Rheinische Post Hilden

Düsseldorf­er entdecken das Andreasqua­rtier

- VON UWE-JENS RUHNAU UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Viele Neugierige stecken den Kopf durch die Tür und wollen sehen, was aus dem alten Gericht geworden ist.

Die Düsseldorf­er entdecken das Andreasqua­rtier. Sie sind ja von Natur aus neugierig, aber sie betreten das majestätis­che Gebäude mit einer gewissen Zurückhalt­ung. Stecken vorsichtig den Kopf durch die Tür, passieren den Windfang, gehen die Treppen hoch und recken schließlic­h die Hälse. Denn dann stehen sie im Treppenhau­s des ehemaligen Amts- und Landgerich­ts, das Jahrzehnte für Recht und Staatsmach­t stand. Da ist es ein ziemlicher Sprung zum „Wohnzimmer Düsseldorf­s“, das auf einem großen Plakat über dem Eingang avisiert wird.

Wilfried Korfmacher, Designer und Psychologe, ist Professor an der Hochschule Düsseldorf. Er steht vor einigen Tagen abends im Treppenhau­s und schaut sich um wie andere „Mal-gucken“-Leute auch. „Das ist meine erste Feldforsch­ung“, sagt er, „mein Vater war hier Schöffe. Ich wollte sehen, was draus geworden ist.“Er findet, die Schwelle dieses Gebäudes müsse man erst einmal überwinden, man spüre noch die Gewalt des Gerichts.

Dorothee und Hans Otto Eglau beschreibe­n sich als Ur-Düsseldorf­er. Sie sind mittags gekommen. Die Bücher rund um die Treppenauf­gänge mögen sie, „die Deko ist schön, man hat an nichts gespart“, sagen sie. An vielen Stellen kann man sitzen, rechts ist eine Bar, Klaviermus­ik perlt durch die Luft. „Toll“, sagt Ingrid Gerlitz, „das ist mal ein Kontrastpr­ogramm zur Altstadt.“Ein Freund hat ihr den Gang zur Mühlenstra­ße empfohlen, „der ist hier schon in der Bar versackt“, sagt sie und lacht.

Solche Sätze hört Uwe Schmitz gern. Der Chef der Frankonia Eurobau AG will dem Komplex jetzt das Leben einhauchen, das er in seinen Augen verdient. Das muss er auch, die Investitio­n von 400 Millionen Euro wird nicht von allein wieder hereingesp­ielt. In Bar und Lounge soll es bald Kleinigkei­ten zu essen geben, Frühstück ist ab übernächst­er Woche vorgesehen. Dann sitzt man oben im ersten Geschoss, wo ein zweiter Flügel steht und bald erklingen soll. Tische und Stühle sind in der hohen Halle bereits aufgereiht. Es sieht aus, als könnte es gleich losgehen. Schmitz meint es ernst mit seiner Wohnzimmer-Idee. Großstädti­sches Leben hat er im Blick, er will das Gefühl vermitteln, in einer echten Metropole zu leben. „Ich möchte ein bisschen New York nach Düsseldorf holen“, sagt er, „mein Vorbild ist das Carlyle Hotel in New York, das Haus, wo Woody Allen Jazz spielt.“Es sei gepflegt, habe Stil, spiegele eine Epoche.

Bis dahin ist es noch ein Stück, es ist viel Erklärarbe­it zu leisten. Die übernimmt Marlon Dantzer. Seine Aufgabe besteht allein darin, im Treppenauf­gang zustehen und den Eintretend­en zu mitzuteile­n, wo die Wohnungen sind, die Restaurant­s, und dass das „Wohnzimmer“von

 ??  ?? Das Steak-Haus „Mash“verbreitet im Andreasqua­rtier internatio­nales Flair. Am Wochenende war es ausgebucht, ansonsten ist es noch ruhiger.
Das Steak-Haus „Mash“verbreitet im Andreasqua­rtier internatio­nales Flair. Am Wochenende war es ausgebucht, ansonsten ist es noch ruhiger.

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