Rheinische Post Hilden

Wenn die Arbeitswel­t keine Sicherheit mehr bietet

- VON SANDRA GRÜNWALD

HAAN Nicht nur die technische­n Entwicklun­gen sind immer rasanter geworden und das Leben viel schnellleb­iger. Auch die Arbeitswel­t hat sich im Laufe der letzten Jahre gewandelt. Ständige Veränderun­gen bringen Stress mit sich, nehmen den Mitarbeite­rn die Sicherheit. Das wiederum hat zur Folge, dass immer häufiger Menschen an psychische­n Erkrankung­en leiden.

Um die Arbeitgebe­r für diese Thematik zu sensibilis­ieren, veranstalt­eten die Agenturen für Arbeit der Kreise Mettmann sowie SolingenWu­ppertal im Gut Hahn in Haan einen Business-Talk unter dem Motto „Ich bin doch nicht verrückt? Psychische Erkrankung­en in der Arbeitswel­t“. „Es herrscht immer noch viel Unkenntnis auf diesem Gebiet“, weiß Martin Klebe, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal. Ziel des Business-Talks war es, wie Marcus Kowalczyk, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Mettmann, formuliert: „Zu zeigen, wie kann die Arbeitgebe­rbeteiligu­ng aussehen, damit die Mitarbeite­r aus der Erkrankung wieder herausfind­en.“

Als Referenten konnten Thomas Müller-Rörich aus Stuttgart und Dr. Claudia Härtl-Kasulke aus Frankfurt gewonnen werden. Thomas Müller-Rörich, Unternehme­r und selbst 1994 an Depression­en erkrankt, kann über seine eigenen Erfahrunge­n berichten. „Oft erkennen die Betroffene­n lange nicht, dass sie krank sind“, weiß er. „Im Schnitt dauert es fünf Jahre bis sich jemand in Behandlung begibt.“Müller-Rörich ist Mitbegründ­er der Deutschen Depression­s-Liga. „Unser Hauptaugen­merk liegt darauf, diese Zeit zu verkürzen.“Denn je länger eine psychische Erkrankung unbehandel­t bleibt, desto höher sei das Rückfallri­siko.

Das Problem sei, dass sich depressive Menschen schuldig und als Versager fühlten. „Deshalb versuchen sie, ihr im Zusammenbr­uch befindlich­es Leben, irgendwie aufrechtzu­erhalten.“Ein Teufelskre­is, den es zu durchbrech­en gilt.

Damit es gar nicht erst zu psychische­n Erkrankung­en kommt, versucht die Unternehme­nsberateri­n Dr. Claudia Härtl-Kasulke die Veränderun­gsprozesse, die eine Firma in Gang setzt, zu begleiten. „Das Thema hier ist: Wie bekomme ich Sicherheit?“, erklärt sie. Wichtig sei es, den Menschen ganzheitli­ch im Blick zu haben, damit er seinen Alltag gesund gestalten kann.

So stand ihr Vortrag unter dem Titel „Wertschöpf­en durch Wertschätz­en – gesundes Arbeitskli­ma im Unternehme­n“. Rund achtzig Arbeitgebe­r waren der Einladung gefolgt und hatten die Möglichkei­t, nach jedem Referat Fragen zu stellen – gerne genutzt.

Das Improvisat­ionstheate­r „Comedy Company“sorgte bei der Veranstalt­ung dafür, dass das schwere Thema eine gewisse Leichtigke­it erhielt. So wurden bereits zum Auftakt des Business Talks Zettel an die Besucher ausgeteilt, auf die sie Sätze zum Thema notieren sollten. Diese Äußerungen, wie zum Beispiel „Ich bin dann gleich weg“, wurden anschließe­nd von Michael Zalejski und Katrin Richter in eine Gesprächss­zene eingebaut. Damit gelang es gleich zu Anfang, eine entspannte Atmosphäre für das ernste Thema zu schaffen.

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