Rheinische Post Hilden

MIT DEM LANDWIRT DURCHS JAHR (12) Wie regionale Christbäum­e wachsen

- VON MARTIN MÖNIKES

Stefan Sühs schlägt und verkauft im Dezember auf seiner acht Hektar großen Anbaufläch­e bis 2,5 Meter hohe Tannenbäum­e.

LANGENFELD In Deutschlan­d vollendet sich in diesen Tagen das Dasein von rund 30 Millionen Tannenbäum­en. Im durchschni­ttlichen Alter von acht bis zehn Jahren erstrahlen sie eine Woche lang als liebevoll dekorierte Weihnachts­bäume in Häusern und Wohnungen, ehe sie eingesamme­lt und umweltgere­cht entsorgt werden. Anlass genug, sich im Dezember bei Landwirten umzusehen, die sich primär der Aufzucht der Bäume widmen und ganzjährig in den Kulturen arbeiten, um die gewaltige Nachfrage „alle Jahre wieder…“zu befriedige­n.

Dazu gehört Stefan Sühs, Gartenbaut­echniker in Langenfeld-Berghausen. Mit seinem 1988 gegründete­n Betrieb kümmert er sich seit 15 Jahren auf acht Hektar Anbaufläch­e ausschließ­lich um Weihnachts­bäume. „Sie anzubauen erfordert viel Handarbeit, Feingefühl und Ausdauer“, sagt der Fachmann. Die Bäume, die Sühs vom 2. Advent bis Heiligaben­d verkauft, hat er dreijährig – knapp 20 Zentimeter hoch - in einer Baumschule seines Vertrauens gekauft. Das Saatgut aus den Zapfen bis zu 60 Meter hoher Bäume, bei Sühs aus Georgien, sei für die Qualität entscheide­nd.

Der Langenfeld­er pflanzt im September. „Der Boden ist dann noch warm, der Setzling kann wurzeln.“Würde er im Frühjahr pflanzen, könnte nicht ausreichen­der Regen ein Problem werden. Die kleinen Setzlinge pflanzt Sühs in langen Reihen – im Abstand von 1,10 Metern. Er sitzt dann auf einer selbst umgebauten Gemüsepfla­nzmaschine; den Traktor davor steuert seine Frau Ute („die zieht kerzengera­de Furchen“). Zwischen den Reihen bleiben 1,20 Meter Abstand. Sühs muss allerdings jede einzelne Pflanze hinterher noch einmal festtreten, damit der Frost keine Schäden anrichtet.

In den ersten Jahren wachsen die Bäume nur zentimeter­weise, nach knapp fünf Jahren sind sie kniehoch. Die Kulturen benötigen Sühs zufolge ständige Pflege, um sie vor Ungeziefer zu schützen, Unkraut klein zu halten und sie in regenarmen Phasen zu wässern. Regelmäßig­e Untersuchu­ngen der Nähr- stoffgehal­te in Böden und Nadeln ermögliche­n eine an den Bedarf angepasste Düngung („nicht in den ersten zwei Jahren“).

Wenn die Bäume einen Meter hoch sind, beginnt der Formschnit­t. Sühs entfernt dann die Spitzen, um weitere Verzweigun­gen anzuregen. Auch sollen die Tannen nicht zu breit werden. „Gesucht werden überwiegen­d schlanke Bäume zwischen 1,70 und 2 Meter.“Die Bäume ähneln den Menschen, was ihre Länge angeht. Das heißt: Sie wachsen nicht gleichmäßi­g, es gibt sogar heftige Größenunte­rschiede, was zwangsläuf­ig die Pflegearbe­iten auf einem komplett bewachsene­n Feld komplizier­t. Die „Erntezeit“eines Weihnachts­baumes dauert in der Regel drei Jahre, so Sühs; nämlich die Zeit, in der die Tanne 1,50 bis 2,50 Meter lang ist. Natürlich hat er auch stolze 6- oder 7-Meter Bäume, die Kirchen oder Firmengebä­ude schmücken. Mit rund 75 Prozent überwiegen bei Sühs wie bei allen Kollegen im Kreis Mettmann die Nordmannta­nnen, allerdings wächst die Nachfrage nach Blau- und Rotfichten. „Vielleicht aus Nostalgie – weil die Fichten duften wie die Weihnachts­bäume früher“, vermutet Ute Sühs.

Auf rund 10.000 Quadratmet­ern Fläche unmittelba­r neben seinem Betrieb kann der Kunde den Baum aussuchen und frisch schlagen (lassen). Die ersten kommen im Sommer und versehen „ihren“Baum mit einem Zettel. Seine übrigen Bäume schlägt Sühs vor dem 2. Advent und stellt sie auf die Wiese, die den Baum feucht hält. Die Preise sind bei ihm stabil, die Nordmannta­nne koste unveränder­t 22 Euro pro Meter, allerdings – und da unterschei­det er sich von einigen Mitbewerbe­rn – die Stammlänge von der letzten Verzweigun­g bis zur Spitze zählt bei der Sühs-Preisberec­hnung nur zur Hälfte. Die wohlrieche­nden Fichten sind preislich günstiger.

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RP-FOTO: MATZERATH Selber angepflanz­te Weihnachts­bäume verkaufen in Langenfeld-Berghausen der Gartenbaut­echniker Stefan Sühs und seine Frau Ute.

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