Rheinische Post Hilden

Ein ganzer Kindergart­en zieht um

- VON RALF GERAEDTS

Heute nachmittag schließt die Kita Bachstraße 64 ihre Türen. In gut zwei Wochen, nach den Weihnachts­ferien, startet die Einrichtun­g im Neubau nebenan ihren Betrieb.

HAAN Kleine Kartons, Formteile aus der Kletter-Landschaft, Schalen – Ungezählte Kleinigkei­ten trugen die Kinder der Kita Bachstraße 64 gesten bei ihrem „Umzugsfest“ins Untergesch­oss des alten Schulhause­s, das bis morgen noch Quartier für die Unterhaane­r Kita des Vereins Private Kindergrup­pe Haan ist. Während die Kinder gut zwei Wochen Weihnachts­ferien machen, wird der Umzug in den Neubau vollendet. Alle sind schon jetzt gespannt, wie am 8. Januar der erste Tag im Neubau sein wird.

Derweil die Kolonnen der Mädchen und Jungen in Leuchtwest­en zur Hintertür des Altbaus stapfen, wird auf dem Außengelän­de und im Innern des aus rund zwei Dutzend Modulen zusammenge­setzten Baukörpers gearbeitet. Da sind Pflasterer mit den Wegen zum Haus beschäftig­t. Elektriker und SanitärSpe­zialisten gehen ihrer Arbeit nach. Fußbodenle­ger, Maler....

Fünf Jahre beschäftig­t sich der Verein Private Kindergrup­pe schon mit dem Großprojek­t, dessen Investitio­nsrahmen in einer Ratsvorlag­e einmal mit 2,5 Millionen Euro beziffert war. Bauherr ist der Fördervere­in der Privaten Kindergrup­pe. Er erhielt von der Stadt 70.000 Euro Planungsko­sten-Zuschuss, erwartet einen Baukostenz­uschuss von 100.000 Euro. Die Stadt finanziert die Außenanlag­en (300.000 Euro) und gewährt einen Mietkosten­zuschuss von 67.000 Euro. Der Trägervere­in mietet später den Neubau vom Fördervere­in an.

Ungezählte Stunden investiert­en die Ehrenamtle­r in die Vorüberleg­ungen, die von Planern verfeinert und baureif gemacht wurden. Im Oktober liefen noch Kanalarbei­ten – für die künftigen Wohngebäud­e an Stelle der noch vorhandene­n Schulaltba­uten und Turnhalle. Dann roll- ten 24 Tieflader an, von denen die Module per Autokran zur Montage abgeladen wurden.

Jede Bauphase war intensivst überwacht. Die Kinder der Einrichtun­g drückten sich die Nasen an den Fenstern im ersten Obergescho­ss des Altbaues platt. Wer gucken woll- te, musste erst einen Bauhelm aufziehen. Die Kinder kümmerten sich auch um die Arbeiter – an einem kalten Tag kochten die Kleinen für die Großen Kürbissupp­e.

Stephanie Mörchel, die seit mehr als 32 Jahren die Kita Bachstraße leitet, ist stolz auf ihr Team. Urlaubsplä­ne wurden verschoben, damit jede Hand beim Umzug helfen kann. Und selbst Familienan­gehörige kommen mit. Das gleiche gelte für die Elternscha­ft. „Das ist der Verein Private Kindergrup­pe, wie ich ihn seit mehr als drei Jahrzehnte­n erlebt habe!“, ist sie begeistert

„Jede Garderobe haben wir selbst entworfen. Ein zweiter hat sie gezeichnet, ein dritter gebaut“, schildert die Leiterin. Die vielfältig­e Eigenarbei­t habe manches Einrichtun­gsdetail erst ermöglicht. Bei allen Aktionen der letzten Jahre stand der Neubau Pate. Als zur Dekoration der Eingänge im benachbart­en Flüchtling­squartier Bambus-Exemplare besorgt wurden, war schon klar, dass die demnächst im Außengelän­de zum Bambushain gestaltet werden. Dafür stiftete die SchmitzSti­ftung Kokon-Sitze.

Die Pläne sind ausgefeilt. Beispiele: Oben, zwischen den beiden U3Gruppen, bietet die Dachterras­se einen Wasserspie­lplatz und Sandkasten. Aber auch eine (Flucht)Rutsche in den Garten. Innen gibt es vielfältig­e Blickbezie­hungen in den Sandbach-Wald. Die Ess-Tische stehen auf Podesten, an denen für Erzieher jeweils ein Platz in normaler Sitzhöhe ist. Draußen wird es sogar einen kleinen Sportplatz geben. Für Stephanie Mörchel schon jetzt das Highlight: Ein Atrium hat einen Waldboden, dort steht ein Gingko (Baum des Glücks), darunter Bänke mit Boxen, aus denen Entspannun­gsmusik klingt.

Bernhard Kern vom Vorstand des Trägervere­ins ist momentan im Dauereinsa­tz. Er regele „Dinge, die beim Bauablauf plötzlich auftauchen und geregelt werden müssen“, beschreibt er seine Arbeit.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Die Mädchen und Jungen packen tatkräftig mit an und tragen, was sie tragen können: Bernhard Kern vom Vorstand zeigt ihnen den Weg. Der ist nicht weit, denn der Neubau liegt direkt hinter dem Altbau.

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