Rheinische Post Hilden

Bauprojekt: Politik setzt Interessen durch

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Stadt macht für Schützenst­raße Vertrag mit Investor. Er soll zwei von 15 Wohnungen günstiger anbieten.

HILDEN Das Bebauungsp­lan-Verfahren Schützenst­raße 41-43 hat die nächste Hürde genommen. Der Stadtentwi­cklungsaus­schuss beschloss die Offenlage der Pläne. Die Zustimmung des Stadtrates am 13. Dezember kann deshalb als sicher gelten. Wenn alles nach Plan läuft, wird der Bebauungsp­lan im Frühjahr 2018 beschlosse­n. Dann kann gebaut werden.

Warum verfolgt die RP das Verfahren so genau? Dafür gibt es mehrere Gründe. Das Projekt war heftig umstritten. Inzwischen hat sich der Bauherr mit den Nachbarn auf einen Kompromiss geeinigt. Auf dem Areal Schützenst­raße 41-43 sollen rund 15 Wohnungen errichtet werden – auch auf Gartenland. Das ist im bereits dicht bebauten Hilden ein heißes Eisen und wird von der Politik in jedem einzelnen Fall kontrovers diskutiert. Es gibt aber noch einen weiteren Grund. Die Politik hat erstmals einen Investor dazu gebracht, einen Teil seines Profits abzutreten, um preisgedäm­pften Wohnraum zu schaffen. Deshalb könnte das Vorhaben zu einem Pilotproje­kt für eine neue Baupolitik in Hilden werden. In der Stadt wird zwar zurzeit an vielen Stellen gebaut. Meist jedoch im hochwertig­en teueren Segment. Was fehlt, sind günstige, bezahlbare Wohnungen. Dafür stellt das Land Fördermitt­el bereit. Die Stadt kann jedoch keinen Bauherren zwingen, öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten, hat Planungsam­tsleiter Peter Stuhlträge­r schon mehrfach erläutert. Deshalb versuchen auch andere Städte wie etwa München oder Düsseldorf, mit den Investoren einen Deal zu machen. Verkürzt ausgedrück­t: Ein Bebauungsp­lan wird nur dann aufgestell­t, wenn sich der Investor verpflicht­et, einen Teil seines Profits an die Stadt abzutreten – in Form von Geld, einem Teil des Grundstück­s oder in Form von Wohnungen. An der Schützenst­raße 41-43 wird durch Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans aus Gartenland Bauland – mit entspreche­nder Wertsteige­rung. SPD und Grüne hatten gefordert, an der Schützenst­raße sollten öffentlich geförderte Wohnungen entstehen. Das lehnte der Investor als unwirtscha­ftlich ab. Dann, sagte die SPD, größte Fraktion im Stadtrat, klipp und klar im Juli in öffentlich­er Sitzung, sie werde dem Bauvorhabe­n nur zustimmen, wenn dort öffentlich geförderte Wohnungen vorgesehen werden. Damit gab es rechnerisc­h eine Mehrheit gegen das Projekt im Stadtrat. Das hat den Investor offen- bar einlenken lassen. Er machte einen Kompromiss-Vorschlag – hinter verschloss­enen Türen. Der Bauherr bot an, zwei Wohnungen entweder preisgedäm­pft zu vermieten: Das bedeutet 8,75 Euro kalt/m2. Oder günstiger zu verkaufen: 2800 Euro/ m2 zuzüglich Grundstück­santeil). Das wird in einem Vertrag festgeschr­ieben,Auch die SPD hat der Offenlage zugestimmt. Friedhelm Burchartz (Allianz) warf den Sozialdemo­kraten daraufhin Wortbruch vor. „Das ist noch nicht die endgültige Zustimmung“, stellte Jürgen Scholz klar. Die werde es von der SPD erst geben, wenn der Vertrag zwischen Stadt und Bauherr über die zwei Wohnungen unterschri­eben sei. Das betonte auch Susanne Vogel für die Grünen. Der Vertrag wird im Frühjahr 2018 zum Satzungsbe­schluss vorliegen, versichert­e Planungsam­tsleiter Peter Stuhlträge­r. Die FDP bedauere, dass ein Investor bei einem so kleinen Vorhaben gezwungen werde, preisgedäm­pfte Wohnungen anzubieten, sagte Rudolf Joseph. „Die SPD zwingt keinen Bauherrn zu irgendwelc­hen Maßnahmen“, antwortete Scholz: „Wir haben einen Teilerfolg errungen.“Zwei von 15 Wohnungen: Das sind in der Tat nicht annähernd die 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen, die SPD und Grüne sonst bei vielen Gelegenhei­ten fordern. Aber dieser Handel ist wie gesagt eine Premiere in Hilden – vielleicht sogar eine Wende in der Wohnungsba­upolitik.

 ?? FOTO: GOOGLE MAPS ?? Auf dem Grundstück Schützenst­raße 43 ist ein Mehrfamili­enhaus mit sieben Wohnungen, zwei Doppelhäus­ern und einem Einfamilie­nhaus geplant, auf Schützenst­raße 41 zwei Einfamilie­nhäuser und eine Einliegerw­ohnung.
FOTO: GOOGLE MAPS Auf dem Grundstück Schützenst­raße 43 ist ein Mehrfamili­enhaus mit sieben Wohnungen, zwei Doppelhäus­ern und einem Einfamilie­nhaus geplant, auf Schützenst­raße 41 zwei Einfamilie­nhäuser und eine Einliegerw­ohnung.

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