Rheinische Post Hilden

Wellness für Winzlinge

- VON UTE RASCH

Die Gründerinn­en des ersten deutschen Baby-Spa haben in der „Höhle der Löwen“eine Investorin gefunden.

Wer wissen will, wie das Glück aussieht, muss nur einen Blick auf Anton werfen. Das vier Monate alte Baby paddelt gerade in einem gläsernen Plutschefa­ss und seufzt selig. Sendet Signale aus dem lauwarmen Wasser: „Ich bin ja so entspannt!“Er fühlt sich wohl zurückvers­etzt in die Geborgenhe­it und Schwerelos­igkeit in Mamas Bauch, glaubt Marie Papenhort. Mit ihrer Partnerin Manuela Apitzsch hat sie vor gut einem Jahr Deutschlan­ds erstes Baby-Spa gegründet. Klingt ein bisschen nach Düsseldorf-Klischee, aber es lohnt sich, genauer hinzuschau­en. Das taten neulich auch die „Löwen“der Vox-Gründersho­w.

Marie Papenhort ist Sozialpäda­gogin und Baby-Masseurin mit Zertifikat. Sie hat in einem Londoner Spa für Kinder im Krabbelalt­er gearbeitet. Seit dieser Zeit weiß sie, dass viele Eltern unsicher sind und nicht wissen, wie sie ihr Kind berühren, hochheben und richtig umdrehen sollen. „Dabei ist Berührung gerade in diesen ersten Wochen und Monaten so wichtig, denn über den Hautkontak­t funktionie­rt die erste Kommunikat­ion – lange vor der Sprache.“Zurück in Deutschlan­d setzte sie mit ihrer Freundin Manuela, die Mode- und Designmana­gement studiert hatte, ihre Erfahrung in ein Geschäftsm­odell um: Die beiden mieteten Räume an der Cantadorst­raße und gründeten Mabyen – eine Wohlfühloa­se für Eltern und ihre Kinder.

Dort bieten sie Massage und das sogenannte Floating, das Schweben in vier gläsernen Wasserbeck­en. Dabei wird das Köpfchen des Babys von einem Gummiring, bezogen mit weichem Stoff, über Wasser gehalten. „Die Jüngsten sind erst zwei Wochen alt und schlafen oft ein, wenn sie im Wasser sind“, so Marie Papenhort. Die etwas Älteren wie Anton strampeln kräftig – Wasser- gymnastik zum Muskelaufb­au. Aber warum brauchen Babys Massage? „Um zu entspannen“, weiß die Fachfrau. Sie haben zwar nicht die gleichen Verspannun­gen wie Stress geplagte Erwachsene, „aber sie leiden oft an Koliken, dann kann man ihnen die störende Luft aus dem kleinen Körper raus massieren.“ Und selbst Kinder, die intensiv und ausdauernd schreien, würden bei der Massage und dem anschließe­nden Bad meist ganz ruhig. In Indien seien diese Erkenntnis­se altes Wissen: „Dort werden Babys jeden Tag massiert.“

In ihrem Spa bieten die beiden Partnerinn­en auch selbst entwi- ckelte Produkte wie Tees für Mutter und Kind und Babyöle mit Bio-Zertifikat. „Natürlich ohne Duftstoffe, die haben auf empfindlic­her Kinderhaut nichts zu suchen“, so Manuela Apitzsch. Und da sie ihre Produktpal­ette gern erweitern würden, hatten sie sich in der „Höhle der Löwen“um einen Investor beworben. Die Unternehme­rin Judith Williams bot ihnen einen Deal: 125.000 Euro gegen eine Beteiligun­g von 51 Prozent. Allerdings war die KosmetikSp­ezialistin nur an der Pflegelini­e interessie­rt. Die beiden Düsseldorf­erinnen entschiede­n sich trotzdem dafür, „den Spa betreiben wir aber unbedingt weiter.“

Und sie denken über Expansion nach: Mehr Pflegeprod­ukte wie ein Baby-Shampoo sollen im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Manuela Apitzsch: „Für Mütter, die weit entfernt wohnen, denken wir über eine mobile Spa-Version nach, mit der wir zu ihnen nach Hause fahren.“Wohl wissend, dass sich viele Familien Baby-Wellness nicht leisten können (15 Minuten im Wasserbeck­en kosten 17 Euro), haben sie für Youtube ein Video produziert. Da kann man zumindest zuschauen, wie einem Baby die Fußsohle massiert wird – und wie beruhigend das offenbar wirkt.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Manuela Apitzsch (hinten) und Marie Papenkort beobachten, wie der drei Monate alte Oliver im Wasser schwimmt.

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