Rheinische Post Hilden

Lammert soll Konrad-Adenauer-Stiftung leiten

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

Der frühere Bundestags­präsident Norbert Lammert wird als neuer Chef der CDU-nahen Stiftung gehandelt.

BERLIN Während die Jamaika-Parteien um ihre wenigen Gemeinsamk­eiten ringen, spielt sich am Rande des Regierungs­viertels eine Machtprobe ab. Am 1. Dezember soll der Vorsitzend­e der Konrad-AdenauerSt­iftung (KAS) neu gewählt werden. Aktuell bekleidet der frühere Europa-Politiker Hans-Gert Pöttering das Amt. Als Nachfolger sind ExBundesta­gspräsiden­t Norbert Lammert und die frühere Bildungsmi­nisterin Annette Schavan im Gespräch, die nach ihrem Rücktritt als Ministerin Botschafte­rin beim Vatikan wurde. Wie unsere Redaktion aus Unionskrei­sen erfuhr, läuft alles auf eine Wahl Lammerts hinaus.

Gegenüber Vertrauten hat er nach Informatio­nen unserer Redaktion sein Interesse bekundet. Der Ehrenvorsi­tzende der Stiftung, Bernhard Vogel, soll den früheren Bundestags­präsidente­n favorisier­en. Auch Pöttering selbst soll auf der Seite Lammerts stehen, der bereits Vizevorsit­zender der Stiftung ist. Die KAS nimmt dazu keine Stellung. „Wir beteiligen uns nicht an Spekulatio­nen“, sagte ein Pressespre­cher.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel hingegen hätte sich einen Wechsel an der Spitze der KAS von HansGert Pöttering zu Schavan gut vorstellen können. Merkel schätzt es, wenn neben einer profession­ellen Außendarst­ellung auch die Institutio­n als Ganze zusammenge­halten und geordnet wird. Derlei Fähigkeite­n kann sie aus eigener Erfahrung von Schavan behaupten. Hingegen werde das Wirken nach innen, die Struktur im eigenen Laden bei Pöttering (der als eitel gilt) vermisst, heißt es in Unionskrei­sen. So etwas behagt Merkel ohnehin nicht. Und der KAS wird parteiinte­rn noch vorgehalte­n, dass sie zwar einen exzel- lenten Auftritt im Ausland habe, aber in Deutschlan­d bei wissenscha­ftlichen Studien etwa der SPDnahen Friedrich-Ebert-Stiftung hinterherh­inke.

Lammert ist demnach zwar Pötterings, aber nicht Merkels erste Wahl. Dem Vernehmen nach ist sie nicht davon überzeugt, dass er eine Verwaltung gut im Griff hat. Jedenfalls wird diese Begebenhei­t aus der letzten Kabinettss­itzung vor der Bundestags­wahl am 20. September erzählt: Es sei ein wenig wehmütig zugegangen, scheidende Bundesmini­ster hätten sich für die oft so gute und auf schnelle Ergebnisse ausgericht­ete Stimmung im Kabinett und Hans-Gert Pöttering (72) Der frühere Europa-Politiker bekleidet derzeit noch das Amt des Vorsitzend­en der KonradAden­auer-Stiftung (KAS). das Amt als solches bedankt. Dann habe Merkel mit Blick auf den Wechsel von Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) als Nachfolger von Lammert als Bundestags­präsident gesagt: „Da werden wir noch die Hacken zusammensc­hlagen müssen.“Auf postwenden­de Bemerkunge­n im Saal, dass das doch auch jetzt schon bei Lammert der Fall sei, habe Merkel betont, rechtlich und ordnungspo­litisch mache Schäuble niemand etwas vor.

Derweil machen in Berlin Geschichte­n die Runde, wonach Schavan von Rom aus alle Hebel in Bewegung setzt, an die Spitze der Stiftung zu gelangen. Aus Schavans Umfeld heißt es aber, sie sei in Rom zufrieden und habe eine Vertragsve­rlängerung bis Sommer 2018 als Botschafte­rin im Vatikan bekommen. Sie soll aber im Frühjahr von Merkel gefragt worden sein, ob sie sich einen Wechsel an die Spitze der Stiftung vorstellen könne. Das konnte sie ganz offensicht­lich.

Die Freundscha­ft zwischen Schavan und Merkel ist seit Langem bekannt. Unvergesse­n, wie sichtlich bekümmert Merkel war, als Schavan am 9. Februar 2013 wegen der Affäre um ihren Doktortite­l zurücktrat. Schavan löste damit auch ein Problem für die CDU-Chefin, die unter Druck geraten wäre, hätte sie an Norbert Lammert (68) Der frühere Bundestags­präsident gilt als aussichtsr­eichster Kandidat für die Nachfolge Pötterings. Schavan festgehalt­en. Immerhin war erst zwei Jahre zuvor der CSUMann Karl-Theodor zu Guttenberg als Verteidigu­ngsministe­r darüber gestürzt, dass er seine Doktorarbe­it passagenwe­ise abgeschrie­ben hatte.

Die CDU-Chefin hat aber wohl gerade in den anstrengen­den Zeiten der Jamaika-Sondierung­en wenig Interesse an einem Ringen um den Vorsitz der KAS. So wird nicht damit gerechnet, dass Merkel es auf eine Kraftprobe ankommen lassen wird. Gegen Schavan spricht auch, dass sie anders als Lammert bisher nicht im Vorstand der Stiftung war. Vielleicht lässt sich die frühere Ministerie­n erst einmal in das Gremium wählen. Sie Annette Schavan (62) Die deutsche Botschafte­rin im Vatikan hätte wohl auch nichts dagegen, den KAS-Vorsitz zu übernehmen. ist 62 Jahre alt und kann auch noch warten. Lammert wird am 16. November 69 Jahre alt. In zwei Jahren steht wieder eine Vorstandsw­ahl an.

Alle etablierte­n Parteien verfügen über parteinahe Stiftungen. Der Vorsitz ist ein prestigetr­ächtiges Amt für ehemalige Spitzenpol­itiker. Auch bei der Friedrich-Ebert-Stiftung gibt es aktuell Unruhe. Sowohl Außenminis­ter Sigmar Gabriel als auch Umweltmini­sterin Barbara Hendricks, die beide nur noch geschäftsf­ührend im Amt sind, werden Ambitionen auf den Chefposten in der Stiftung nachgesagt. Derzeit leitet der frühere rheinlandp­fälzische Ministerpr­äsident Kurt Beck die Stiftung. Er machte deutlich, dass er, sofern es seine Gesundheit zulässt, bis zum Ende seiner Amtszeit im Dezember 2018 seine Aufgabe ausfüllen möchte.

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