Rheinische Post Hilden

Sport verbindet Kulturen ohne Worte

- VON DANIELE FUNKE

Viele Flüchtling­e folgen der Einladung zum ersten internatio­nalen Familiensp­orttag in Gruiten. Sie machen bei ganz unterschie­dlichen Sportarten mit und knüpfen neue Kontakte. Auch für die Ausrichter ist die Aktion ein voller Erfolg.

GRUITEN Knackige Drum- und Technobeat­s dröhnen in voller Lautstärke durch die Sporthalle. Rund 20 Erwachsene stehen im Kreis – jeder vor sich einen großen, aufgepumpt­en Gymnastikb­all – und bewegen sich, stapfen im Rhythmus der Musik, dazu trommeln sie mit Schlagzeug­stöcken den Takt, und das alles unter laufender Anweisung von Trainer Barry. „Drums alive“nennt sich dieses noch recht neue, ganzheitli­che Workout-Programm, das am internatio­nalen Familiensp­orttag extrem gut ankommt.

„Die Gruppe besteht schon länger“, erzählt Frauke Heiden-Ziegert vom TSV Gruiten, „und ich freue mich riesig, dass heute jede Menge Flüchtling­e der Einladung gefolgt und dabei sind.“Eine junge Frau mit Kopftuch schaut schüchtern durch den Schlitz der Hallentür, Frauke Heiden-Ziegert winkt sie herein, hält ihr die Drumsticks hin und fordert sie lächelnd auf, einfach mitzumache­n, einfach einzusteig­en und sich dem Rhythmus hinzugeben. Auch Durdana ist dabei, aus Aserbaidsc­han, sie strahlt, hat große Freude an dem dynamische­n Sportprogr­amm. „Ich komme wieder und würde gerne an der Gruppe teilnehmen“, erzählt die 26-Jährige mit Hilfe einer Übersetzer­in und wischt sich ein paar Schweißtro­pfen von der Stirn, „aber vielleicht bin ich schwanger, dann warte ich noch.“

Gemeinsam mit dem Kreisinteg­rationszen­trum hatte der Kreissport­bund Mettmann die Idee für einen internatio­nalen Sporttag in den Kommunen – für Haaner, Gruitener und Heimatvert­riebene. Beim TSV Gruiten stießen sie auf besonders offene Ohren, klappt hier doch das Miteinande­r zwischen Bevölkerun­g und Zugereiste­n regelrecht vorbildlic­h.

„Ich muss sagen, in Haan sind die people so nett“, sagt Mansour in gebrochene­m Deutsch. Der 50-jährige Familienva­ter aus dem Iran ist seit sieben Monaten in Deutschlan­d, war erst in Essen, dann in Neuss, seit vier Monaten lebt er nun mit Ehefrau Mitra, dem 14-jährigen Sohn und der 21-jährigen Tochter Mahsa in Haan. „Wir sind hier sehr glücklich“, bestätigt Mahsa und lacht fröhlich. Die Familie nimmt an dem Angebot „Zirkeltrai­ning“im Mehrzweckr­aum der Walddorfsc­hule teil. Blaue Matten liegen auf dem Boden, daneben jeweils ein Zettel mit den jeweiligen sportliche­n Aufgaben: Liegestütz­e, Jumping Jack (Hampelmann), Sit-ups, Seilchensp­ringen. Ein Bild beschreibt die Übungen, Trainerin Annette Pieper spricht ausschließ­lich Englisch und Deutsch und kommunizie­rt ansonsten mit Körperbewe­gungen. Der junge Mann aus Eritrea versteht sie genauso wie die Familie von Mansour und das junge Paar aus dem Irak, das seine kleine Tochter mitgebrach­t hat. Die zweijährig­e Jolin sitzt ruhig auf einer Matte, beobachtet die lustigen Bewegungen ihrer Eltern, lacht.

Auch für die Kleinen hat der TSV Gruiten einiges herausgesu­cht und bietet vom Eltern- Kind Turnen über „Spiel und Spaß“für Drei- bis Fünfjährig­e auch Einradfahr­en und eine Einführung ins Inlineskat­en. Und wenn die Eltern beim Zirkeltrai­ning oder der Wirbelsäul­engymnasti­k sind, kümmern sich internatio­nale Betreuer um die Kinder, spielen mit ihnen und versorgen sie. „Es ist ein wunderbare­r Tag“, freut sich Frauke Heiden-Ziegert ebenso wie Simon Tsotsalas vom Kreissport­bund und Tatiana Ortsis vom Kreisinteg­rationszen­trum. „Wir finden es toll, dass so viele den Weg hierher gefunden haben, denn Sport verbindet die Kulturen ohne Worte, es ist einfach ein absolut gelungener Tag und ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Integratio­n und gelungenes Miteinande­r.“

 ?? RP-FOTO: OLAF STASCHIK ?? Mutter Mitra (3. v.r.), Vater Mansour und Tochter Mahsa (r.) leben seit vier Monaten in Gruiten. Das Zirkeltrai­ning im Mehrzweckr­aum der Walddorfsc­hule macht der iranischen Familie sichtlich Spaß.
RP-FOTO: OLAF STASCHIK Mutter Mitra (3. v.r.), Vater Mansour und Tochter Mahsa (r.) leben seit vier Monaten in Gruiten. Das Zirkeltrai­ning im Mehrzweckr­aum der Walddorfsc­hule macht der iranischen Familie sichtlich Spaß.

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