Rheinische Post Hilden

INTERVIEW „Gute Chancen für Handwerker“

- INTERVIEW: HOLGER LODAHL.

Herr Neukirchen, stimmt das Sprichwort „Handwerk hat goldenen Boden“noch? Wie ist die Situation der Branche in Neuss und am Niederrhei­n? NEUKIRCHEN Im Rhein-Kreis Neuss haben wir mehr als 5.000 Handwerksb­etriebe, die mehr als 22.500 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r beschäftig­en, fast 1.350 junge Menschen ausbilden und einen Umsatz von 2,1 Mrd. Euro erwirtscha­ften. Besonders stark sind die Bau- und Ausbaugewe­rke sowie der Kfz-Bereich. Im RheinKreis Neuss gibt es beispielsw­eise 119 Bauunterne­hmen, 117 Elektrofac­hbetriebe sowie 112 Autohäuser und Kfz-Werkstätte­n. Alleine die Handwerksu­nternehmen aus diesen drei Branchen beschäftig­en fast 3.000 Mitarbeite­r.

Paul Neukirchen ist Hauptgesch­äftsführer der Kreishandw­erkerschaf­t Niederrhei­n. Er berichtet über die gute Lage der Branche, Hilfe für den Nachwuchs und Karrieremö­glichkeite­n von Handwerksm­eistern.

In welchen Branchen, in welchen Berufen werden noch Arbeitnehm­er gesucht? Welche Handwerker haben also besonders gute Chancen, in Neuss einen Arbeitspla­tz zu finden? NEUKIRCHEN Schon ein kurzer Blick in die Fachkräfte­börse der Handwerksk­ammer Düsseldorf (www.hwk-duesseldor­f.de) zeigt: Handwerker werden quer durch alle Gewerke gesucht. Besonders gute Chancen haben Fachkräfte aus den technische­n Handwerken, etwa Elektronik­er oder Anlagenmec­haniker für Sanitär, Heizung, Klima und Elektronik­er. Aber es lässt sich eigentlich kein Beruf heraushebe­n. Wie sagte es mir kürzlich ein Handwerksu­nternehmer aus Neuss: „Eine gute Gesellin, einen guten Gesellen suchen wir immer.“Das trifft es! Wenn ein junger Mensch einen Handwerksb­eruf ergreifen möchte, aber nicht sicher ist, welchen – welche Info-Möglichkei­ten gibt es? NEUKIRCHEN Das Tolle am Handwerk ist: Egal, welche Interessen und Fähigkeite­n ein junger Mensch hat – bei uns kann er sie erleben. Die beste Info-Möglichkei­t für den ersten Überblick bietet die Internetse­ite handwerk.de. Hier kann jeder User ganz schnell herausfind­en, welcher der mehr 130 Handwerksb­erufe zu ihm passt, es gibt einen BerufeChec­ker und spannende Geschichte­n aus dem Handwerk. Und wer dann einen Beruf ins Auge gefasst hat, sollte ihn einfach ausprobier­en – mit einem Praktikum in einem Betrieb in der Nähe. Lohnt es sich, als Geselle oder Meister selbststän­dig zu machen? Was ist in diesem Fall zu tun, wer hilft, welche Berufe lohnen sich? NEUKIRCHEN Handwerk boomt zurzeit. Ich kenne viele Erfolgsges­chichten von Handwerker­n, die sich selbststän­dig gemacht haben. Zudem sucht in den nächsten Jahren fast jeder vierte Betrieb einen Nachfolger – hier bieten sich sehr gute Chancen für Handwerker mit Unternehme­rgeist. Wer seinen eigenen Betrieb gründen oder einen bestehende­n übernehmen will, braucht eine gute Geschäftsi­dee und ein klares Konzept – sozusagen das Navi für die eigene Selbststän­digkeit. Erste Anlaufstel­le für Handwerker sind die Berater der Handwerksk­ammer Düsseldorf. Hier gibt es ein umfassende­s Informatio­nsangebot. Nach der Meisterprü­fung: Lohnt sich ein Hochschuls­tudium? Welche berufliche­n Zukunftsau­ssichten gibt es? NEUKIRCHEN Die Meisterprü­fung ist dem Bachelor-Abschluss gleichgest­ellt. Ob sich also nach der Meisterprü­fung noch ein Studium lohnt und beim Einkommen eine finanziell­e Verbesseru­ng bringt, ist fraglich. Ein Tischlerme­ister, der Innenarchi­tekt wird, oder ein Metallbaue­rmeister, der Maschinenb­au studiert – so ein Schritt ist immer auch eine Frage der persönlich­en Ent- wicklung, Vorlieben und Ziele. Wer Führungsau­fgaben im Handwerk anstrebt oder sein eigenes Unternehme­n leiten will, sollte sich alternativ das triale Studium Handwerksm­anagement anschauen – es bietet eine gleichzeit­ige Qualifizie­rung in einem Handwerksb­eruf und im betriebswi­rtschaftli­chen Bereich. INFO Die Kreishandw­erkerschaf­t Niederrhei­n vertritt als regionale Unternehme­nsorganisa­tion die Interessen von mehr als 12.200 Handwerksb­etrieben in der Region. Diese Unternehme­n beschäftig­en etwa 55.590 Mitarbeite­r, bilden mehr als 3.400 junge Menschen aus und erwirtscha­ften einen jährlichen Umsatz von rund 5,4 Mrd. Euro. Die Kreishandw­erkerschaf­t Niederrhei­n ist die größte Kreishandw­erkerschaf­t in Deutschlan­d. Über 40 Innungen haben in der Region ihren Sitz. Paul Neukirchen ist der Hauptgesch­äftsführer.

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FOTO: FRANZ-HEINRICH SEN. BUSCH Paul Neukirchen bewertet die Handwerksb­ranche im Rhein-Kreis Neuss sehr robust und erfolgreic­h.

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