HERZENSSACHE
Udo Lindenberg: „Stärker als die Zeit“Als er jung und ich noch viel jünger war als er, trug er mich schon durch schwere Zeiten. Heute, mit 71, schafft Udo Lindenberg das immer noch mit neuen Liedern. Mit ihm kann man durchstarten, wenn man droht, wieder einmal verlorenzugehen. Hinterm Horizont geht’s weiter. Das hat er altersweise bewiesen.
Warner London Brass: „In dulci jubilo“Weihnachten ohne Blechbläser ist beinahe wie Ostern ohne bemalte Eier: Der geschmetterte Glanz aus Trompeten, Posaunen, Hörnern und Tuben gehört einfach zum Fest dazu. Das kann kaum einer besser als das wunderbare Ensemble London Brass: Ihr Album „In dulci jubilo“wurde jetzt neu aufgelegt und klingt frisch wie eh und je. Mit diesen Klängen wird allen warm ums Herz.
Warner A Certain Ratio: „Force“Herrliches Album aus dem Jahr 1986. A Certain Ratio haben bei Factory veröffentlicht, dem Label von Joy Division. Auf ihren ersten Platten klangen sie tatsächlich stark nach den großen Kollegen. Aber dann sind sie nach New York g gereist, haben Funk gehört und Fela Kuti, und fortan hatten sie den Groove. Tipp: zuerst das Lied „Bootsy“hören.
Factory Beethoven schrieb nur ein Violinkonzert, das Tröstliches und Strahlendes, auch Freudiges unter virtuosen Anforderungen vorhält. Aus vielen Aufnahmen sticht die alte Wiedergabe von Yehudi Menuhin heraus – mit Londons Philharmonikern unter Furtwängler. Kostbarer war keine Kadenz, von Humanismus durchdrungen ist seine Geigenkultur.
Testament Wilhelm Furtwängler: „Beethoven in Luzern“Wie der Dirigent Wilhelm Furtwängler auch anderen Orchestern seinen Stempel aufdrückte, das kann der Musikfreund beispielhaft in einem Mitschnitt aus dem Kunsthaus Luzern vom August 1953 nachprüfen. Mit dem Swiss Festival Orchestra musiziert er Schumann (4. Sinfonie) und Beethoven (3. Sinfonie, „Eroica“) herrlich expressiv, mit suggestivem Zugriff.
Audite The Smiths: „The Queen Is Dead“Das Meisterwerk von Morrissey und Johnny Marr in der Deluxe-Version auf vier CDs. Enthalten sind Demos, B-Seiten und Filmmaterial von Jim Jarmusch. Das Juwel indes ist CD Nummer drei, die den Mitschnitt eines Konzerts in Boston vom August 1986 bietet. Allein der erste Refrain von „There’s A Light That Never Goes Out” ist das Geld wert.
Warner
Columbia Lucas Debargue: „Musik vom Szymanowski“Der junge Pianist Lucas Debargue, soeben mit dem Echo Klassik ausgezeichnet, entdeckt auf seiner neuen CD nicht nur Sonaten von Franz Schubert, sondern spürt auch hellsichtig der grandiosen, nur selten gespielten p 2. Sonate A-Dur des polnischen Komponisten Karol Szymanowski (1882 bis 1937) nach. Das ist Musik, die zwischen den Zeiten leuchtet.
Sony Classical Vince Staples: „Big Fish Theory“Kendrick Lamar ist der größte Rapper der Gegenwart, aber gleich danach kommt Vince Staples. Der 24-Jährige hat gerade sein zweites Studioalbum veröffentlicht, und es ist – wie sein Vorgänger „Summertime 06“– großartig. g Staples p mischt HipHop p mit House, und unterstützt wird er dabei von: Kendrick Lamar.
Def Jam
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Sony Samson François: „Klavierwerk von Chopin“Er gilt als Referenzgröße für die Klaviermusik von Frédéric Chopin: der französische Pianist Samson François (1927 bis 1970). In seiner Heimat wurde er oft mit dem kanadischen Pianisten Glenn Gould verglichen. Tatsächlich hat seine Art, die Musik des polnischen Komponisten zu spielen, etwas Ereignishaftes. Jetzt gibt es alle Chopin-Aufnahmen in einer 10-CD-Box.
Erato Wadada Leo Smith: „Najwa“Der 75 Jahre alte Trompeter gehört zur Jazz-Avantgarde, und hier huldigt er Kollegen wie Ornette Coleman und John Coltrane. Bill Laswell spielt Bass, Henry Kaiser Gitarre, und am schönsten ist es, wenn die fünf langen g Stücke zu schweben beginnen. Jazzrock im Stile von Miles Davis‘ Alben aus den frühen 1970er Jahren.
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