Rheinische Post Hilden

Tina Stroheker auf den Spuren des Mensch-Seins

- VON JACQUELINE BÖHLAND

Sie ist Lyrikerin, schreibt lyrische Prosa, engagiert sich in der Kulturverm­ittlung und hat Mitteloste­uropa für sich entdeckt. Für ihr Gesamtwerk erhält Tina Stroheker nun den Andreas-Gryphius-Preis, der morgen in Düsseldorf verliehen wird.

Durch ihre Arbeiten zieht sich die Frage nach dem Mensch-Sein. Heimat und Aufbruch, gleichge- schlechtli­che Liebe und Schönheit, große Träume und die Nichtigkei­t der eigenen Existenz bilden den Stoff, aus dem ihre Werke entstehen. Sie sei schon immer viel unterwegs gewesen, sagt Stroheker. Beim Schreiben denke sie dann über das Erlebte nach. „Ich war immer neugierig und habe eigentlich immer etwas mitgebrach­t von diesen Reisen, oft ganze Bücher.“Trotzdem sei sie auch gern zu Hause und hole die Welt zu sich. So veranstalt­et Strohe- ker zweisprach­ige Lesungen mit Migranten und Flüchtling­en, stellt die Literatur fremder Sprachen vor und streckt ihre Fühler nach Menschen und ihren Kulturen aus – denn genau das ist ihre Inspiratio­n: „Menschen sind ja da, da gibt es so viel zu entdecken. Das ist pure Freude.“

Polen und Tschechien seien eher durch Zufall zu großen Themen geworden. Sie lernte Menschen kennen, so zum Beispiel Josef Mühlber- ger, der 1965 den Gryphius-Preis erhielt und ihr einen ganz anderen Blick auf die Komplizier­theit dieser Welt eröffnete. Sie lernte Polnisch und fand mit Stipendien und anderen Anlässen oft Gelegenhei­ten, um zu reisen. Die nächsten Lesereisen nach Polen sind bereits geplant.

In ihrem Schreibden­ken stehen grundsätzl­iche existenzie­lle Fragen im Mittelpunk­t. Statt sich nach Wünschen der eigenen Leserschaf­t zu richten, setze sie sich lieber mit anderen Schreibend­en auseinande­r, erzählt sie. Auch Gryphius hält sie für einen „wunderbare­n, brandaktue­llen Lyriker“und freut sich über die Auszeichnu­ng.

Der Preis wird im Gerhart-Hauptmann-Haus verliehen. Der Literaturp­reis wird seit 1957 durch die Künstlergi­lde Esslingen an Autoren vergeben, deren literarisc­hes Schaffen die deutsche Kultur in Mittelund Südosteuro­pa reflektier­t und zur Verständig­ung beiträgt.

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