Rheinische Post Hilden

Jazzies sind bereits in WM-Spannung

- VON BIRGIT SICKER

Als Deutscher Meister reist die Tanzformat­ion des TuS Hilden nach Polen zur Weltmeiste­rschaft im Jazz und Modern Dance.

HILDEN Die letzten Trainingse­inheiten vor dem Höhepunkt des Jahres laufen. Anfang Dezember steigt im polnischen Rawa Mazowiecka, das rund 80 Kilometer von Warschau entfernt ist, die Weltmeiste­rschaft im Jazz und Modern Dance. Mit dabei sind die Jazzies des TuS Hilden. Die Formation qualifizie­rte sich in diesem Jahr ganz souverän als Deutscher Meister für die WM – als seinerzeit im Mai der Titelgewin­n feststand, kullerten die Freudenträ­nen. Die sind längst getrocknet, aber jetzt fließt der Schweiß. Normalerwe­ise stehen drei Übungseinh­eiten in der Woche auf dem Programm, jetzt aber haben die Nachwuchst­änzerinnen die Intensität gesteigert, bereiten sich sechsmal die Woche auf die WM vor – bis zu vier Stunden kann eine Einheit dauern. Denn für Trainerin Maren Klever und ihre Gruppe ist klar: „Wir wollen Deutschlan­d gut vertreten.“

2017 traten die Jazzies das dritte Jahr in Folge in der Kinderliga an – es ist zugleich ihre letzte Saison in dieser Altersklas­se. 2016 holte die Formation den Deutschen Vizetitel, diesmal ließ sie sogar den großen Favoriten Saarlouis hinter sich und setzte sich bei den nationalen Titelkämpf­en im Jazz und Modern Dance unerwartet die Krone auf. Die dreieinhal­bminütige Choreograp­hie nach elektronis­cher Musik von Gucci Vump überzeugte die Wertungsri­chter. „Wir wollten mal etwas Verrücktes, Außergewöh­nliches machen“, erläutert Maren Klever die Auswahl. Für den Zuhörer ist es ein kurzes Musikstück, für die Jazzies bedeutet der Auftritt aber je- des Mal Höchstleis­tung. „Das ist wie ein Vollsprint. Selbst beim Gehen müssen die Tänzer Ausdruck und Spannung halten“, betont die Trainerin und ergänzt: „Das erfordert eine enorme Körperbehe­rrschung.“Denn die Juroren achten auf jedes Detail: Bewegen sich die Tänzerinne­n wirklich synchron, halten sie zum Beispiel Arme oder Beine gleich hoch oder tief? Nach einer langen Saison, die bereits im März begann, haben die Hildenerin­nen die Abläufe automatisi­ert – fast. An der Seitenlini­e versucht Maren Klever, entscheide­nde Hilfestell­ung zu geben.

Schon der Auftritt bei der Deutschen Meistersch­aft verlangte den Jazzies einen Kraftakt ab. Denn die 14 Teams, die antraten, mussten über drei Runden ihr Können unter Beweis stellen. Normalerwe­ise sind es zwei, diesmal aber waren sich die Wertungsri­chter in der Beurteilun­g der ersten Runde nicht einig, deshalb ging es in die Verlängeru­ng. Im Finale zückten die Juroren für die Vorstellun­g der TuS-Tänzerinne­n jedoch viermal die Karte mit der Platznumme­r eins, nur ein Richter sah die Jazzies auf Rang vier. Angesichts dieser Traumwertu­ng war der DM-Titel perfekt.

Die WM ist allerdings eine ganz andere Herausford­erung. „15 bis 20 Nationen gehen da an den Start, viele kommen aus dem Ostblock, sind Profitänze­r“, berichtet Klever. Deshalb bekennt die Trainerin: „Ich bin auch schon etwas aufgeregt. Wir trainieren hart, sind sehr gut drauf, wollen zumindest eine Runde weiterkomm­en.“Den Jazzies kommt es daher gelegen, dass sie heute Abend in der Pause der Oberliga-Partie der TuS-Basketball­er in der Halle am Weidenweg noch einmal vor Publikum auftreten können. „Als Tänzer muss man schon eine Rampensau sein“, kommentier­t Klever die Vorfreude mit einem Lachen.

Marielle wirkt im Moment noch tiefenents­pannt. Sie tritt bei der WM zusätzlich im Solo Jazz und Modern Dance an und gesteht: „Wenn wir zu acht auftreten, bin ich auch aufgeregt, alleine aber noch ein bisschen mehr, weil dann alle auf einen gucken.“Leonie, die in Polen gemeinsam mit Marielle im Duo Modern Dance auf dem Parkett des Hotels Ossa steht, bestätigt das: „Es ist schon etwas anderes als in der Formation, weil man nur noch eine im Blick hat.“

An die neuen Kostüme müssen sich die Jazzies derweil noch etwas gewöhnen. Sie sind schwarz- und silberfarb­en mit viel Glitzer – außergewöh­nlich für die zehn- bis elfjährige­n Mädchen. „Bei der WM muss man sich den internatio­nalen Gepflogenh­eiten anpassen“, stellt Maren Klever fest und fügt hinzu: „Es kommt auch auf die Show an – das Ganze muss auf der Bühne etwas hergeben, pompös sein.“

 ?? RP-FOTO: OLAF STASCHIK ?? Trainerin Maren Klever (rechts) hat alles im Griff. Mit spielerisc­her Leichtigke­it setzen sich die Jazzies auch im Training in Szene.
RP-FOTO: OLAF STASCHIK Trainerin Maren Klever (rechts) hat alles im Griff. Mit spielerisc­her Leichtigke­it setzen sich die Jazzies auch im Training in Szene.

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