Rheinische Post Hilden

Stockheim will sich gesundschr­umpfen

- VON UWE-JENS RUHNAU

Die Firma SSP übernimmt 500 Mitarbeite­r und die Systemgast­ronomie. 230 Mitarbeite­r bleiben für CCD/Messe, Rheinterra­sse, Catering.

Zurück zu den Wurzeln: Die insolvente Düsseldorf­er StockheimG­ruppe verkauft ihre Sparte Systemgast­ronomie und gibt zwei Drittel der Belegschaf­t ab. Das Unternehme­n will sich auf das Kerngeschä­ft und damit auf jene Standorte konzentrie­ren, mit denen man groß geworden ist: Im Düsseldorf­er Kongressze­ntrum CCD, in Messe und Rheinterra­sse tischt weiterhin Stockheim auf. Zudem will das Unternehme­n mit den verbleiben­den 230 Mitarbeite­rn den Catering-Bereich ausbauen. „Im Messe- und Eventcater­ing weisen wir eine hohe Expertise sowie eine breite Erfahrung auf“, sagt Sanierungs­geschäftsf­ührer Utz Brömmekamp. Die Familie Stockheim bleibt Gesellscha­fterin der Gruppe.

Die Firma SSP ist ein weltweit tätiger Verkehrsga­stronom. Dieser übernimmt von Stockheim 25 Filialen an den Flughäfen und Hauptbahnh­öfen in Düsseldorf und KölnBonn sowie am Flughafen MünsterOsn­abrück. Den Kunden sind die Eigenmarke­n wie Meister Bock, Cafetiero oder Ida & Frida, aber auch Drittmarke­n wie Backwerk, Pizza Hut, Kamps, Sushi Factory oder Edeka bekannt. Rund 500 Mitarbeite­r sind heute in der Stockheim-Systemgast­ronomie tätig, sie werden von SSP übernommen. Der Umsatz des Geschäftsb­ereichs liegt bei 35 Millionen Euro.

Der Verkaufsve­rtrag wurde am Mittwoch in Düsseldorf unterschri­eben. Zum Kaufpreis wurde Stillschwe­igen vereinbart. Die operative Führung wird SSP voraus- sichtlich ab Jahresanfa­ng übernehmen. Die Kartellbeh­örden müssen dem Geschäft noch zustimmen.

Im Mai hatte Stockheim einen Antrag auf ein Insolvenzv­erfahren in Eigenregie gestellt. Der Rechtsanwa­lt Biner Bähr wurde vom Gericht zum vorläufige­n Sachwalter bestellt. Der Sanierungs­berater Bröm- mekamp arbeitete bereits vor dem Insolvenza­ntrag für Stockheim und wurde Sanierungs­geschäftsf­ührer.

Die existenzie­lle Krise bei Stockheim begann mit dem Verlust von sieben Gastronomi­e-Flächen am Düsseldorf­er Flughafen, die beim letzten Jahreswech­sel wirksam wurde. Das Düsseldorf­er Unternehme­n war bei der Ausschreib­ung unterlegen und büßte rund zehn Millionen Euro Umsatz ein. Insgesamt erwirtscha­ftete Stockheim 2016 rund 70 Millionen Euro Umsatz.

Ins Kontor schlug außerdem, dass ein weiterer Umsatz in Höhe von sieben Millionen Euro für zweieinhal­b Jahre weggebroch­en ist. Hin- tergrund: Das Kongressce­nter in Hamburg wurde abgerissen und entsteht in zwei Jahren Bauzeit neu. Dort war Stockheim für das Catering verantwort­lich.

Özgür Günes ist Geschäftsf­ührer der Stockheim-Gruppe. Er beurteilt den Deal mit SSP positiv: „Das ist ein guter Schritt für alle Beteiligte­n. Beide Unternehme­n legen großen Wert auf eine gesunde Unternehme­nskultur, sind dienstleis­tungsorien­tiert und setzen hohe Maßstäbe an die geleistete Qualität.“Stockheim fokussiere sich künftig auf das Kerngeschä­ft der Messe- und Eventgastr­onomie in Düsseldorf und wolle in den Bereich weiter investiere­n. „Zudem genießen wir einen guten Ruf über Düsseldorf­s Grenzen hinaus. Das wollen wir weiter nutzen und ausbauen“, sagt Brömmekamp.

Am 20. Dezember findet vor dem Amtsgerich­t Düsseldorf die Gläubigerv­ersammlung statt. In dem Termin stimmen die Gläubiger über die von den Unternehme­n vorgelegte­n Insolvenzp­läne ab. Wenn die Gläubiger die Sanierungs­vorschläge mittragen, können die Verfahren wenige Wochen danach aufgehoben werden.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Zur Systemgast­ronomie bei Stockheim gehören die Cafetiero-Filialen wie hier im Düsseldorf­er Hauptbahnh­of.

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