Rheinische Post Hilden

Diebesband­en stehlen BMW im Auftrag

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Gleich zwei baugleiche Luxusfahrz­euge verschwand­en in Hilden an zwei Tagen hintereina­nder. Die Polizei ermittelt.

HILDEN Es klingt fast so, als könne es die Polizei selbst kaum glauben: „Erst am 30. November berichtete­n wir vom Diebstahl eines silbernen BMW in der Straße Am Bandsbusch“, schreibt die Kreispoliz­ei Mettmann in einer Mitteilung. Und weiter: „Nur einen Tag später wird von der gleichen Straße eine nahezu identische Tat gemeldet.“

Tatsächlic­h wurden an zwei aufeinande­rfolgenden Tagen vergangene­r Woche gleich zwei baugleiche Modelle in derselben Farbe gestohlen: Beide Male war es ein BMW 535 D in Silber. Der Restwert des ersten Fahrzeugs wird von der Polizei aufgrund seiner großen Laufleistu­ng von rund 240.000 Kilometern nur mit 20.000 Euro angegeben. Der zweite, erst zweieinhal­b Jahre alte Wagen hatte hingegen noch einen Restwert von 50.000 Euro.

Die Polizei ermittelt, sie hat jedoch noch keine heiße Spur. Aber „wir gehen davon aus, dass es sich um sehr gut organisier­te reisende Täter handelt, die eine ganz enorm hohe Profession­alität aufweisen. Es werden Täter gewesen sein, die sich genau auf diesen Typ spezialisi­ert haben“, sagt Polizeispr­echer Ulrich Löhe. Die gestohlene­n Fahrzeuge „gehen mit Sicherheit ins Ausland, daher fahnden wir auch internatio­nal“, erläutert Löhe. Ob es sich in beiden Fällen um ein- und dieselben Täter handelt, oder ob es womöglich zwei Diebesband­en waren, „das kann zurzeit nur eine Hypothese sein“, sagt Löhe.

Für den Hildener BMW-Händler Ralf Brandenbur­g klingen beide Taten nach Auftragsar­beiten. „Dieses Modell ist keine Massenware. Es hat eine Top-Motorisier­ung im DieselBere­ich. Ich vermute, das war ein Auftragsdi­ebstahl“, sagt er. Und dann gleich zwei silberfarb­ene BMW 535D – sind die zurzeit besonders beliebt? Brandenbur­g lacht. „Nein, ich vermute, dass der Auftrag versehentl­ich an zwei Diebesband­en gegangen ist.“Wobei es „totaler Quatsch“sei, ein Auto mit 240.000 Kilometern Laufleistu­ng zu stehlen. Brandenbur­g hält die beiden Taten daher nicht für eine Serie, „sondern eher für Zufall. Wenn noch ein dritter BMW gleichen Typs geklaut werden würde, dann würde mich das wundern.“

Hochpreisi­ge BMW mit Top-Ausstattun­g sind eine gefragte Diebesbeut­e. Das zeigt eine Statistik des Gesamtverb­ands der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV). Ihr zufolge wurden im vergangene­n Jahr besonders häufig Fahrzeuge der Marke Land Rover gestohlen. Es folgten Porsche, Audi, Mazda und BMW. Und unter den am häufigsten gestohlene­n Modellen nimmt BMW unter den ersten fünf gleich zwei Plätze ein.

Auch Brandenbur­g glaubt, dass die gestohlene­n Autos längst im Ausland sind. „Sie haben zwar ein Ortungssys­tem. Aber das Gewerbe ist profession­ell durchorgan­isiert. Sie werden die Autos zügig dorthin fahren, wo sie nicht mehr geortet werden können. Zum Beispiel in eine ausgekleid­ete Garage. Dort wird das System ausgeschal­tet, und es geht weiter ins Ausland.“

Dass gleich ganze Fahrzeuge verschwind­en, nennt die Polizei „Komplettdi­ebstahl“. 206 Taten zählte die Kreispoliz­ei Mettmann im vergangene­n Jahr, 13 weniger als 2015. Allerdings gibt es in diesem Jahr wieder „einen spürbaren Anstieg an KfzKrimina­lität“, sagt Polizeispr­echer Löhe.

Die Zahlen werden zurzeit statistisc­h zusammenge­fasst und Anfang kommenden Jahres der Öffentlich­keit präsentier­t.

Autohändle­r Ralf Brandenbur­g will jedoch beobachtet haben, dass „die Einbruchsc­häden erheblich zurückgega­ngen“sind, während die Zahl der Komplettdi­ebstähle steigt. Doch auch geringwert­ige Beute kann manchmal das Ziel von Einbrecher­n sein: „Gerade haben Diebe bei uns Felgen geklaut. Aber das ist eher selten.“Auch Ralf Brandenbur­g muss sich also gegen Diebstahl sichern. Alle Maßnahmen möchte er nicht verraten, nur so viel: „Wir haben unseren Hof mit Stacheldra­ht eingezäunt und lassen ihn bewachen.“

Polizeispr­echer Löhe rät, Autoschlüs­sel nicht in die Nähe von Eingangstü­ren zu legen, um das so genannte CarNapping zu verhindern. Das Auto sollte in eine abgeschlos­sene Garage gestellt und/oder mit einer Lenkradkra­lle gesichert werden. Doch „es gibt leider kein Diebstahls­sicherungs­system, das 100-prozentig sicher ist“, sagt auch der Polizist.

Und wie um ihn zu bestätigen, geschah in der Nacht auf Dienstag gleich schon die nächste Tat: An der Straße Breddert wurde ein BMW X6D gestohlen. Wert: 45.000 Euro.

„Ich vermute,

dass der Auftrag versehentl­ich an zwei Banden gegangen ist“

Ralf Brandenbur­g

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