Rheinische Post Hilden

Deutsche Verhältnis­se

- VON ROBERT PETERS

In Spanien und England ziehen der FC Barcelona und Manchester City der Konkurrenz davon.

DÜSSELDORF Es ist an der Zeit, von einem liebgewonn­enen Vorurteil Abschied zu nehmen. Es lautet: „Das Rennen um die Meistersch­aft in der Bundesliga ist eine langweilig­e Geschichte, weil immer die Bayern gewinnen. In Spanien und England ist das ganz anders, da kämpfen vier oder fünf Mannschaft­en um den Titel.“Das war vielleicht einmal. Zumindest in dieser Saison ziehen der FC Barcelona und Manchester City derart einsam ihre Bahn, dass sich die einstigen Mitbewerbe­r um den Titel bei der ehemaligen Bayern-Konkurrenz in Deutschlan­d die Ferngläser leihen müssen, damit sie den künftigen Meister überhaupt noch erkennen können.

In Spanien verschwand der FC Barcelona am Tag vor Heiligaben­d für diese Saison endgültig vom Radar des ewigen Rivalen Real Madrid. Zunächst hielt der deutsche Torhüter Marc-André ter Stegen eine Halbzeit lang im Bernabeu-Stadion von Madrid mit bemerkensw­erten Paraden seinen Kasten sauber, dann zog der Tabellenfü­hrer davon. Mit 3:0 triumphier­te er im Wohnzimmer des Champions-League-Siegers. „Es ist eine Niederlage, die sehr weh tut“, sagte Reals Trainer Zinedine Zidane. Ihm bleiben nur Durchhalte­parolen. „Wir werden nicht das Handtuch werfen“, versprach er.

Das wird auch nicht nötig sein. Barcelona spielt in dieser Saison in einer anderen, einer eigenen Liga. Es hängt dabei nicht nur Real ab, sondern auch die weiteren üblichen Verdächtig­en, die in Spanien schon mal bescheiden­e Ansprüche auf einen Spitzenpla­tz anmelden. Reals Lokalrival­e Atlético ist mit neun Punkten Rückstand erster „Verfolger“; Real hat 14 Punkte weniger als Barcelona, allerdings auch ein Spiel weniger. Das taugt als zusätzlich­e Unterfütte­rung aller Durchhalte­parolen – zu mehr aber nicht.

Manchester City hat sich in England im zweiten Jahr unter der Leitung von Trainer Pep Guardiola zu einem der beeindruck­endsten europäisch­en Fußballpro­dukte entwickelt. Guardiola kann sich aus dem üppigen Geldtopf bedienen, den die Besitzer aus Abu Dhabi hingestell­t haben. Seine Verpflicht­ungen und seine Methoden greifen, ManCity spielt schnell, attraktiv und schießt viele, viele Tore. Vier waren es beim 4:0 gegen Bournemout­h. Es war der 17. Sieg in Folge. Mit einem zweistelli­gen Punkterück­stand folgt der Ortsrivale Manchester United in der Tabelle der Premier League.

Dennoch hat ManCity längst noch nicht das internatio­nale Ansehen des anderen Klubs aus Manchester. Daran änderten bislang weder die Investitio­nen aus Abu Dhabi noch Auslands-Tourneen noch fantastisc­he Siegesseri­en etwas Entscheide­ndes. Und obwohl auch die Besitzer bei den Konkurrent­en auf der Insel hunderte Millionen Euro in ihre Träume vom fußballeri­schen Erfolg stecken, gilt Manchester City als neureich. Aus Spanien (ausgerechn­et) sehen sich ManCity und das ebenfalls mit Geld vom Golf aufgemotzt­e Paris St. Germain dem Vorwurf ausgesetzt, die Vorschrift­en des europäisch­en Verbands Uefa ebenso gelassen auszutrick­sen wie die bedauernsw­erten Gegner auf dem Spielfeld. Citys Management widerspric­ht solchen Vorwürfen mit großer Begeisteru­ng. Der Vereinsche­f Khaldoon Al Mubarak betont ebenso wie Eigentümer Mansour bin Zayed Al Nahyan, dass es bei ihrem Engagement nicht um kurzfristi­gen Erfolg gehe, sondern um ein langfristi­ges Projekt. Ob die fürs Projekt notwendige­n Millionen nach den Vorgaben der Uefa in die Kassen des Vereins rieseln, ist eine andere Frage.

Sicher ist, dass die Manager von ManCity Trainer Pep Guardiola eine Vertragsve­rlängerung über 2019 hinaus angeboten haben. Künftiges Jahresgeha­lt angeblich: 23 Millionen Euro. So richtig arm wird der Coach in diesem Leben nicht mehr.

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FOTO: IMAGO Typisch für das Spiel: Andres Iniesta vom FC Barcelona ist schneller am Ball als der Konkurrent Luka Modric (Real Madrid). Barca gewann in Madrid 3:0.

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