Rheinische Post Hilden

Sieg der Unabhängig­en

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Der Lilienfeld-Verlag erhält den ersten Verlagspre­is des Landes NRW.

(her) Wer die großen Filial-Buchhandlu­ngen unserer Zeit betritt, der kennt höchstens eine Handvoll deutscher Verlage. Es sind oft die gleichen Namen, deren Bücher die Bestseller­listen füllen. Suhrkamp, Kiepenheue­r und Witsch, Fischer, vielleicht noch Beck – aber dann? Dass sich daran etwas ändert, von Jahr zu Jahr etwas mehr, das ist auch und vielleicht gerade ein Verdienst von Axel von Ernst und Viola Eckelt. 2006 haben sie den unabhängig­en Lilienfeld-Verlag in Düsseldorf gegründet. Es ist auch ein Kampf um Aufmerksam­keit, den sie seither führen. Dafür werden sie jetzt belohnt.

Heute Abend bekommt der Lilienfeld-Verlag mit Sitz an der Ackerstraß­e in Flingern den Verlagspre­is des Landes Nordrhein-Westfalen, den die Landesregi­erung erstmals ausgelobt hat. Gemeinsam mit der Regionalge­schäftsste­lle des Börsenvere­ins des Deutschen Buchhandel­s verleiht das Land nun alle zwei Jahre einen mit 20.000 Euro dotierten Preis für unabhängig­e literarisc­he Verlage, die einen Beitrag zur kulturelle­n Vielfalt leisten. Lilienfeld hat sich bei der Jury gegen rund 40 andere Verlage durchgeset­zt, die sich ebenfalls um den Preis beworben hatten.

Kultur- und Wissenscha­ftsministe­rin Isabell Pfeiffer-Poensgen (parteilos) begründet das so: „Verlage mit einem dezidiert literarisc­hen oder künstleris­chen Programm wie Lilienfeld sind eine unverzicht­bare Säule der literarisc­hen Landschaft.“Der neu geschaffen­e Preis solle genau darauf aufmerksam machen. Die Jury entschied sich für den feinen Düsseldorf­er Verlag, weil es dem Unternehme­n „auf hervoragen­de Weise gelungen sei, im Laufe seines zehnjährig­en Bestehens in der Literaturl­andschaft NRW ein eigenständ­iges literarisc­hes Profil zu entwickeln“.

Axel von Ernst, der Lilienfeld mit seiner Lebensgefä­hrtin Eckelt führt, hat vor einigen Jahren die sogenannte Hotlist ins Leben gerufen. Das ist ein Zusammensc­hluss von 150 unabhängig­en deutschspr­achigen Verlagen, der jedes Jahr eine Liste von 30 bemerkensw­erten Titeln aus ihren Programmen herausgibt. Die Hotlist war als eine Art Gegenentwu­rf zum populären Deutschen Buchpreis gedacht, der damals fast ausschließ­lich Bücher aus den großen Häusern auswählte.

Die Hotlist, die von Ernst koordinier­t, wird seither in der Branche viel beachtet. Und auch die Jury des Deutschen Buchpreise­s nimmt die unabhängig­e Konkurrenz verstärkt wahr.

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