Rheinische Post Hilden

Waldbestat­tung ist umstritten

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Firma macht der Stadt ein lukratives Angebot. Es gibt aber auch eine Reihe von Risiken.

HILDEN Die Firma FriedWald GmbH möchte in Hilden einen Naturfried­hof eröffnen – den ersten in der Region. Das ins Auge gefasste Privatgelä­nde gehört zum Schlosshof Garath und liegt im Bereich von Haus Horst. Renate Knauf, zuständig für Waldakquis­e und Kommunalbe­ratung, erläuterte den Mitglieder­n des Umweltauss­chusses das Konzept am Ort. Dafür hatte sich Klaus-Dieter Bartel (Grüne) eingesetzt: „Das ist ein interessan­tes Projekt mit vielen Aspekten.“

FriedWald betreibt 60 Naturfried­höfe in Deutschlan­d. „Die Nachfrage in der Region Düsseldorf ist sehr hoch“, sagte Knauf: „Wir haben bereits Tausende Kunden in der Kartei.“In einem Fahrtzeitr­adius von 20 Minuten gebe es rund 700.000 potenziell­e Kunden. Die Fläche an der Horster Allee ist 36 Hektar groß. Sie würde nach und nach erschlosse­n. Der Friedwald bleibt als Erholungsg­ebiet für alle offen. Die Asche der Verstorben­en wird in einer biologisch abbaubaren Urne bestattet. Grabschmuc­k ist nicht zugelassen, nur eine Namenstafe­l am Baum. Kosten: von 765 Euro (Basisplatz) bis 6990 Euro für einen eigenen Baum mit zwei Plätzen. Der Laubwald bleibt naturbelas­sen. Zwei Zufahrten sind denkbar: eine von Hilden aus (Horster Allee), eine über Düsseldorf­er Stadtgebie­t (Am Kapeller Feld/An den Garather Hütten). Dort gibt es bereits einen Schotter-Parkplatz.

Nur Kommunen und Kirchen dürfen Friedhöfe betreiben. Deshalb wäre die Stadt Hilden der Träger des Friedwalde­s. Betrieben würde er von der Firma. Die Stadt erhält eine Umsatzbete­iligung. Auf kommunalen Friedhöfen beträgt die Ruhezeit 15 bis 20 Jahre. Friedwald bietet bis zu 99 Jahre an. Was, wenn das Unternehme­n plötzlich zahlungsun­fähig wird? Dann müsste die Stadt die eingegange­nen Verträ- ge erfüllen und den Friedwald so lange wie versproche­n weiterbetr­eiben. Die Kommune betreibt aber bereits drei Friedhöfe in Hilden. Und weil immer mehr Urnen statt Särge beigesetzt werden, bleiben immer mehr Flächen zwischen den Grabstelle­n frei. Zwischen 1800 und 2300 Quadratmet­er Grabfläche pro Jahr werden auf den Hildener Friedhöfen nicht mehr benötigt, hat Amtsleiter Ulrich Hanke ausgerech- net: „Tendenziel­l wird diese Zahl weiter steigen.“Die Friedhöfe müssen aber unterhalte­n werden. Das geschieht zum einen über die Friedhofsg­ebühren. „In einiger Zeit werden die Gebühren stark bis sehr stark steigen“, glaubt Hanke. Knapp ein gutes Drittel der Friedhöfe (etwa 80.000 Quadratmet­er) gelten als „öffentlich­es Grün“. Ihr Unterhalt wird nicht über die Gebühren, sondern aus der Stadtkasse bezahlt.

Je weniger Menschen auf den drei kommunalen Friedhöfen bestattet werden, um so mehr „öffentlich­es Grün“muss unterhalte­n werden. „Wir sind keine Konkurrenz zu den bestehende­n Bestattung­sarten, sondern eine Ergänzung“, betont Renate Knauf von Friedwald. Das stimmt nicht ganz. Jeder Verstorben­e, der nicht auf dem kommunalen Friedhof bestattet wird, verschlech­tert die Auslastung.

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