Rheinische Post Hilden

Postkundin: „Zusteller beschimpft mich“

- VON GÖKÇEN STENZEL

Nachdem eine Hildenerin sich im Leserforum geäußert hat, soll ihr Postzustel­ler sie verbal angegriffe­n haben.

HILDEN/HAAN Es war dem Briefträge­r nicht klarzumach­en, dass ihre Einlassung nicht gegen ihn gerichtet war: Mit diesen Worten meldete sich eine Postkundin gestern in der Redaktion. Sie hatte sich tags zuvor im „Leserforum“zum Thema fehlende Post geäußert und sah sich gestern Morgen einem wütenden Zusteller gegenüber. „Der Mann hat mich auf das Übelste beschimpft: Warum ich mich öffentlich über ihn beschwere, wollte er wissen.“Die Leserin überlegt nun, ob sie Anzeige erstatten soll.

Damit erreicht das Thema womöglich einen vorläufige­n traurigen Höhepunkt, aber nicht sein Ende: Inzwischen kamen rund hundert Mails und Anrufe in der Redaktion an, jetzt übrigens auch aus Haan. Es ist eine klare Linie zu erkennen: Die Zustellbez­irke, so berichten viele, seien verändert oder vergrößert worden, offenbar sei die Arbeit nicht in der bezahlten Zeit zu schaffen. Volker Porrmann etwa wohnt am Dürerweg. Er berichtet, die Wochenendp­ost werde immer wieder erst dienstags ausgetrage­n. Genau dies haben auch alle anderen Postkunden bemerkt und der RP mitgeteilt. Porrmann berichtet von Anrufen und Briefen an die Post. Man wolle dem Problem auf den Grund gehen, werde ihm jedes Mal versichert. Nur ändere sich nichts. Wiederum eine Erfahrung, die er mit anderen teilt.

Ruprecht Leupoldt wartet am Kalstert jeden Samstag auf die neueste Ausgabe eines abonnierte­n Nachrichte­n-Magazins. Doch meistens wird aus der Wochenend-Lektüre erst etwas, wenn er das Heft selbst am Kiosk kauft. Er berichtet von einer „regen Korrespond­enz mit dem Kundenserv­ice der Post in Bonn“und von „dummen Antworten“. Er habe schon hören müssen, dass es doch egal sei, ob ein Magazin samstags oder montags komme. Ein Postbote, der samstags die Prospekte in den Briefkaste­n stecke habe einmal erklärt, wenn er in seiner Arbeitszei­t nicht alle Werbesendu­ngen zustellen könne, blieben die halt liegen und würden montags entsorgt. Sein Zusteller habe „viel zu tun“, weiß Leupold. Der fange an der Hummelster­straße an und arbeite sich dann in den Osten vor. „Dass der Mitarbeite­r Probleme hat, die Arbeit zu schaffen, verstehe ich“, sagt Leupold. „Aber dass die Post das auf meinem Rücken austrägt, stört mich kolossal!“Ebenso stört ihn, dass es keinen Ansprechpa­rtner gibt, den der Kunde auf dem kurzen Dienstweg anrufen kann.

Hiltrud Gödde, die im Hildener Süden wohnt, hat seit Samstag keine Post erhalten – auch ihre Nachbarn nicht. Sie habe den Eindruck, dass samstags keine Post ausgetrage­n werde. „Da wird am Personal gespart, um einen maximalen Ertrag zu erzielen“, vermutet die Rentnerin.

„Seit Anfang des Jahres gibt es bei uns durchweg Schwierigk­eiten mit der Zustellung, im Frühjahr bekamen wir mitunter zehn Tage lang gar keine Post“, schreibt Simon Horzen. „Einige Briefe haben Laufzeiten von bis zu zwei Wochen. Derzeit ist es so, dass wir freitags, samstags und montags grundsätzl­ich keine Post mehr erhalten.“Der Zustand sei mittlerwei­le untragbar, als Unternehme­n sei man auf eine regelmäßig­e Belieferun­g angewiesen. Von Fristsache­n, die verspätet ankamen, berichten Anrufer. Ein SPDRatsmit­glied erzählt, ihn hätten Unterlagen nicht erreicht. „Unseres Erachtens war die Privatisie­rung der Post ein „Schuss in den Ofen“, so Horzen. Auch Haan ist anscheinen­d betroffen. „So schilderte mir ein Postmitarb­eiter aus Haan, dass einzelne Bereiche der jeweiligen Zustellbez­irke nicht mehr bedient werden könnten“, schreibt Ingo Decker. „Die ,Kunst’ liege dann darin, die Bezirke unterschie­dlich abzugehen, damit nicht stets dieselben Bereiche ohne Post blieben. Thema Montagszus­tellung: in unserem Briefkaste­n befindet sich montags bereits seit vielen Monaten keine Post mehr.

Reinhard Lettau aus Haan mutmaßt: „Wird hier etwa schon heimlich eine eingeschrä­nkte Belieferun­g getestet?“Eine Illustrier­te, die er kurzzeitig bezogen hatte, kam nach der Umstellung nicht mehr am Donnerstag, sondern erst am Dienstag. Franziska Liebau aus Haan schreibt: „Bei der Beschwerde­stelle werden immer ganz freundlich alle Daten aufgenomme­n, es passiert überhaupt nichts. Die versproche­ne Rückmeldun­g ist ebenfalls noch nie eingetroff­en. Man fühlt sich hilflos und ausgeliefe­rt, schließlic­h steht man als Empfänger am Ende der Postzustel­lkette!“

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