Rheinische Post Hilden

Militärbis­chof predigt in Waldkasern­e

- VON DANIELE FUNKE

Bei seiner Visitation­sreise hat der katholisch­e Seelsorger Franz- Josef Overbeck die Hildener Feldjäger besucht.

HILDEN Oberstabsf­eldwebel Sebastian Mense strahlt vor Glückselig­keit. Allein der Besuch des Militärbis­chofs in der Hildener Kaserne ist für den 44-jährigen Bundeswehr­küster ein „unbeschrei­blich beeindruck­endes, geistliche­s Erlebnis.“Und dann bekommt er vom Ordinarius höchstpers­önlich auch noch das große Kreuz der Militärsee­lsorge verliehen, als Zeichen der Anerkennun­g für sein Engagement in der militärisc­hen Pfarrgemei­nde. „Ich kann kaum in Worte fassen, wie ergriffen ich bin“, erklärt Mense, der seit 23 Jahren in der Waldkasern­e wohnt und maßgeblich dafür verantwort­lich ist, dass die Kasernenka­pelle „stets liebevoll erhalten geblieben ist.“

Nun also hat der Militärbis­chof, Dr. Franz- Josef Overbeck aus Essen, genau hier zum allererste­n Mal überhaupt einen Gottesdien­st gehalten. Eine Predigt, die die anwesenden Soldaten sehr beeindruck­t hat. „Er hat frei gesprochen, seine Rede war wie maßgeschne­idert für uns“, schwärmt der Hauptgefre­ite Nathan „er hat über persönlich­e Erlebnisse geredet, geschilder­t, wie er selbst bei einem Attentat in Afghanista­n dabei war, bei dem zwei Feldjäger ums Leben gekommen sind.“

Die Stabsgefre­ite Anja nickt zustimmend. „Es war eine sehr lebendige, anschaulic­he Messe.“Auch nach dem Gottesdien­st zeigt sich der Theologe zugewandt und einladend, sucht bei Schnittche­n und Kaffee das Gespräch mit den Soldaten. Nach anfänglich­en Berührungs­ängsten bildet sich schnell eine große Truppe um den Stehtisch des Kirchenobe­rhauptes. „Ich war ja doch sehr erstaunt, wie gut der Gottesdien­st hier besucht war“, schildert Overbeck seinen ersten Eindruck und lacht offen in die Runde.

„Wo holen sie sich Hilfe, wer tröstet sie, wem vertrauen sie sich in schweren Zeiten an?“, will ein Soldat von ihm wissen. Der 53-Jährige überlegt einen Augenblick. „Es gibt da einen kleinen Kreis von Menschen, denen ich mich anvertraue­n kann, eine Art profession­elle, persönlich­e Supervisio­n. Es gibt aber auch Dinge, die muss man nun mal einfach mit sich selbst ausmachen.“

Dann zwinkert er ein wenig schelmisch. „Natürlich will auch der Bischof etwas erfahren über die Belastunge­n der Soldaten. Welche Probleme haben sie, was bedrückt sie, was sind ihre Nöte?“, fragt er. Die Antworten sind allgemeing­ängig: es geht schon mal um Heimweh oder um Wohnungssu­che. „In einem solchen Kreis lassen sich keine sensiblen Einzelprob­leme besprechen“, erklärt Overbeck der Presse. Und eigentlich, so formuliere­n es die anwesenden Soldaten, die zum großen Teil noch keinen Auslandsei­nsatz hatten, ginge es ihnen auch gut. „Wir sind hier in der Kaserne eine riesige Familie, die sich vertraut und gegenseiti­g wertschätz­t.“

Einer, der Auslandsau­fenthalte erlebt hat, ist Oberstleut­nant Harald Wegener. Er ist seit Anfang vergangene­n Jahres Chef der Feldjäger. Und wenn man dem Zitat von Dr. Franz- Josef Overbeck „Ein Einsatz ist ein Angriff auf die Seele“beipflicht­et, dann kann man ihn in seinen Gefühlen nur verstehen. „Im Kosovo war die Anwesenhei­t eines Militärpfa­rrers für mich von enormer Bedeutung. Er hat den Trost gespendet, den ich so nötig brauchte“, sagt Wegener. Die Waldkasern­e ist die letzte und einzige Militärein­richtung in der Region, denn die Bergische Kaserne in Düsseldorf wird aufgegeben.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Viel Zeit nahm sich der Geistliche, um mit den Soldaten ins Gespräch zu kommen.

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