Rheinische Post Hilden

Die heile Welt ist wieder kaputt

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Eigentlich wähnte sich der Radsport auf einem ziemlich guten Weg. Er schien immerhin einen Teil der Glaubwürdi­gkeit zurückgewi­nnen zu können, die ihn die Dopingskan­dale der Ära Jan Ullrich und Lance Armstrong gekostet hatten. Ja, er präsentier­te sich zuletzt verstärkt als gläserner Sport, als Vorreiter im Anti-Doping-Kampf.

Doch dann kam der gestrige Tag und mit ihm die positive A- und BProbe von Superstar Chris Froome. Und mit einem Mal ist die schöne, neue, heile Radsportwe­lt wieder kaputt. Denn egal, ob der Brite nun am Ende eine Erklärung liefern kann, die seine positive Dopingprob­e als medizinisc­h vertretbar verkauft: Das Image des Radsports ist mal wieder ramponiert.

Froome sagt, er wisse um seine Führungsro­lle. Und er habe genau aufgepasst, dass er die erlaubte Dosis seines Asthma-Mittels nicht überschrei­te. Doch was als Verteidigu­ng gemeint war, bietet nur weitere Angriffsfl­äche. Denn offenbart der Fall letztlich nicht nur das Bemühen von Teams und Fahrern, immer im Grenzberei­ch erlaubter Substanzen zu fahren? Oder ein bisschen drüber? Im Graubereic­h? Zeugt ein Ausbleiben von positiven Tests nicht unterm Strich nur davon, dass die Betrüger mit neuen Methoden und Mitteln ihren Vorsprung vor den Kontrolleu­ren wieder ausgebaut haben? Die Zweifel sind jedenfalls zurück. Und Zweifel sind Gift, wenn es um Glauben geht. Und um Glaubwürdi­gkeit. Stefan Klütterman­n

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