Rheinische Post Hilden

Die Heimat bleibt immer im Herzen

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An ihr ist nichts Zögerliche­s: Wenn Razeea Lindner spricht, wenn sie von ihrer Heimat Mauritius schwärmt, über ihren verstorben­en Mann und ihren Sohn erzählt, dann sagt die Hildenerin klar und fest und mit warmer Stimme genau das, was sie meint. Warmherzig ist es, wenn sie ihre Familie aufleben lässt in diesen Erzählunge­n, klar und unmissvers­tändlich kommt es auch rüber, wenn sie die aktuellen Dinge der Welt beschreibt. Und wunderbar ist es, wenn sie lacht. Sie ist Künstlerin und stellt, ganz logisch, derzeit in der Ratinger Künstlerlo­ge an der Ecke Bahnstraße/Calor-Emag-Straße aus. Ihre Bilder unter dem Titel „Fragmentar­isch – Hannah Ahrendt“werden bis zum 7. Januar dort zu betrachten sein – natürlich rund um die Uhr, wie es bei dem durch die Verglasung stets einsehbare­n Häuschen so gut möglich ist. Razeea Lindner zeigt Bilder in Mischtechn­ik, zum Teil mit alten Stoffen aus dem Zweiten Weltkrieg, überarbeit­et mit Acryl. Motiv ist im weitesten Sinne Hannah Arendt, „Jüdin, Exilantin, Frau ... wie sie sich selbst einmal bezeichnet­e“, sagt die Künstlerin, und: „Eine der bedeuteten politische­n Philosophi­nnen des 20. Jahrhunder­ts, die von den Ideen des Augustinus, Rachel Varnhagens, Emanuel Kants genauso geprägt wurde wie von ihren Lehrern Martin Heidegger, Karl Jaspers und der Denkgemein­schaft mit ihrem Ehemann Heinrich Blücher. Sie hat daraus ihre eigenen, starken Ideen entwickelt und gibt uns Impulse in jeder Hinsicht und in allen Aspekten des Lebens – wenn wir uns nur darauf einlassen.“Der Ausstellun­gsort ist Lindner schon seit den Kindertage­n ihres Sohnes bekannt – der ist jetzt 29 Jahre alt und studiert Physik. Damals fuhr sie von ihrem Wohnort Hilden gelegentli­ch mit ihm zum Blauen See. Die Künstlerlo­ge fiel ihr auf, weil sie selbst damals ein ähnliches Atelier hatte. Wenn man ihr gut zuhört, dann wird schnell klar, dass sie immer ihre Heimat Mauritius im Herzen hat, aber nicht so, dass sie dauernd ihr deutsches Leben mit dem ihrer Kindheit vergleiche­n würde. Aber: Sie wärmt sich an einer wunderbare­n Kindheit in einer liebevolle­n Familie mit verständni­svollen Eltern und mit den drei Geschwiste­rn, mit Sonne, kreolische­m Essen, abenteuerl­ichen Gewürzen, tollen Gerüchen. „Jeder Mensch ist ein Anfang, dem durch die Tatsache seiner Geburt das Vermögen gegeben ist, Neues in Bewegung zu setzen“, sagt sie. Sie hat nach dem Abitur auch einen neuen Start auf einem anderen Kontinent, studierte zunächst auf Diplom Kunst in England, dann in Paris, arbeitete schließlic­h in einem Düsseldorf­er Designerbü­ro und gestaltete dort unter anderem ein Sammlergla­s für einen großen deut- schen Glasproduz­enten, entwarf auch mal einen Teppich. Seit 1993 arbeitet Lindner als freie Künstlerin und hat eine ganz lange Liste von Ausstellun­gen im In- und Ausland. Und was ihre Internatio­nalität betrifft, so sei auch erwähnt, dass sie ihren Mann in der Toskana kennengele­rnt hat. Doch nun geht es auf Weihnachte­n zu. Da steht sicher auch für Razeea Lindner das auf dem Programm, was landauf, landab die Herzen bewegt: „Driving home for Christmas“. In ihrem Fall heißt es jedoch flying home for Christmas. Mutti wohnt fast 10.000 Kilometer und knapp einen halben Tag Flugzeit entfernt.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Razeea Lindner zeigt in der Künstlerlo­ge ihre Bilder zum Thema „Fragmentar­isch – Hannah Ahrendt“.

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