Beziehungskunst
Do ut des“– „Ich gebe dir, damit du mir gibst“. Eine römische Regel, die sehr gut die menschliche Beziehungskunst kennzeichnet, nicht nur damals, sondern auch in unserer heutigen Zeit. Wenn wir in unsere Zeit und Gesellschaft schauen, dann könnte das auch heute noch ein Motto sein, wie sich in vielem unser Netzwerk an Beziehungen aufbaut. Eine Steigerung wird dann noch das Motto und die damit verbundene Haltung: „I am first“. In einer solchen Gesellschaft gibt es viele Verlierer – und kein echtes Miteinander.
Christlicher Geist lässt sich nicht auf ein „Do ut des“oder gar „I am first“. reduzieren. Wieder und wieder ermahnt uns Jesus, unser Netzwerk zu öffnen, gerade für die Menschen, welche nichts zurückgeben können. Wir sollen in den Beziehungen zu unseren Mitmenschen nicht darauf achten, was sie uns bringen. Wie auch Gott nicht in seiner Beziehung zu uns darauf achtet, was wir ihm bieten können außer nichts. Und doch neigt er sich uns zu. „Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist“, heißt es beim Evangelisten Lukas.
Wie reich und lebenswert würde unsere Stadt, wenn viele Mitbürger nach einer solchen Lebenshaltung leben würden. Ich möchte eine solche Lebenshaltung auch gar nicht auf das Christentum beschränken. Gerne denke ich an die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft in islamischen Ländern, wie ich sie vielerorts erfahren habe, vor allem dort, wo materielle Not groß war. Ich war ein Fremder, von dem man nicht erwartete, etwas zurück zu erhalten.
Was bleibt, so formuliert es Albert Schweizer, sind die Spuren der Liebe die du in deinem Leben gesetzt hast.