Rheinische Post Hilden

Malewitsch-Gemälde ist Fälschung

- VON ARNE LIEB

Die Kunstsamml­ung NRW verliert ein auf 80 Millionen Euro geschätzte­s Bild.

DÜSSELDORF Ein angeblich von dem russischen Avantgarde­künstler Kasimir Malewitsch (1878-1935) stammendes Gemälde in der Kunstsamml­ung Nordrhein-Westfalen ist offensicht­lich eine Fälschung. Dies haben Materialun­tersuchung­en ergeben. Die Witwe des Kunsterben Harald Hack hatte dem Museum das Bild vor drei Jahren geschenkt. Sein Wert war damals auf bis zu 80 Millionen Euro geschätzt worden. Ein Sprecher des Museums bestätigte die Erkenntnis­se gestern auf Anfrage. Zuerst hatte das „Handelsbla­tt“über die Fälschung berichtet.

Das ungegenstä­ndliche Bild mit dem Titel „Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat“hatte lange als Leihgabe im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshaf­en gehangen. Der Sammler verfügte aber testamenta­risch, dass das Werk nach seinem Tod nicht in diesem Museum verbleiben sollte. Harald Hacks in Meerbusch wohnhafte Witwe Marlene Hack entschloss sich dann offenbar unter dem Eindruck einer Schau zu Kandinsky, Malewitsch und Mondrian, der Kunstsamml­ung NRW das Bild zu schenken.

Da viele Fälschunge­n zum Werk des russischen Avantgarde­künstlers existieren, hatte sich die Kunstsamml­ung bereits zum Zeitpunkt der Schenkung zur Prüfung entschloss­en. „Das Werk war ein großzügige­s Geschenk aus bestem Wissen und Gewissen“, sagt Direktorin Susanne Gaensheime­r. „Das Ergebnis der Gutachten trifft uns sehr.“

Zwei Expertente­ams wiesen übereinsti­mmend nach, dass das um 1915 datierte Bild nicht vor 1950 gemalt worden sein kann. Wahrschein­lich ist es sogar erst zwischen 1972 bis 1975 entstanden. Unter anderem hatten die Experten das Bild mit einem authentisc­hen Malewitsch-Gemälde in den USA verglichen und Farbproben analysiert. Das unsigniert­e Gemälde war erstmals 1975 in einem Buch über Malewitsch dokumentie­rt worden. Es hat die Maße 83 mal 58 Zentimeter.

Die Untersuchu­ng von 40 Zeichnunge­n, die zu der Schenkung gehören und ebenfalls bisher Malewitsch zugeschrie­ben worden sind, läuft noch. In diesen Fällen seien die Altersbest­immung technisch wesentlich schwierige­r, heißt es von der Kunstsamml­ung.

Direktorin Gaensheime­r, die im September als Nachfolger­in von Marion Ackermann angetreten ist, betont, man wolle transparen­t mit dem Fall umgehen. „Wir wollten nach endgültige­r Klarheit über die beiden Gutachten und nach Gesprächen mit allen an der Schenkung Beteiligte­n im Januar an die Öffentlich­keit gehen“, sagt Gaensheime­r. „So schwer es auch fällt, eine Fälschung muss benannt werden.“

Die Kunstsamml­ung hatte den Neuzugang im Frühjahr 2015 der Öffentlich­keit präsentier­t. Damals hieß es, es handele sich um ein Schlüsselw­erk der Moderne.

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FOTO: K20 „Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat“von Kasimir Malewitsch.

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