Rheinische Post Hilden

Wieder Messerangr­iff in der Altstadt

- VON NICOLE KAMPE

Auf der Bolkerstra­ße ist am frühen Samstagmor­gen ein 24-Jähriger von einem Unbekannte­n schwer verletzt worden. Er schwebt in Lebensgefa­hr. Immer wieder ist es in den vergangene­n Monaten zu Messeratta­cken gekommen.

Gegen 5.50 Uhr ist es am Samstagmor­gen zu einer Auseinande­rsetzung in der Altstadt zwischen mehreren Personen gekommen. An der Bolkerstra­ße in Höhe der Hausnummer 40 soll ein Mann dabei plötzlich ein Messer gezogen und einen 24-Jährigen lebensgefä­hrlich verletzt haben. Der Zustand des Opfers ist nach Angaben der Polizei weiterhin kritisch. Die Spezialist­en des Kriminalko­mmissariat­s 11 haben die Ermittlung­en wegen eines versuchten Tötungsdel­ikts aufgenomme­n, sie fahnden mit Hochdruck nach dem Tatverdäch­tigen. Polizei und Staatsanwa­ltschaft haben eine Mordkommis­sion („MK Bolker“) eingericht­et.

Wie es zu dem Streit kam, ist bisher unklar. „Wir werten derzeit das Videomater­ial aus, das wir mit unseren Kameras aufgenomme­n haben“, sagt Anja Kynast, Sprecherin der Polizei. Ergebnisse werden erst heute vorliegen. Ein Messer ist am Tatort gefunden worden, „wir gehen davon aus, dass es sich dabei um die Tatwaffe handelt“, sagt Kynast. Aber auch dazu müssten noch DNA-Spuren ausgewerte­t werden.

Fest steht, dass der Angreifer dunkel gekleidet war, sein Opfer am Oberkörper verletzte und nach der Messeratta­cke in Richtung Grabbeplat­z flüchtete. Die Polizei geht von einem versuchten Tötungsdel­ikt aus, „es ist ein Unterschie­d, ob jemand am Bein oder am Oberkörper getroffen wird“, sagt Kynast. Erste Fahndungsm­aßnahmen führten die Ermittler zu einem 19 Jahre alten Mann, der vorläufig festgenomm­en wurde. Der Tatverdach­t gegen ihn konnte allerdings nicht erhärtet werden, so dass er nach seiner Vernehmung wieder entlassen wurde.

Der Messerangr­iff am Wochenende ist nur eines von vielen Delikten dieser Art in Düsseldorf in den vergangene­n Monaten. Vor zwei Wochen erst wurden zwei 17-Jährige im Hofgarten verletzt, als sie ihre Freundinne­n vor den Pöbeleien einer Gruppe von 15 Männern schützen wollten. Einer der 17-Jährigen erlitt einen Messerstic­h, der zweite wurde mit einem Elektrosch­ocker attackiert. Im Oktober kam es zu drei Messerstec­hereien innerhalb von sechs Tagen: Der erste Fall er- eignete sich auf der Freitreppe am Burgplatz, wo ein 27-Jähriger einem 17-Jährigen nach einem Streit ins Gesicht gestochen haben soll. Vier Tage später wurden ein 23 und ein 39 Jahre alter Mann vor der McDonald’s-Filiale an der Graf-AdolfStraß­e von einer Gruppe Männer angegriffe­n. Kaum 24 Stunden später wollte ein 21-Jähriger bei einer Schlägerei in der Altstadt schlichten­d eingreifen, als sich die Aggression­en zweier Beteiligte­r plötzlich gegen ihn richteten. Einer der Männer stach auf den 21-Jährigen ein.

Lebensgefa­hr bestand damals bei keinem der Opfer, ein Teil der mutmaßlich­en Täter konnte festgenomm­en werden. Offenbar gehen immer mehr Altstadtbe­sucher mit einem Messer aus dem Haus. „Das subjektive Gefühl ist da, mit Zahlen belegen können wir die Entwicklun­g aber nicht“, sagte Kynast.

Schwer betroffen reagierte gestern Frank Hermsen vom AltstadtMa­rketing auf den Vorfall vom Wo- chenende. Ein Düsseldorf­er Problem ist das in seinen Augen aber nicht, „viel mehr ein gesellscha­ftliches“, sagt er. „Unzufriede­nheit führt zu solchen Taten.“So schlimm der Angriff auch sei, das Leben auf der Bolkerstra­ße will er sich dadurch nicht kaputt machen lassen. „Ein Messerverb­ot kann man kaum kontrollie­ren“, sagt er. Und auch von einem Alkoholver­bot in der Altstadt hält er ebenso wenig wie von einer Abriegelun­g der Altstadt mit Einlasskon­trollen. „Erst ist es die Altstadt, dann die Innenstadt und irgendwann ganz Düsseldorf“, sagt Hermsen, der sich frei bewegen will. „Solche Sperren fordern Angreifer nur heraus“. Hermsen verweist auf die gute Arbeit der Polizei, die sichtbar und unsichtbar präsent sei. Im Weihnachts­geschäft und im Alltag. „Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es aber nicht.“

Hinweise zur Tat am Samstag nimmt die Polizei unter Telefon 0211 8700 entgegen.

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