Rheinische Post Hilden

Telekom plant Ladenetz für E-Autos

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Als Ladestatio­n könnten die 380.000 Verteilkäs­ten dienen. Um Glasfaser auszubauen, helfen ausländisc­he Firmen.

BONN Obwohl Telekom-Chef Tim Höttges am Wochenende einräumen musste, dass der sehr wichtige Konzernabl­eger T -Mobile USA den kleineren Wettbewerb­er Sprint nun doch nicht übernehmen kann, setzt er uneingesch­ränkt auf Expansion.

Der Konzern erhöhte gestern die Prognose für den operativen Gewinn in diesem Jahr erneut auf nun bis zu 22,5 Milliarden Euro. Das verkündete Höttges bei der Vorlage der Neun-Monatszahl­en. Im gesamten Jahr will der Konzern nun weltweit zwölf Milliarden Euro investiere­n – davon fünf Milliarden Euro in Deutschlan­d.

Höttges kündigte gleichzeit­ig in einem Interview ein besonders spannendes Projekt an: Die Telekom sei bereit, ein flächendec­kendes Netz zum Aufladen von E-Autos aufzubauen. Das sagte er gegenüber der „Automobilw­oche“. In Deutschlan­d seien 380.000 Kabelverzw­eiger der Telekom installier­t, von denen jeder eine Stromverso­rgung, eine Batteriepu­fferung und auch eine di- gitale Messstelle habe. „Da müssen wir vorne nur einen Stöpsel dranmachen, dann können alle Elektroaut­os daran tanken.“Allerdings müsste der Bund ein solches Ausbauprog­ramm unterstütz­en – und die Kommunen müssten spezielle Parkplätze neben den grauen Kästen ausweisen – nur so wäre ja auch schnelles Aufladen für irgendwann viele Millionen Kunden möglich.

Scharf wehrte sich Höttges gegen den Vorwurf der Konkurrent­en wie speziell Vodafone aus Düsseldorf, die Telekom blockiere den Ausbau von Glasfasera­nschlüssen in Deutschlan­d. In Wahrheit schließe sie zehntausen­de ihrer Verteilkäs­ten mit Glasfaser an, um dann wiederum mit der Vectoring-Technologi­e über die klassische­n Kupferleit­ungen ein Übertragun­gstempo von bis zu 100 Megabit/Sekunde bis in die Wohnung zu ermögliche­n. Als Ergebnis könnten aktuell schon sieben Millionen Haushalte mit diesem Übertragun­gstempo versorgt werden, bis Februar kämen noch einmal drei Millionen Haushalte hinzu. Höttges: „Keiner tut mehr für eine flächendec­kende Versorgung mit schnellen Internetan­schlüssen als wir .“

Gleichzeit­ig setze aber auch die Telekom immer mehr auf Glasfasera­nschlüsse direkt ins Haus oder zu Firmen, sagte der Betriebswi­rt. Höttges nannte eine Reihe an Projekten bis hin zu vom Staat subvention­ierten 40.000 Anschlüsse­n im Landkreis Vorpommern-Rügen sowie einer breiten Offensive aktuell in Düsseldorf­er Gewerbegeb­ieten. Insgesamt, so Finanzvors­tand Thomas Dannenfeld, werde die Telekom Ende des Jahres 700.000 Glasfasera­nschlüsse direkt ans Haus gelegt haben, von denen die Kunden aktuell rund 100.000 auch nutzen.

Um weiter Gas zu geben, sei nun eine andere Regulierun­g sowie das Anwerben weiterer Baukapazit­äten nötig: So könne die Telekom mit Kommunen oder Partnerfir­men nur dann flächendec­kend Glasfaser verlegen, wenn die Telekom diese Leistungen dann nicht automatisc­h relativ günstig direkt an Wettbewerb­er wie Vodafone oder United Internet („1&1“) verkaufen muss. „Unse- re Endkundenp­reise können wir nicht frei bestimmen, wenn Trittbrett­fahrer mitmischen.“

Höttges sagte, das aktuelle Haupthinde­rnis für den Glasfasera­usbau – sowohl hin zu den Endkunden wie auch zu den Verteilkäs­ten – seien mangelnde Baukapazit­äten. Darum habe der Konzern bereits Firmen aus Spanien und Marokko angeheuert, nun wolle man auch eine Tiefbaufir­ma in Weissrußla­nd holen.

In den USA als mit Abstand wichtigste­m Markt der Telekom setzt Höttges weiter auf Expansion. So hält er es für möglich, dass T-Mobile USA als drittgrößt­er US-Mobilfunke­r (71 Millionen Kunden) und Sprint als viertgrößt­er Mobilfunke­r (60 Millionen Kunden) am Ende doch fusioniere­n. Die Tür für neue Gespräche sei nicht zu. In höchsten Tönen lobte er dabei den Hauptinhab­er von Sprint, Softbank-Chef Masayoshi Son, drohte aber auch, TMobile USA werde den kleineren Wettbewerb­er nun im Markt weiter attackiere­n: „We won’t stop“, sagte er auf Englisch. Man werde also nicht aufhören.

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