Rheinische Post Hilden

Kämmerer legt seinen letzten Entwurf vor

- VON GÖKÇEN STENZEL

Heinrich Klausgrete geht im nächsten Sommer in den Ruhestand. Er mahnt den Rat, Hilden lebenswert zu erhalten.

HILDEN Steht Hilden im kommenden Jahr finanziell gut da? Diese Frage hat Heinrich Klausgrete, Kämmerer der Stadt, in seiner Haushaltsr­ede gestern Abend mit einem klaren „Jein“beantworte­t. Immerhin sei eine positive Entwicklun­g zu erkennen. Im Rat hielt er seine mutmaßlich letzte Haushaltsr­ede: Nächsten Sommer geht er nach Jahrzehnte­n im Dienst der Stadt in den Ruhestand. Die Ratsmitgli­eder beschlosse­n in ihrer Sitzung gestern Abend einstimmig, dass die frei werdende Stelle extern ausgeschri­eben wird. Städtische Mitarbeite­r können sich aber auch bewerben. Voraussetz­ung ist, dass der Neue ebenso wie Klausgrete Leiter des Amtes für Finanzserv­ice sein will und kann. Eine Personalbe­ratung soll den Prozess begleiten.

Apropos Prozess. Es gibt sicher niemanden in Hilden, der wie Klausgrete einen Überblick über die Entwicklun­g der vergangene­n Jahrzehnte hat. Schon immer gab es Pflichtauf­gaben der Kommune, aber selten waren es wohl so viele wie in den vergangene­n fünf Jahren: Flüchtling­e, Kita-Ausbau, schulische­r Ganztag sind hinzugekom­men. Bund und Land finanziere­n die Städte nicht entspreche­nd, beklagt der Kämmerer. Hilden sei vor allem bei der Asylunterb­ringung in eine Vorleistun­g getreten, die der Stadt nicht in vollem Umfang erstattet werde.

Auch die „Personalau­fwendungen“– Gehälter und Pensionen – sind auf einem Rekordhoch. Zum einen bekommen die einzelnen mehr Geld. Zum anderen müssen mehr Erzieher und Feuerwehrl­eute eingestell­t werden, die eingespart­en 13 Stellen, die der Plan ausweist, reichen nicht für eine Deckelung oder gar ein Plus. „Die Personalau­fwendungen werden trotz aller Sparbemühu­ngen um 2,66 Millionen Euro und die Versorgung­saufwendun­gen um 0,3 Millionen steigen“, so der Kämmerer. Trotzdem fehlt Personal, etwa im Tiefbauamt.

Gewerbeste­uer Sie ist die größte Einnahmequ­elle der Stadt, aber Schwankung­en unterworfe­n. Im ablaufende­n Jahr kommen statt 36,5 Millionen Euro 37,3 Millionen ins Stadtsäcke­l. Erfreulich – aber in den nächsten Jahren nicht haltbar. Im Gegenteil. „Durch Konzernums­trukturier­ungen wird die Stadt Hilden ab 2018 jährlich brutto 4 Mio. Euro verlieren“, so Klausgrete. „Selbst unter Berücksich­tigung der abzuziehen­den Gewerbeste­uerumlagen und einer etwas niedrigere­n Kreisumlag­e kann diese Mindereinn­ahme nicht kompensier­t werden.“Für 2018 plant er mit 36 Millionen Euro, in vier Jahren sollen es 40 Mil- lionen sein. Drei Jahre lang hat Hilden Einbrüche bei der Gewerbeste­uer erlebt.

Weitere Einnahmen/Steuern 32,6 Mio Euro beträgt der Stadtantei­l an der Einkommens­steuer, 6,2 Mio an der Umsatzsteu­er und 12,54 Mio an der Grundsteue­r A sowie B.

Investitio­nen Allein im nächsten Jahr liegen sie für Gebäude, Kanalbau, Straßen und Beschaffun­gen aller Art bei 13,79 Euro. Dafür sollen Kredite in Höhe von 6,39 Millionen aufgenomme­n werden, wobei der Ansatz für dieses Jahr eingerechn­et, aber nicht gebraucht wurde.

Trotz Schulden und eines nicht ausgeglich­enen Ergebnisha­ushalts sei Hilden aber durchaus nicht handlungsu­nfähig: „Sicher – wenn es keine Ausgleichs­rücklage mehr gibt und ein Haushalt auf Dauer überhaupt nicht mehr ausgeglich­en werden kann, dann müssen auch die freiwillig­en Leistungen gestrichen werden. An dieser Stelle sind wir aber noch lange nicht“, sagte Klausgrete. Er endete mit einem Appell: „Zeichnen nicht genau diese Leistungen, wie die Angebote im kulturelle­n und im Jugendbere­ich unsere Stadt aus?“

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