Weihnachten in Kalifornien
Steffi Jones genießt die Weihnachtstage mit ihrer Familie an der USWestküste. Die Niederrheinerin hat hier ihre Basis und wandert zwischen den Kontinenten.
„Früher war mehr Lametta“: Über diesen Spruch und den Weihnachtssketch von Loriot kann Steffi Jones auch 9000 Kilometer entfernt von ihrer Heimat herzlich lachen. Zugleich steht dieser Spruch für den fernen Blick auf Deutschland und den wichtigsten Schritt in ihrem Leben. Seit Juli 1997 wohnt Jones nämlich in Kalifornien: „Es war die beste Entscheidung in meinem Leben. Ich bin rundum glücklich! Der amerikanische Alltag passt zu meiner Persönlichkeit, und ich habe hier viele Möglichkeiten - beruflich wie privat.“
Als Steffi Thorlichen ist sie am Niederrhein aufgewachsen, hat dort das Gymnasium besucht und ihr Abitur gemacht. Nach einer Ausbildung als Kinderkrankenschwester und dem Maschinenbau-Studium an der Universität Duisburg arbeitete Thorlichen beim IT-Riesen Hewlett-Packard in der Niederlassung Ratingen. Bei HP hat die Expertin für Datenwiederherstellung ihre Sache so gut gemacht, dass sie ein Jobangebot für die USA bekam. Aus dem Wechsel nach Übersee wurden inzwischen mehr als 20 Jahre in Kalifornien. Nach Heirat und der Geburt von Nina, Maya und Philip lebt Steffi Jones nun mit ihren Kindern, aber ohne ihren Mann in Granite Bay. Die 20.000-Einwohner-Stadt liegt im Binnenland am Central Yalley und dem Stausee Folsom Lake. Der Wohnort ist 15 Minuten per Auto von Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens, entfernt. Heute arbeitet Jones meist aus ihrem „Home Office“für das Unternehmen HP Enterprises als Global Operations Managerin.
Zuhause kann sie auf die beschauliche Natur schauen und in eineinhalb Autostunden weiter am Strand in San Francisco sein oder Ski in Lake Tahoe fahren. Das ist perfekt für die sportbegeisterte Jones, die auch Halbmarathons läuft, Tennis spielt und Kajak fährt und als passionierte Schwimmerin dem nordkalifornischen Schwimmverband als Präsidentin vorsteht.
Jetzt bei frühlingshaften Temperaturen und Sonnenschein sind sportliche Tätig- keiten recht angenehm. Die kühlere Zeit kann einen jedoch auch in Kalifornien in Jacke und festes Schuhwerk zwingen, wobei Jones längere Schnee- und Eisperioden nicht so gerne mag: „Ich genieße die etwas zivilere Winterzeit.“
Aber kommt hier zu Weihnachten überhaupt das richti- ge Gefühl für ein gemütliches Fest auf? Ja, denn etwas weiter weg in Lake Tahoe habe es schon viel Schnee gegeben und sie wollten ein paar Tage in den Bergen verbringen, so Jones. Zeit hat die Neu-Amerikanerin dafür, denn mit dem Thanksgiving-Erntedanktag Ende November begann die „Holiday Season“und dauert bis Weihnachten. Obwohl in den USA nur am 25. Dezember Weihnachten gefeiert wird, beschert Jones nach deutscher Tradition auch an Heiligabend. Dann feiert sie stets mit ihrer Familie im bekannten Weingebiet Sonoma und tauscht einen Tag später ihre Geschenke mit ihren Kindern aus. „Am 26. Dezember herrscht wieder normaler Alltag“, sagt die Niederrheinerin.
Nichtsdestotrotz bedeutet das Weihnachtsfest den traditionsbewussten US-Amerikanern viel. Die Christen sind in den USA nach Jones’ Beobachtung zwar gläubiger als in Deutschland, pflegen aber just an Weihnachten weniger den religiösen Bezug zur Geburt Jesu. „Wir gehen Weihnachten nicht in die Kirche“, beteuert Jones, die in jungen Jahren noch in ihrer evangelischen Gemeinde beim Krippenspiel
Auch wenn die Amerikaner nur den 25. Dezember feiern – Heiligabend gibt’s bei Jones trotzdem „Das Leben ist so viel reicher mit dem richtigen Miteinander und spannenden
Erlebnissen“
mitgewirkt oder im Chor gesungen hat. „Der Kirchenbesuch war immer ein guter Start in die weihnachtlichen Festivitäten. Diese Tradition vermisse ich aus Deutschland, obwohl es auch hier in einem bestimmten Rahmen möglich wäre.“Natürlich vermisst sie auch ihre Eltern und ihre Schwester, die je nach Gelegenheit in Düsseldorf und England besucht werden oder selber die weite Reise antreten.
Derweil muss der fiktive Santa Claus am Vorabend mit Keksen und einem Glas Milch besänftigt werden, wenn er des Nachts durch den Kamin kommt. Diese Tradition liebt die Deutsche genauso wie die Radioberieselung mit Weihnachtsmusik und die leuchtend dekorierten Grundstücke. Adventskalender, Adventskranz und Tannenbaum tragen ebenfalls zur richtigen Stimmung bei. Die – hier übergroßen – Socken hängen allerdings am Weihnachtstag am Kamin und werden von Santa Claus und nicht vom Nikolaus gefüllt. Zum Spaß stellt Steffi Jones in echter Loriot-Manier auch schon mal eine aufblasbare Riesenente im Vorgarten auf. Damit grüßt sie auch in die Heimat und wünscht den RPLesern ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest. Für sie steht fest: „Es zählen soziale Kontakte und neue Eindrücke – und nicht das Materielle. Das Leben ist so viel reicher mit dem richtigen Miteinander und abwechslungsreichen Erlebnissen!“