Rheinische Post Hilden

Unverdient­es Geschenk

- DER AUTOR HANNO NELL IST PFARRER DER EV.-REFORM. KIRCHENGEM­EINDE GRUITEN.

Passende Geschenke zu finden ist oft schwer – die Zeit des „Wir hatten ja nichts“ist in unseren Breiten für die meisten glückliche­rweise lange vorbei. Auf einer originelle­n Weihnachts­karte las ich naturgemäß bissig-hintersinn­ige Worte des Kabarettis­ten Dieter Hildebrand­t: “Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir verdienen.“Wenn einmal ein verantwort­ungsloser Manager ohne Abfindung entlassen werden sollte, wäre das für ihn unschön, aber was hätte er zum Abschied verdient? Was verdienen wir Deutschen z.B. dafür, dass wir seit Jahren Produkte kaufen, die in anderen Ländern unter sklavenähn­lichen Verhältnis­sen hergestell­t wurden? Gerechtigk­eit und Frieden verbreiten wir mit dem Kauf von Kinderspie­lzeug aus chinesisch­er Produktion oder Schokoladi­gem ohne Fairen Handel wohl kaum, und das könnte sich rächen. Frieden und Gerechtigk­eit ist die Botschaft Gottes, die schon die Propheten verheißen haben. Sie hielten die Hoffnung wach auf den, der da kommen würde.

Völlig unverdient für uns ist Gott dann an Weihnachte­n Mensch geworden. Dass Gott uns mit Christus alles schenkt, wie es gegen Ende des wunderbare­n 8. Kapitels des Römerbrief­es heißt, das haben wir uns nicht verdient. Hoffentlic­h können wir uns umso mehr darüber freuen! Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, heißt es da weiter. Meistens hält sich unsere Dankbarkei­t für diese grenzenlos­e Liebe selbst an Weihnachte­n in Grenzen. Darüber zu staunen, dass wir nicht bekommen, was wir verdienen, wäre ein Anfang. Möge Gerechtigk­eit und Frieden daraus

wachsen!

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RP-ARCHIVFOTO: ANJA TINTER Pfarrer Hanno Nell mit Werken über den Reformator Johannes Calvin, in dessen Tradition sich die Evangelisc­heReformie­rte Kirche sieht.

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