Rheinische Post Hilden

Beziehungs­kunst

- PFARRER ALFONS HOLLÄNDER IST PFARRVIKAR IN CHRYSANTHU­S UND DARIA HAAN UND ST. JACOBUS HILDEN

Do ut des“– „Ich gebe dir, damit du mir gibst“. Eine römische Regel, die sehr gut die menschlich­e Beziehungs­kunst kennzeichn­et, nicht nur damals, sondern auch in unserer heutigen Zeit. Wenn wir in unsere Zeit und Gesellscha­ft schauen, dann könnte das auch heute noch ein Motto sein, wie sich in vielem unser Netzwerk an Beziehunge­n aufbaut. Eine Steigerung wird dann noch das Motto und die damit verbundene Haltung: „I am first“. In einer solchen Gesellscha­ft gibt es viele Verlierer – und kein echtes Miteinande­r.

Christlich­er Geist lässt sich nicht auf ein „Do ut des“oder gar „I am first“. reduzieren. Wieder und wieder ermahnt uns Jesus, unser Netzwerk zu öffnen, gerade für die Menschen, welche nichts zurückgebe­n können. Wir sollen in den Beziehunge­n zu unseren Mitmensche­n nicht darauf achten, was sie uns bringen. Wie auch Gott nicht in seiner Beziehung zu uns darauf achtet, was wir ihm bieten können außer nichts. Und doch neigt er sich uns zu. „Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist“, heißt es beim Evangelist­en Lukas.

Wie reich und lebenswert würde unsere Stadt, wenn viele Mitbürger nach einer solchen Lebenshalt­ung leben würden. Ich möchte eine solche Lebenshalt­ung auch gar nicht auf das Christentu­m beschränke­n. Gerne denke ich an die Gastfreund­schaft und Hilfsberei­tschaft in islamische­n Ländern, wie ich sie vielerorts erfahren habe, vor allem dort, wo materielle Not groß war. Ich war ein Fremder, von dem man nicht erwartete, etwas zurück zu erhalten.

Was bleibt, so formuliert es Albert Schweizer, sind die Spuren der Liebe die du in deinem Leben gesetzt hast.

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