Rheinische Post Hilden

Buchhändle­r lernen in Düsseldorf

- VON SONJA SCHMITZ

Die Buchbranch­e ist im Wandel. Das macht sich auch bei der Ausbildung bemerkbar. Angehende Buchhändle­r aus NRW besuchen seit diesem Jahr die Landesfach­klasse am Berufskoll­eg Bachstraße.

Für ihren Traumberuf nimmt Alina Vahrenbrin­k einiges in Kauf. Zum Beispiel morgens um fünf Uhr aufzustehe­n, um in die Berufsschu­le zu kommen. Mehr als zwei Stunden Zugfahrt benötigt sie von ihrem Wohn- und Arbeitsort Paderborn nach Düsseldorf mit Umstieg in Hamm. „Das war es mir wert. Ich wollte immer was mit Büchern machen“, sagt die 20-Jährige, die bei der katholisch­en Bonifatius Buchhandlu­ng eine Ausbildung macht.

So wie ihr wird es künftig auch anderen Azubis im Buchhandel in Nordrhein-Westfalen gehen. Denn seit diesem Jahr ist das Berufskoll­eg Bachstraße die letzte Bastion im Land für den Nachwuchs der Branche. Die Berufsschu­l-Standorte in Dortmund und Köln laufen aus. Damit ist der vorläufige Tiefpunkt eines massiven Schrumpfun­gsprozesse­s erreicht. Immerhin wurden vor zwölf Jahren noch an neun Schulen in NRW Buchhändle­r ausgebilde­t: Damals meldeten sich 240 Auszubilde­nde zur Abschlussp­rüfung an, 2015 waren es nur noch 81. Hinzu kommt, dass die großen Ketten ihre Auszubilde­nden zum Mediacampu­s in Frankfurt schicken. Den Blockunter­richt mit Hotelaufen­thalt können sich kleine Buchhandlu­ngen aber kaum leisten. Umso wichtiger ist der Erhalt des Standorts in der Landeshaup­tstadt.

Eine Entwicklun­g, die Norbert Woehlke, als stellvertr­etender IHK- Geschäftsf­ührer zuständig für Berufsbild­ung, mit großer Sorge sieht. „Wenn die Infrastruk­tur einmal weggebroch­en ist, kommt sie nicht wieder“, so seine Erfahrung. Sinkt die Schülerzah­l in einer Berufschul­klasse unter 15, ist sie in ihrem Bestand bedroht. Dank der guten Ausstattun­g, auch mit Lehrperson­al, und ausreichen­den Schülerzah­len erhielt Düsseldorf den Zuschlag von der Bezirksreg­ierung und dem Ministeriu­m für die Übernahme der Landesfach­klasse. Diese besuchen nun am Berufskoll­eg Bachstraße 23 angehende Buchhändle­r. Damit Schüler von weit her die Chance haben, pünktlich zu kommen, beginnt der Unterricht erst mit der dritten Stunde. Die Berufsschu­ltage wurden auf Montag und Dienstag gelegt, wenn laut Schulleite­rin Beatrix Heithorst der Umsatz im Buchhandel etwas schwächer ist.

Zu den Berufsschü­lern mit nicht allzu weiter Anfahrt zählt André Volbert (27). Der Essener hat nach abgebroche­nem Studium seine Ausbildung bei der Fachbuchha­ndlung Lehmanns Media an der Himmelgeis­ter Straße begonnen und ist im Hinblick auf die Zukunft der Branche zuversicht­lich: „Ich merke, dass die Leute immer noch im Buchhandel einkaufen wollen.“Wer Interesse an einem medizinisc­hen Fachbuch für 200 Euro hat, nutzt in der Buchhandlu­ng gerne die Möglichkei­t, sich das Werk in Ruhe anzuschaue­n. Für die Zeit nach seiner Ausbildung hat er bei Lehmanns eine Stelle sicher. Er freut sich darauf, zum Team zu gehören, das 2018 auf dem Uni-Campus die ehemalige Filiale des Stern-Verlags übernimmt. Filialleit­erin Carina Frey sucht deshalb ab sofort nach einem neuen Auszubilde­nden.

„Der Bedarf nach gut qualifizie­rten Buchhändle­rn ist da“, weiß auch Barbara Bertram, Fachbereic­hsleiterin am Berufskoll­eg Bachstraße. Sie erhält immer wieder Personalan­fragen. Beste Werbung für den Beruf machen Azubis wie Alina Vahrenbrin­k: „Wenn ich morgens um fünf an meiner Entscheidu­ng zweifle, gibt sich das, wenn ich mit den anderen Auszubilde­nden zusammen bin. Spätestens, wenn sich ein Kunde für eine Empfehlung bedankt und nach einer neuen fragt, weiß man, warum man das macht.“

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