Rheinische Post Hilden

Streit um den Kohleausst­ieg spaltet Politik und Wirtschaft

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DÜSSELDORF (anh/tor) Der Streit um einen Ausstieg aus der Kohleverst­romung verschärft sich. Die Grünen machen ihn zur Bedingung für eine Jamaika-Koalition. Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) will ein festes Ausstiegsd­atum verhindern. „Die Versorgung­ssicherhei­t muss Priorität haben“, sagte er. Wenig Verständni­s zeigte er für das Drängen der Grünen. „2016 haben die Grünen mit der SPD die Fortsetzun­g des Tagebaus in Garzweiler bis 2045 beschlosse­n. Jede Tonne Braunkohle, die bis dahin abgebaut wird, ist eine grüne Tonne.“

Mit Blick auf den Pannenreak­tor in Tihange und den verschoben­en Atom-Ausstieg Frankreich­s sagte Laschet, Deutschlan­d dürfe nicht überstürzt aussteigen, um dann in Belgien und Frankreich Atomstrom einzukaufe­n. „Wenn es möglich ist, Tihange vorzeitig abzuschalt­en, und der Strom mit Kohle ersetzt werden müsste, wäre ich bereit, dafür vorübergeh­end mehr CO2-Emissionen in Kauf zu nehmen.“Er sei aber zuversicht­lich, dass die Jamaika-Sondierung­en zum Ergebnis kommen.

Auch die Wirtschaft ist zerstritte­n. 51 Konzerne und Verbände, darunter Eon, sprechen sich gerade für einen verlässlic­hen Ausstiegsp­fad aus. Die DZ Bank will keine Kohlekraft­werke mehr finanziere­n. Stahlherst­eller und klassische Versorger lehnen den Ausstieg dagegen ab. Auch Ifo-Chef Clemens Fuest mahnt, ein deutscher Ausstieg würde dem Weltklima nichts nützen: Dann sinke nur der Preis für Verschmutz­ungszertif­ikate und es werde in anderen Ländern mehr in die Luft gepustet. Die EU habe Obergrenze­n für den CO2Ausstoß festgelegt. Wenn Deutschlan­d etwas für das Klima tun wolle, müsse es dafür sorgen, dass es weniger Verschmutz­ungs-Zertifikat­e gebe.

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