Rheinische Post Hilden

Zuschauerz­ahl steigt nur langsam

- VON THOMAS SCHULZE

Wer gehofft hatte, die Fans würden angesichts der Tabellenfü­hrung des Zweitligis­ten Fortuna jetzt in Scharen ins Stadion strömen, sieht sich getäuscht.

Karin und Hans Abel sind auf dem Weg in die Esprit-Arena. Seit Jahrzehnte­n versäumen sie kein Heimspiel ihrer Fortuna. Sie sind aber nicht nur treu, sondern auch kreativ. So greift Karin Abel gerne zu Wolle und Nadel und strickt. „Nicht nur die Pullover, sondern alles, auch Schal und Mütze“, sagt ihr Mann Hans stolz. Im Urlaub auf Fehmarn sind die Fan-Utensilien entstanden. „In drei Wochen“, sagt die leidenscha­ftliche Handarbeit­erin. Drei Wochen, in denen sie tagtäglich an ihren Verein dachten.

Hans Abel ist vor 71 Jahren in der Mühlengass­e in der Altstadt geboren. 1957 hat er sein erstes FortunaSpi­el gesehen. „Mein Onkel hat mich mit dem Moped mitgenomme­n“, erinnert er sich noch ganz genau. „Seitdem gehe ich zur Fortuna.“Die Anreise erfolgt aber längst nicht mehr mit dem Zweirad, sondern mit dem Auto von Monheim aus, wo das Paar seit Jahren lebt.

Die beiden haben Dauerkarte­n. „In der Kurve, Block 42“, sagt Hans Abel und hat die Karte schon gezückt – Stehplatz. „Wenn wir eines Tages alt sind, dann nehmen wir einen Sitzplatz“, sagt er und erzählt sofort, wie er sich die Anhänger wünscht: „Wir schlagen uns nicht und beschimpfe­n weder gegnerisch­e Spieler noch Vereine. Wir lieben den Fußball und unsere Fortuna.“

Fortuna hat treue Fans, wenngleich nicht alle derart leidensfäh­ig sind. So war die Zuschauerz­ahl nach dem Bundesliga­abstieg kontinuier­lich gesunken – bis auf 25.897 im Schnitt in der Saison 2015/16. Mit der Verpflicht­ung von Trainer Friedhelm Funkel schaffte der Verein es, die Talsohle zu durchschre­iten und einen neuen sportliche­n Aufwärtstr­end einzuleite­n. In der vergangene­n Saison zeichnete er sich mit 25.978 Besuchern leicht ab, inzwischen liegt er bei 27.126 Fans.

Funkel konnte sich vor dem Heimspiel gegen Heidenheim nicht des Eindrucks erwehren, dass die Zahl stagniert. „20.000 oder 22.000 kommen immer in der zweiten Liga“, sagte er. Das ist hypothetis­ch. Eines aber scheint sicher: So wenig, wie die Zuschauerz­ahl nach dem Abstieg eingebroch­en ist, so wenig explodiert sie auch aufgrund der Tabellenfü­hrung. Die Anhänger haben sich peu a peu abgewendet, sie müssen ähnlich Woche für Woche zurückgewo­nnen werden.

Die Zuschauerz­ahl der Aufstiegss­aison 2011/12 von 32.036 kann durchaus erreicht werden, auch wenn die Stimmung eine andere ist als vor sechs Jahren. Damals war der Bundesliga­aufstieg die Krönung eines eineinhalb Jahrzehnte währenden Aufwärtstr­ends. Entspreche­nd groß waren die Sehnsucht und die Euphorie. Hans Abel erinnert sich gerne daran zurück: „Wir haben immer zum Verein gestanden, auch in Freialdenh­oven.“

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FOTO: THOMAS SCHULZE Karin und Hans Abel sind jahrzehnte­n treue Fortuna-Fans.

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