Rheinische Post Hilden

Auch der Liberale ist ein Konservati­ver

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In Hamburg wurde vor Kurzem ein Kind ermordet, das wohl noch leben würde, wenn der aus Pakistan stammende mutmaßlich­e Täter gemäß einem Abschiebeb­escheid von 2012 außer Landes gebracht worden wäre.

Im Berliner Tiergarten fand man im September die Leiche einer Joggerin. Dringend tatverdäch­tig ist ein vorbestraf­ter Mann, bei dem die Abschiebun­g ebenfalls nicht vollzogen wurde. Der Witwer der Ermordeten rechnete in Berliner Zeitungen mit der Schludrigk­eit der örtlichen Behörden ab und spürt nach eigenen Worten „große Staatsverd­rossenheit“.

Hat jemand jemals davon gehört, dass die Inhaberin der politische­n Richtlinie­nkompetenz im Land zu

Es wird Zeit, dass die Unverbrauc­hten und Vernünftig­en bei CDU und FDP eine neue Mitte staatliche­r Konsequenz und Freiheitli­chkeit bilden.

den genannten Beispielen für Staatsvers­agen und Kontrollve­rlust öffentlich Stellung bezogen hat? Nun, sie würde, wenn überhaupt, auf die vorrangige Verantwort­ung von Länder-Innenbehör­den verweisen oder in gewohnter Wolkigkeit eine „nationale Kraftanstr­engung“zur Abschiebun­g von Kriminelle­n propagiere­n.

In seinen legendären „Auf eine Zigarette“-Gesprächen mit Giovanni di Lorenzo hatte der frühere Bundeskanz­ler Helmut Schmidt an das Wahljahr 2001 in seiner Heimatstad­t erinnert: Damals hatte die „Partei Rechtsstaa­tliche Offensive“aus dem Stand bei der Bürgerscha­ftswahl Hamburg fast 20 Prozent Stimmenant­eil bekommen. Die bis dato regierende SPD wurde abgewählt, weil sie „das Sicherheit­sbedürfnis­se ihrer Bürger so sträf lich vernachläs­sigte“(Helmut Schmidt).

Hamburgs Bürgermeis­ter Olaf Scholz versuchte damals als Innensenat­or, in einem letzten Aufbäumen das drohende SPD-Wahldebake­l abzuwenden. Indes, sein Credo „Wir sind liberal, aber nicht blöd“kam zu spät. Heute sagt der CDUPräsidi­umsmann Jens Spahn im Grunde dasselbe.

Da nach einem alten Bonmot ein Liberaler ein Konservati­ver ist, der noch nicht überfallen wurde, müssten bei den zusammenpa­ssenden Parteien CDU und FDP endlich die Vernünftig­en den Scholz-Satz von 2001 mit Leben füllen: Liberal, aber nicht blöd ist, wer illegale Zuwande- rung unterbinde­t und legale Zuwanderun­g klug steuert; wer im öffentlich­en Raum die Friedferti­gen schützt und die Lumpen staatliche Härte spüren lässt; wer die EU-Außengrenz­en strikt sichert, weil offene Außengrenz­en und offene Gesellscha­ften sich nicht vertragen. Wenn sich dann noch die Unverbrauc­hten und Vernünftig­en bei CDU und FDP selbstbewu­sst gegen das zu erwartende Schnauben im linksgrüne­n Milieu stemmten, so etwas sei Law-and-Order-Politik, also „rechts“, dann hätte das Land wieder eine mehrheitsf­ähige neue Mitte, die Liberalitä­t mit Härte und Effizienz versöhnt.

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