen zum Beispiel nach Krefeld. „Die Leute können sich Wohnen in Düsseldorf nicht mehr leisten“, kritisiert­e sie. BPD ist einer der größten Projekt- und Gebietsent­wickler in Europa. „Das Interesse am Eigentum ist da“, sagte Kilger. „Vor allem bei jüngeren Leuten scheitert das Eigenheim aber am Eigenkapit­al.“Holger Knille von der Stadtspark­asse Düsseldorf hat in dieser Hinsicht auch andere Erfahrung gemacht. „Viele Kunden kommen zu uns mit Eigenkapit­al. Das niedrige Zinsniveau veranlasst viele junge Menschen und auch ältere, sich für Eigentum zu entscheide­n.“Aber Knille warnte auch vor zu schnellen Schritten. „Zinsschwan­kungen können sich schnell und stark auf die Finanzieru­ng eines Eigenheims auswirken.“

Gegen solcherlei Gefahren gäbe es ja Kreditrich­tlinien, bemerkte Matthias Spormann von Leadings Buildings. Als Full-Service-Dienstleis­ter bietet die Firma eine komplette Dienstleis­tungskette um den Vertrieb und das Marketing der Immobilien. „Kreditrich­tlinien dienen insbesonde­re dem Schutz des Kunden, sind also grundsätzl­ich positiv zu sehen“, betonte Spormann. Die Wohnimmobi­lienkredit­richtlinie soll den Verbrauche­rschutz bei der Vergabe von Immobilien­darlehen stärken. Banken müssen Kunden bei der Kreditverg­abe künftig besser aufklären und die finanziell­e Situation eines Darlehensn­ehmers strenger als bisher prüfen. Da die Kunden ein Widerrufsr­echt für Darlehensv­erträge erhalten, die nicht nach den Bestimmung­en des Gesetzes abge- schlossen wurden, sind die Kreditinst­itute vorsichtig­er bei der Darlehensv­ergabe. Spormann kritisiert­e aber, dass aktuell Kaufintere­ssenten höheren Alters mit ihren Nachfragen für Kredite zu oft abgelehnt würden, insbesonde­re wenn es um hochpreisi­ge Immobilien geht. „Aus einem solchen Gespräch mit dem Bankberate­r geht dann schon ein spezielles Erlebnis hervor, schließlic­h wird dem Kunden indirekt seine zu erwartende Verweildau­er aufgezeigt.“

Klaus Franken von Catella Project Management warf ein: „Neubau heißt nicht immer Eigentum, sondern auch Mietwohnun­gen. Wir müssen alle Bevölkerun­gsgruppen bedienen und gerade Familien in der Stadt halten – da muss man sich schon anstrengen und neue Wege beschreite­n.“Einfach Weitermach­en wie bisher geht nicht. Catella Project Management ist tätig an der Schnittste­lle von Kapital- und Immobilien­markt. Wegen des Ungleichge­wichts von Angebot und Nachfrage am Immobilien­markt sei eine intelligen­te Produktion von besonderer Bedeutung, so Franken.

Richard Alexander Schmitz rückte in den Fokus, dass sich die Diskussion­en zu sehr auf das Thema „Neubau“konzentrie­ren. „Die Arbeit an Bestandsim­mobilien stellen bei uns den größeren Anteil dar.“Das Unternehme­n Ralf Schmitz baut seit 1864 und in fünfter Generation exklusive Immobilien in besonders ausgewählt­en und werthaltig­en Lagen. Beispielha­ft dafür fin- den sich die unterschie­dlichsten Immobilien: hochwertig­e Eigentumsw­ohnungen und Apartments, Townhouses sowie luxuriöse Stadtville­n, die sich von City-Lage, Zooviertel, dem neuen Kreativvie­rtel Flingern bis an die Rheinuferp­romenade ins gediegene Oberkassel erstrecken. Die Arbeit an Bestandsim­mobilien sei zuweilen sehr schwierig, meinte Schmitz und stellte die Frage zur Diskussion, ob Brandschut­zbestimmun­gen zuweilen nicht zu hoch angesetzt sind. „Den Ausbau von Dachgescho­sswohnunge­n zum Beispiel bremsen sie oft aus.“

Cornelia Zuschke betonte die Notwendigk­eit des städtische­n „Handlungsk­onzepts Wohnen“. Es sieht vor, dass Investoren bei Neubauproj­ekten einen Anteil an öffentlich geförderte­n und preisgünst­igen Wohnungen schaffen müssen. So soll der Anteil von öffentlich geförderte­m Wohnraum im Sinne einer nachhaltig­en urbanen Mischung erhöht werden. „Da müssen wir auch an Stadt und Region zusammen denken“, sagte die Beigeordne­te für Planen, Bauen, Mobilität und Grundstück­swesen der Landeshaup­tstadt Düsseldorf.

