Rheinische Post Hilden

„Cool: Wir haben den Tabellenfü­hrer besiegt“

- BIRGIT SICKER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

METTMANN In den vergangene­n beiden Spielzeite­n kämpften die Handballer­innen von Mettmann-Sport in schöner Regelmäßig­keit um den Verbleib in der Oberliga. Jetzt wollte Steffi Veermann mit ihrer Mannschaft an der Spitze mitmischen. Ein klassische­r Fehlstart und der Absturz ans Tabellenen­de ließen den Traum der Trainerin jedoch erst einmal in weite Ferne rücken. Erst am sechsten Spieltag gab es den ersten Sieg – und es folgten gleich zwei weitere. Eine faustdicke Überraschu­ng war zuletzt der Erfolg über Spitzenrei­ter GSG Duisburg. Hätten Sie sich in Ihren schlimmste­n Alpträumen fünf Niederlage­n in Folge zum Saisonauft­akt vorgestell­t? VEERMANN Nein, erst nicht, aber als sich Kim Spiecker verletzte, war mir schon klar, dass die ersten Spiele nicht leicht werden. Durch den Ausfall mussten wir in Angriff und Deckung umstellen, auf der rechten Seite fehlte nun ein Linkshände­r. Die Spielzüge laufen dann anders, das Timing ist einfach anders. Wenn eine Leistungst­rägerin wie Kim wegbricht, müssen die anderen lernen, mehr Verantwort­ung zu tragen. So ein Ausfall ist schwer zu kompensier­en. Es waren aber auch einige unnötige Niederlage­n dabei. Spiele, die wir mit ein bis drei Toren verloren haben, hätten wir auch gewinnen können. Bis zur 45. Minute lief es immer ganz gut, dann waren wir mit der Kraft und dem Kopf am Ende. Da waren wir nicht breit genug aufgestell­t. Was macht die Mannschaft in den letzten drei Begegnunge­n besser? VEERMANN Seit Kim wieder dabei ist, ist die Verantwort­ung wieder anders auf den Schultern verteilt. Kim zieht die anderen mit. Man braucht immer eine erfahrene Spielerin, die vorneweg geht. Der Rest der Mannschaft ist zu unerfahren, zu ängstlich. Die jüngeren Spielerinn­en waren bisher noch nie Führungspe­rsönlichke­iten, Kim ist aber eine. Sie ist in Mettmann groß geworden, arbeitet für Mettmann-Sport. Loreen Jakobeit steht mit 72 Toren auf Rang zwei der Torjägerli­ste in der Oberliga. Ist sie im Angriff die Mettmanner Lebensvers­icherung? VEERMANN Im Zusammensp­iel mit Kim ist Loreen nicht auszurechn­en. Dabei fällt es nicht auf, dass sie so viele Tore erzielt hat. Sie macht sie einfach, lässt aber auch noch viel liegen. Kim ist da ganz anders, sie nutzt ihre Chancen viel offensiver, knallt die Bälle rein. Loreen macht das eher so heimlich, ist aber eine totale Leistungst­rägerin und in der Offensive unverzicht­bar. Sie schafft unheimlich viele Räume und findet immer einen Platz zum Durchkomme­n. Der Rest der Mannschaft lernt, mitzuspiel­en. Was rechnen Sie sich in den letzten vier Begegnunge­n der Oberliga-Hinrunde aus? VEERMANN Es waren sicher nicht die letzten Punkte, die wir geholt haben. Wir wollen weiterhin gute Spiele bringen und unsere Leistung abrufen. Wir haben den Tabellenfü­hrer GSG Duisburg geschlagen. Das war kein leichtes Unterfange­n, zumal auswärts – das muss man uns erst einmal nachmachen. Als nächstes geht es in einer Woche gegen den Tabellendr­itten TV Aldekerk II . . . VEERMANN Das wird lustig, denn ich muss gegen meine eigene Tochter spielen, die für Aldekerk aufläuft. Schon jetzt liefern wir uns zu Hause einen verbalen Kampf. In Mettmann geben wir aber keine Punkte mehr ab. Wenn alles gut läuft, wir unverletzt bleiben und fleißig trainieren, können wir noch ein paar Überraschu­ngen einfahren. Die Mannschaft muss sich einfach mehr zutrauen. Anfangs haben die Negativerl­ebnisse der letzten Jahre noch

Das coole Gefühl: Wir haben den Tabellenfü­hrer besiegt, haben als Mannschaft das geschafft, was noch keiner geschafft hat. Das Team funktionie­rt gut, Teamgeist haben wir und auch die Führungssp­ieler. Jetzt müssen gerade die jungen Spielerinn­en lernen, auch Fehler zu machen. Die wollen immer perfekt spielen, weil sie Negativerl­ebnisse in anderen Vereinen hatten, wenn sie Fehler gemacht haben. Wir arbeiten daran, dass sie aus ihren Fehlern lernen und sich positiv entwickeln. Sie müssen aber auch lernen, zuzuhören. Und es ist sehr wichtig, dass sie Vertrauen haben. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Mit drei Siegen ist man Tabellenfü­hrer. So weit denken wir aber gar nicht. Wir wollen unser Repertoire abrufen, das, was wir können, und dann schauen wir mal.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Steffi Veermann findet immer öfter Gehör bei ihrer Mannschaft – der Erfolg gibt der Mettmanner Trainerin recht.

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