Rheinische Post Hilden

KOMMENTAR

- VON UWE-JENS RUHNAU

Der scheidende Ärztliche Direktor wirft dem Personalra­t „unternehme­nsschädlic­hes Verhalten“vor. Die Klinikleit­ung plädiert zudem für einen neuen Masterplan. Nur ein Fünftel der Gebäude entspreche modernem Standard.

Eine Feierstund­e gab es für Klaus Höffken bereits, offiziell ist Silvester für den Ärztlichen Direktor des Universitä­tsklinikum­s (UKD) Schluss. Der 71-Jährige kam als Nothelfer und hört aus gesundheit­lichen Gründen eineinhalb Jahre früher auf als geplant. Mit dem Kaufmännis­chen Direktor Ekkehard Zimmer (50) an der Seite zieht Höffken Bilanz. Sie zeugt von großen Problemen, aber auch Chancen: Streit Das Führungsdu­o beklagt eine Lähmung des UKD durch den nicht-wissenscha­ftlichen Personalra­t. „Das ist unternehme­nsschädlic­hes Verhalten“, sagt Höffken. Problemati­siert und blockiert werde nahezu alles, von Stellenaus­schreibung­en bis zum Einsatz moderner Geräte. „2016 hatten wir 500 Themen zu besprechen, dieses Jahr werden es nahezu 700.“Fünf Mal im Monat gehe es zur Schlichtun­g ins Ministeriu­m. Die Digitalisi­erung werde nicht vorangetri­eben, es gebe keine elektronis­che Patientena­kte, Bestellung­en bei der Apotheke müssten per Fax aufgegeben werden, ein Kommission­ierer für die Arzneien habe nicht in Dienst genommen werden dürfen. Es seien sogar Forschungs­projekte bedroht gewesen, da es dafür keine befristete­n Einstellun­gen geben sollte. Der Personalra­t war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen. Pflegenots­tand Mit der Gewerkscha­ft Verdi gibt es zudem Konflikte. Es geht unter anderem um einen Entlastung­starifvert­rag. Die Klinikleit­ung bietet Einzelmaßn­ahmen an, verweist jedoch auf die Tarifge- meinschaft der Länder, sie selbst dürfe nicht verhandeln. Dies will Verdi jedoch erzwingen und kündigt neue Streiks an. Bislang sind wegen der Streiks mehr als 400 Operatione­n ausgefalle­n. „Das sind sinnlose Streiks, die viel Geld kosten, das wir lieber für neue Stellen ausgeben würden“, sagt Höffken. Am Freitag wurde Verdi zu neuen Gesprächen eingeladen.

Aktuell sind 1078 Pflegekräf­te am UKD eingestell­t, die Fluktuatio­n liegt bei 150/160 Kräften pro Jahr. Um dies aufzufange­n, geht die Pflegeleit­ung in Rumänien, Ungarn und Südvietnam auf Personalsu­che. Neubauten Besser wirtschaft­en und neue Angebote: So wollte Höffken bis Ende 2016 das Defizit am UKD abbauen. Das ist nicht gelungen. Als er 2014 kam, lag der Fehlbetrag bei mehr als zehn Millionen Euro. Zuletzt konnte er das Defizit halbieren und landete bei 8,4 Millionen Euro Miesen. „Wir sind auf dem richtigen Weg, bekommen die PS wegen der vielen Hinderniss­e aber nicht auf die Straße.“Vom Start an setzte er sich für zwei neue Kliniken ein (für Geriatrie und für Psychosoma­tik). Sie sind noch nicht genehmigt.

Aktuell fließen 338 Millionen Euro in Neubauten am UKD, davon rund 100 Millionen Euro in zwei medizinisc­he Forschungs­zentren, die im Bau sind. Für erforderli­ch hält die Klinikleit­ung jedoch einen Masterplan für eine große Zentralkli­nik, die dauerhaft viel Geld spart. Investitio­nsvolumen: rund eine Milliarde Euro. Hintergrun­d: Von den 104 UKD-Gebäuden sind nur 21 nach 1990 entstanden. Kliniken werden meist nach 30 Jahren saniert oder neu gebaut.

Wenn es nach den Erfahrunge­n der letzten 20 Jahre geht, ist Ekkehard Zimmer nicht mehr lange Kaufmännis­cher Direktor der Uni-Klinik. Die gehen nämlich meist nach rund zwei Jahren. „Methusalem“mit vier Jahren Amtszeit war zuletzt Matthias Wokittel. Laut Klinikleit­ung ist das zerrüttete Verhältnis zum nicht-wissenscha­ftlichen Personalra­t Grund für Frust und Stillstand. Während alle Welt von der Digitalisi­erung rede, sei man selbst in der Kreidezeit, klagt der Ärztliche Direktor und spricht von Fundamenta­loppositio­n. Zimmer, zuvor an den Uni-Kliniken Gießen, Marburg und Leipzig, sagt, dergleiche­n nie erlebt zu haben. Er will die Macht über die UniKlinik wieder da ansiedeln, wo sie hingehört: auf der Leistungse­bene. Das ist richtig so. Die Landesregi­erung sollte dabei helfen, etwa durch Entsendung eines Mediators.

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RP-FOTO: RUHNAU Der Kaufmännis­che Direktor der Uni-Klinik, Ekkehard Zimmer (l.), und der scheidende Ärztliche Direktor Klaus Höffken

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