Rheinische Post Hilden

Hilden bringt Flüchtling­e verteilt unter

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Das Land erstattet der Stadt aber weiterhin nur einen Teil der tatsächlic­hen Kosten.

HILDEN Der Bundesinne­nminister geht davon aus, dass in diesem Jahr weniger als 200.000 Flüchtling­e um Schutz in Deutschlan­d bitten werden. Das sind deutlich weniger Menschen als in den Vorjahren. Gleichwohl steigt die Zahl der Geflüchtet­en in Hilden weiter an. Wie hängt das zusammen?

„Die Zuweisunge­n der Altfälle mit Anerkennun­g und Wohnsitzau­flage ist noch nicht abgeschlos­sen“, erläutert Sozialdeze­rnent Sönke Eichner. Aktuell beherbergt die Stadt 856 Asylsuchen­de, darunter ein Drittel Familien mit 204 Kindern. Die meisten Menschen kommen aus Syrien, Afghanista­n, Irak, Iran, Eritrea und den Maghreb-Staaten. Hilden ist laut Quote verpflicht­et, noch weitere 222 Asylbewerb­er aufzunehme­n, so Eichner: „Wir rechnen damit, dass bis Ende 2017 rund 1000 Geflüchtet­e in Hilden untergebra­cht sind.“Trotz aller Probleme und Unwägbarke­iten sei die Unter- bringung der Flüchtling­e in Hilden „bislang gut gelungen“, hält der Sozialdeze­rnent fest.

Die 15 Notunterkü­nfte sind über das ganze Stadtgebie­t verteilt. Maximal 200 Bewohner werden pro Standort von einem Team aus Sozialarbe­itern, Hausmeiste­rn und Nachtservi­ce betreut. Die städtische­n Mitarbeite­r werden von mehr als 250 ehrenamtli­chen Helfern unterstütz­t. Dieses Engagement verdiene größten Respekt und Dank, betont Flüchtling­sbeauftrag­te Michaela Neisser. Ohne diesen gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt könne Integratio­n auch nicht gelingen. Jeder Geflüchtet­e bekomme nach seiner Ankunft in Hilden das Angebot für einen Sprachkurs­us.

Bezahlbare Wohnungen sind in Hilden knapp. Deshalb ist es für das Sozialamt kaum möglich, Wohnungen für Flüchtling­e zu finden. Mangels Alternativ­e müssen sie in den städtische­n Unterkünft­en bleiben. Einschließ­lich der geplanten Projekte kann Hilden rund 1550 Flücht- linge an 21 Standorten unterbring­en. Der Stadtrat hat jetzt einstimmig beschlosse­n, die Nutzungsge­bühr für Asylbewerb­er und Flüchtling­e in den Übergangsh­eimen um fünf Euro auf 120 Euro pro Person und Monat zu erhöhen. Dadurch erhofft sich Kämmerer Heinrich Klausgrete Mehreinnah­men von 66.000 Euro im Jahr.

Hintergrun­d: Obwohl die Aufnahme von Asylsuchen­den eine gesamtstaa­tliche Aufgabe ist, erstattet das Land Nordrhein-Westfalen der Stadt Hilden nicht alle tatsächlic­h anfallende­n Kosten – anders als etwa Bayern. Dezernent Sönke Eichner geht davon aus, dass die Kommune in diesem Jahr 2,6 Millionen Euro aus eigener Tasche dazu zahlen muss: „Hinzu kommen noch die Kosten für die Integratio­n der Flüchtling­e.“

Zum Vergleich: Im vergangene­n Jahr zahlte die Kommune 2,246 Millionen Euro aus eigener Tasche für die Betreuung und Unterbring­ung (das Land übernahm 5,6 Millionen Euro oder 71 Prozent). Hilden ist eine der wenigen Kommunen im Land, die die betriebswi­rtschaftli­chen Kosten für die Flüchtling­e ermittelt und mit den Landeszusc­hüssen abgegliche­n haben – und zwar seit 2005. Zehn Jahre lang bis 2014 hat die Landesregi­erung im Schnitt gerade einmal 14 Prozent der tat- sächlichen Kosten übernommen. Obwohl es sich um eine gesamtstaa­tliche Aufgabe handelt.

Seit Jahresbegi­nn zahlt das Land für jeden aufgenomme­nen Flüchtling eine Pauschale von 833,33 Euro im Monat. Abgerechne­t wird monatlich. „Diese Pauschale wird aber nur so lange gewährt, wie der Gef lüchtete im Erstverfah­ren ist“, erläutert Eichner. Wird der Asylantrag abgelehnt, der Geflüchtet­e klagt dagegen oder erhält er eine Duldung, muss die Stadt Hilden all diese Folgekoste­n alleine schultern. Fazit: „Die Flüchtling­sfinanzier­ung durch das Land ist weiterhin unzureiche­nd“, sagt der Sozialdeze­rnent. Die neue schwarz-gelbe Landesregi­erung hat sich zu diesem Thema noch nicht positionie­rt.

Eine erste Gruppe von 16 Flüchtling­en hat in Hilden inzwischen einen Intensivsp­rachkursus abgeschlos­sen, in Betrieben ein dreimonati­ges Praktikum absolviert und befindet sich nun mehrheitli­ch in befristete­n Arbeitsver­hältnissen.

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