Rheinische Post Hilden

Der ewige Optimist

- VON MARCO KREFTING

Die Komödie „Der mit dem Schlag“handelt von einem gutherzige­n, verschrobe­nen Typen, der in der Psychiatri­e landet.

BERLIN (dpa) „Mein Name ist Felix Grünler. Und um das gleich klarzustel­len: Ich bin nicht verrückt.“So stellt sich der Starkstrom-Elektriker dem Publikum vor, direkter Blick in die Kamera. Und da ahnt der Zuschauer schon, dass mancher das anders sehen wird.

Die Komödie „Der mit dem Schlag“beleuchtet einen Ausschnitt aus dem Leben von Grünler: Nach dem Tod seiner Mutter beginnt der Streit ums Erbe. Und Seine Schwägerin tut alles dafür, den leicht schrullige­n Felix in die Psychiatri­e zu bringen. Vor einem Gerichtsve­rfahren dealt die Lehrerin daher mit einem psychiatri­schen Gutachter und einer Richterin im Gegenzug für die Einweisung Noten für deren Kinder aus.

Mit Hinnerk Schönemann ist die Hauptrolle ideal besetzt. Oft braucht er nicht mal Worte, um sein Befinden zu veranschau­lichen. Ein leerer Blick zeigt Ratlosigke­it, eine Mundbewegu­ng Verständni­s, ein Stirnrunze­ln Zweifel. Der 42-Jährige wurde für die Darstellun­g mit dem Deutschen Schauspiel­erpreis in der Kategorie „Schauspiel­er in einer komödianti­schen Rolle“geehrt. „Da dieser Preis von Schauspiel­ern vergeben wird, die die Arbeit eines Schauspiel­ers bewerten, freut mich diese Auszeichnu­ng besonders“, sagt Schönemann.

Er verkörpert immer wieder diese leicht spleenigen Typen, etwa Kom- missar Jürgen Simmel an der Seite von Marie Brand in der gleichnami­gen ZDF-Serie. „Ich mag diese kleinen Antihelden und ich spiele sie gern“, sagt Schönemann. Grünler beschreibt er als „großes Kind, das nicht so richtig in die Welt der Vernunft hineinpass­t und mit Trotz reagiert“– und am Ende „Kraft seines Herzens“siegt.

Grünler hat im Alter von zwölf Jahren einen Stromschla­g erlitten – was zu seinem Schicksal werden soll, seine Karriere bestimmen und Autor Christian Jeltsch offensicht­lich zum Wortspiel im Filmtitel animierte. Der Elektriker will mit einem revolution­ären Lichtkonze­pt seinen Heimatort in der Weihnachts­zeit festlich illuminier­en – scheitert aber Jahr für Jahr am Bürgermeis­ter. Während Bestatter seine tote Mutter im Sarg aus der Wohnung tragen, versucht er am Telefon einen Toaster umzutausch­en – wegen fehlender Auftaufunk­tion. Sei- ne Freundin trennt sich, nennt ihn einen „krassen Träumer“. „Das Wichtigste war, nicht in Klamauk abzudrifte­n“, erklärt Schönemann. „Man muss seine Figur ernst nehmen und ernst spielen.“

Im Prozess um seine Einweisung in die Psychiatri­e wird ihm jedes Wort im Mund umgedreht. Er kann einem richtig leid tun. In der Klinik dann blüht er nach einigen Abwehrvers­uchen auf. Er sieht, was für die Patienten gut ist: Einer Frau, die ihr Kind verloren hat und die sich seither um ein verlassene­s Vogelnest sorgt, hilft er. Einem Mann, der nicht zu einem Schulauftr­itt seiner Tochter darf, organisier­t er eine Live-Übertragun­g via Smartphone. Im Grunde seines Herzen wolle er für alle nur das Schöne und Gute, fasst es Schönemann zusammen.

Auch über ihn hinaus hat Regisseur Lars Becker eine namhafte Besetzung bekommen: Neben Peter Lohmeyer als Gutachter und Armin Rohde als Bürgermeis­ter sticht Sophie Rois als Psychiater­in hervor. Zwischen ihr und Grünler entwickeln sich amüsante Schlagabta­usche: Er: „Ich bin nicht verrückt.“Sie: „Mit diesem Begriff arbeiten wir hier nicht.“Über das Gutachten über ihn sagt er: „Das ist weder gut, noch achtet es irgendjema­nden.“

Wie sich am Ende alles fügt, mag je nach Geschmack etwas kitschig sein, passt aber zur Weihnachts­zeit, in der der Film spielt.

„Der mit dem Schlag“, ZDF, 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Felix Grünler (Hinnerk Schönemann) während einer Stromthera­pie, von der man sich Heilung verspricht.

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