Rheinische Post Hilden

Glyphosat löst Regierungs­krach aus

- VON KRISTINA DUNZ

Ein Brief des Landwirtsc­haftsminis­ters an die EU erbost die Umweltmini­sterin.

BERLIN Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) hat der EU das Ja Deutschlan­ds zu einer Genehmigun­gsverlänge­rung für das umstritten­e Unkrautver­nichtungsm­ittel Glyphosat um drei Jahre in Aussicht gestellt und damit einen Krach in der noch amtierende­n schwarz-roten Regierung ausgelöst. Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) erklärte gestern, der Brief an die EU-Kommission sei weder mit dem Bundesumwe­ltminister­ium noch mit dem Kanzleramt abgestimmt worden. Hendricks blieb bei ihrem Nein zu Glyphosat, weil die EU-Kommission noch keinerlei Vorkehrung­en gegen „die katastroph­alen Auswirkung­en auf die Artenvielf­alt vorgesehen“habe. Das in der Landwirtsc­haft breit eingesetzt­e Mittel steht im Verdacht, krebserreg­end zu sein.

Umwelt-Staatssekr­etär Jochen Flasbarth hatte Schmidts Brief an den für Lebensmitt­elsicherhe­it zuständige­n EU-Kommissar Vytenis Andriukait­is zuvor veröffentl­icht. Daraufhin erklärte Schmidt: „Wenn eine wissenscha­ftliche Grundlage vorhanden ist, gibt es einen Anspruch auf die weitere Nutzung von Glyphosat. Nach wie vor liegen keine wissenscha­ftlichen Gründe dafür vor, die weitere Nutzung von Glyphosat zu untersagen.“Daher habe er der Kommission in enger Abstimmung mit Frankreich einen Weg aus der „Abstimmung­sblockade“auf EU-Ebene aufgezeigt. Dazu müssten etwa die unterschie­dlichen Einschätzu­ngen von Gremien der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO im Hinblick auf die gesundheit­lichen Gefahren für den Menschen aufgeklärt werden. Eine Anwendung im privaten Bereich müsse verboten werden.

Im zuständige­n Expertengr­emium der EU-Länder gab es gestern keine Mehrheit für eine Verlängeru­ng der Lizenz für Glyphosat, das in Europa nur noch bis Mitte Dezember zugelassen ist. Die Brüsseler Behörde hatte ursprüngli­ch eine Verlängeru­ng um zehn Jahre, dann um fünf Jahre angepeilt. Deutschlan­d enthielt sich abermals, weil die Regierung uneins ist. Aus Schmidts Ministeriu­m verlautete aber: „Der Minister zieht das jetzt durch.“

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