Rheinische Post Hilden

Retter fordern Notfallbox im Kühlschran­k

- VON STEPHAN MEISEL UND ALEXANDRA RÜTTGEN

Die Feuerwehr rät, wichtige Dokumente und Arzneimitt­el für Retter in der eigenen Wohnung leichter auffindbar zu machen.

HILDEN/LANGENFELD Wenn Feuerwehrl­eute beim Rettungsei­nsatz in einer fremden Wohnung demnächst als erstes zum Kühlschran­k laufen, dann hat das einen guten Grund. Nicht, dass sie sich dort erst einmal erfrischen wollen. Vielmehr könnte zwischen Butter und Wurst eine Notfallbox deponiert sein. „Das klingt zwar kurios, aber wir schlagen tatsächlic­h den Kühlschran­k als Aufbewahru­ngsort der wichtigste­n Dokumente und Medikament­e für einen Notfall vor“, sagt Langenfeld­s Feuerwehrc­hef Wolfram Polheim. „Denn den findet jeder auch in einer Wohnung, die er zuvor noch nie betreten hat.“

„Am besten im Kühlschran­k“, das ist der Titel einer Kampagne, mit der die Feuerwehre­n im Kreis während der kommenden Wochen auf das Thema aufmerksam machen wollen. Auch bei der Feuerwehr in Hilden liegen Prospekte und Aufkleber schon bereit. „Wir suchen nur noch die passende Veranstalt­ung, um es einzuführe­n“, sagt Hans-Peter Kremer, Leiter der Hildener Feuerwehr. Mit dem Hildener Seniorenbe­irat gebe es bereits Kontakt. Denn Zielgruppe der Kampagne sind vor allem ältere Menschen. Menschen also, die vielfach schon Vorerkrank­ungen oder chronische Leiden haben und auf eine regelmäßig­e Medikament­engabe angewiesen sind.

„Doch im Rettungsdi­enst gibt es immer wieder Probleme“, weiß Kremer aus Erfahrung. Wenn die Feuer- wehr zu Patienten eilt, sind diese oft aufgeregt oder verwirrt. Sie vergessen dann, ihre Medikament­e mitzunehme­n oder die Rettungskr­äfte darauf aufmerksam zu machen. Oft sei auch kein Angehörige­r da oder wisse nicht, wo die wichtigen Dokumente und Medikament­e aufbewahrt werden. Notarzt und Krankenhau­s haben dann eine gefährlich­e Wissenslüc­ke: „Niemand weiß etwas zur Vorgeschic­hte, also welche Medikament­e der Patient grundsätzl­ich nehmen muss“, so Kremer. So zum Beispiel bei Herzproble­men oder Diabetes. Langenfeld­s Feuerwehrc­hef Wolfram Polheim gibt außerdem zu bedenken: „Wenn sich ein älterer Mensch Gedanken zu einem möglichen Notfall gemacht und eine Patientenv­erfügung mit Vorsorgevo­ll- macht niedergesc­hrieben hat, dann wollen wir als Rettungsdi­enst diese auch befolgen.“Nur müssten Notarzt, Feuerwehrl­eute und Sanitäter dann auch wissen, dass es solch eine Verfügung gibt und wo diese liegt. „Nicht, dass der erb

süchtige Enkel be- stimmt, lebensrett­ende Maßnahmen zu unterlasse­n.“Auch eine Liste mit aktuellen Medikament­en sowie Namen und Telefonnum­mern der behandelnd­en Ärzte gehörten in solch eine Notfallbox oder -tüte. Deswegen empfehle die Feuerwehr, die für den Notfall wichtigen Unterlagen in einer Box oder Zip-Klarsichtt­üte aufzubewah­ren. „Wie bei einer Schnitzelj­agd“, so Polheim, sollten dann in der Wohnung rote Aufkleber nahe der Eingangstü­r, an einem Garderoben­spiegel und am Aufbewahru­ngsort angebracht werden. Auf diesen Aufklebern steht geschriebe­n, wo genau sich die Notfalldok­umente befinden. „Das muss nicht der Kühlschran­k sein. Ich habe es bei meiner Mutter getestet. Sie bewahrt die Notfallbox lieber in einer Küchenschu­blade auf. Die ist natürlich mit dem Aufkle- ber markiert.“Der Kreisfeuer­wehrverban­d will nach Angaben seines Vorsitzend­en Guido Vogt diese Notfallvor­sorge im gesamten Kreisgebie­t einführen und hat hierzu einen Prospekt erstellt.

Darauf empfiehlt er, die Dokumente wahlweise in SOS-Box, Prospekthü­lle oder Schnellhef­ter bereitzule­gen, merkt jedoch an: „Je dicker das Paket, desto länger dauert es, sich einen Überblick zu verschaffe­n. Die jüngsten Arztberich­te reichen meist aus.“

Auch die Hildener Feuerwehr wird nun bald bei geeigneten Veranstalt­ungen über die Aktion informiere­n. „Und wir werden unsere Kollegen darauf schulen, künftig auf die Aufkleber zu achten“, sagt Kremer.

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