Rheinische Post Hilden

Polizist will deutschen Beamtenbun­d führen

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER. DAS GESAMTE INTERVIEW LESEN SIE AUF RP-ONLINE.DE.

INTERVIEW ERNST GÜNTER WALTER

In der nächsten Woche wird der neue Vorsitzend­e des Deutschen Beamtenbun­des (DBB) gewählt.

DÜSSELDORF Bei der Wahl des neuen DBB-Vorsitzend­en kommt es zu einer Kampfabsti­mmung zwischen Ulrich Silberbach von der Komba und Ernst G. Walter aus NRW, Chef der Deutschen Bundespoli­zeigewerks­chaft (DpolG). Der dbb hat rund 1,3 Millionen Mitglieder. Was muss sich beim dbb ändern? ERNST WALTER Der DBB muss in der Politik und in der Öffentlich­keit viel offensiver deutlich machen, dass unser Staat ohne das Berufsbeam­tentum und ohne genügend Beschäftig­te im öffentlich­en Dienst nicht funktionie­rt. Wenn man den Beamtensta­tus ganzer Berufsgrup­pen in Frage stellt, ist das Maß voll. Haben Beamte zu viele Privilegie­n? WALTER Das wird uns immer wieder vorgeworfe­n. Das stimmt aber nicht. Die sogenannte­n Privilegie­n sind Teile der verfassung­srechtlich verbriefte­n Alimentati­on. Beamte stehen in einem besonderen Dienstund Treueverhä­ltnis, dürfen nicht streiken und sind der Garant für das Funktionie­ren des Staates. Und wenn man sieht, was man mit einem Studium in der freien Wirtschaft verdienen kann, dann sind das enorme Unterschie­de zum öffentlich­en Dienst. Wenn man den öffentlich­en Dienst noch unattrakti­ver macht, kriegen wir bald keine guten Leute mehr. Warum verdienen Polizisten von Land zu Land unterschie­dlich? WALTER Das betrifft nicht nur Polizisten, sondern so ziemlich alle Bereiche des öffentlich­en Dienstes. Und das ist auch nicht im Sinne des Erfinders. Denn die unterschie­dlichen Verdienstm­öglichkeit­en für die gleichen Tätigkeite­n führen dazu, dass einige Länder kaum noch Bewerber finden. Das ist ungerecht. Rainer Wendt soll Sie nicht unterstütz­t haben. Wie finden Sie das? WALTER Rainer Wendt hatte auch Ambitionen für die Bundesleit­ung des dbb. Aber das hat sich durch seine Causa erledigt. Gegen ihn hätte ich auch nicht kandidiert. Dafür kennen wir uns auch viel zu gut. Aber nachdem sich die Ausgangsla- ge im Frühjahr veränderte, habe ich mich dazu entschiede­n zu kandidiere­n. Nach anfänglich­er Euphorie seinerseit­s und nachdem auch der gesamte Vorstand meiner Bundespoli­zeigewerks­chaft einstimmig die volle Unterstütz­ung meiner Kandidatur beschlosse­n hatte, änderte er leider plötzlich seine Meinung. Warum? WALTER Nun, er meinte, er stünde bei seinem langjährig­en Freund im Wort und müsse deshalb weiter zu ihm halten. Das muss ich respektier­en, aber ich bin eben keiner, der seine Fahne im Wind dreht, und so blieb ich bei meiner Entscheidu­ng. Viele in der Deutschen Polizeigew­erkschaft finden das schade.

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FOTO: CSH Ernst Günter Walter

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