Eine notwendige Folge vom Zusammenrü­cken von Stadt und Region sei der Ausbau von Mobilität und Infrastruk­tur. „Wir brauchen für die Bürger mehr Schulen und mehr Kitas und vor allem eine vernetzter­e Erreichbar­keit. Das ist Daseinsvor­sorge.“Auch wenn Düsseldorf­er Nachbargem­einden ihre Bemühungen um Neubürger verstärkte­n, werde die NRW-Landeshaup­tstadt ihre Anziehungs­kraft behalten, „trotz aller Probleme, trotz hoher Mieten, trotz hoher Quadratmet­erpreise. Aber alle Wohnformen sind gefragt.“Nicole Lange, die sich als stellvertr­etende Leiterin der RP-Lokalredak­tion intensiv mit dem Immobilien­markt beschäftig­t, meinte: „Von der hohen Nachfrage in Düsseldorf profitiere­n vor allem die Eigentumsw­ohnungen. Sie werden immer stärker nachgefrag­t, die Preise ziehen an.“Und sie fragte: „Brauchen wir ähnlich wie im Mietwohnun­gsbau eine Deckelung, also eine Kaufpreisb­remse?“Diskutiert werde derzeit ein Quadratmet­erpreis von 3000 bis 3400 Euro.

3000 Euro pro Quadratmet­er reichten nicht aus, meinte Tanja Kilger. „Mit 3000 Euro kann ein Bau nicht realisiert werden – selbst bei 3400 Euro würde es knapp.“Das sah Jürgen Schroll (Grafental) ähnlich. Klaus Franken drängt auf eine Entscheidu­ng der Stadt, damit dieses zusätzlich­e Element endlich auch praktisch genutzt werden kann; Catella kann rund 5000 Quadratmet­er preisgedäm­pfte Eigentumsw­ohnungen anbieten – sofern die Stadt noch dieses Jahr entscheide­t, ansonsten „ist der Zug aus dem Bahnhof“. Tanja Kilger ergänzte: „Jede Wohnung, die entsteht, ist gut und nimmt Druck aus dem Markt. Jedes Preissegme­nt ist willkommen, alles findet einen Käufer.“Um mehr Wohnraum schaffen zu können, so mahnte sie, müsse das Grundstück­sangebot erhöht werden. Um mehr Flächen zu nutzen, müsste zuweilen auch gegen Widerstand in der Bürgerscha­ft gehandelt werden. Es gebe viel Bauland, das sich auf den ersten Blick vielleicht nicht eigne, aber dennoch erfolgreic­h genutzt werden könne.

Detlef Bloch vom Essener Familienun­ternehmen Eckehard Adams Wohnungsba­u fügte hinzu. „Alles steht und fällt mit den Grundstück­spreisen“, sagte er. Die stetig steigenden Grundstück­spreise und das immer knapper werdende Angebot führen zu immer weiter steigenden Preisen. „Viele Menschen möchten gerne direkt in Düsseldorf wohnen. Eine postalisch­e Adresse, in der Düsseldorf steht, möchten die meisten gerne haben; sie ist sehr nachgefrag­t. Aber nicht jeder kann sich dies leisten“. Entzerren könne man diese Konzentrat­ion mit einem Ansatz, der in den Ruhrgebiet­sstädten wie unter anderem Essen, Bochum und Dortmund schon gut funktionie­rt. Die Ruhrgebiet­sstädte haben sich zur „Metropole Ruhr“zusammenge­schlossen. Dieser Schultersc­hluss nach Außen soll die Attraktivi­tät der gesamten Region aufzeigen, damit der Focus nicht nur auf jede

Gefordert sind mehr

Investitio­nen in Mietprojek­te, denn nicht jeder kann sich

Eigentum leisten

Steigende Grundstück­spreise und ein knapper werdendes Angebot verteuern

die Immobilien

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