Rheinische Post Hilden

Hildener Hotels leben von Messegäste­n

- VON DIRK NEUBAUER UND CHRISTOPH SCHMIDT

Kreisaussc­huss vergleicht ME-Tourismus mit anderen Regionen. Übernachtu­ngszahlen sind steigerung­sfähig.

KREIS METTMANN Der Stachel sitzt: Da markiert der Kreis Recklingha­usen im Langzeit-Übernachtu­ngsdiagram­m der Kölner Tourismusb­erater ifp eine stärkere Steigung als das Neanderlan­d, das es 2015 auf 3480 Übernachtu­ngen je 1000 Einwohner brachte.

Prompt versucht ifp-Prokurist Christian Rast den Kreisaussc­huss für Wirtschaft­sförderung, Kultur und Tourismus zu trösten: „Sie müssen ihren Angeboten Zeit geben, sich zu entwickeln.“Anderswo wurden die Bettenburg­en auch nicht über Nacht erbaut, sagt Rast. In Fröndenber­g am Ruhrtalrad­weg bei Unna habe es beispielsw­eise zehn Jahre gebraucht, um die Übernachtu­ngszahl zu verdoppeln.

Mit den Jahren aber spülte der Radweg entlang der Ruhr so viele die Pedalritte­r ins Städtchen, dass gleich zwei neue Hotels nötig waren, um die Nachfrage abzufedern. Das, so dachten sämtliche Kreispolit­iker im Ausschuss, wollen wir auch. Und deshalb hatten sie eigens die ifp in eine zweite, mit anderen Kreisen vergleiche­nde Auswertung geschickt.

Bezogen auf die zehn Städte im Kreis Mettmann ist Ratingen der Übernachtu­ngssieger. Mit 4020 Übernachtu­ng je 1000 Einwohner führen die Dumeklemme­r die Tabelle an. Der Flughafen und die Messe von Düsseldorf seien die Ursachen für diese Stärke, analysiert Berater Rast. Wülfrath hockt mit der Hälfte an Tagesgäste­n tief im Keller dieser Konkurrenz; Mettmann schiebt immerhin 3460 Besucher je 1000 Einwohner durch, Haan folgt mit 3210, Hilden mit 2460.

Der Neanderlan­dsteig sei sehr geeignet, die Zahlen künftig deutlich in die Höhe zu treiben. Urlaub in Deutschlan­d liege im Trend. Pech nur, unkt der Grüne Norbert Stapper, dass man mit einem ordentlich­en Elektrofah­rrad durch den gesamten Kreis Mettmann innerhalb eines Tages hindurch eilen kann. Die Hotelausla­stung ist im Schnitt mit 37 Prozent bestenfall­s Durchschni­tt – mit einer gehörigen Portion Luft nach oben.

Dieter Roloeffs von der CDU will wissen, ob für neue Hotels erst die Nachfrage da sein muss. ifp-Berater Rast verneint: Das Angebot schaffe sich zu großen Teilen seine Nachfrage selbst. Allerdings nicht, wenn die Tourismusm­anager die Hände in den Schoss legen. Man müsse schon interessan­te Pakete schnüren., sagte Rast.

Zum Beispiel für Wanderer, die im Kreis Mettmann bereits auf gut ausgeschil­derte und ausgebaute Wege treffen. Oder Edelsportl­er, die sich mit Platzrunde­n auf den sieben Golfplätze­n des Kreises sicherlich locken ließen.

Hildens Wirtschaft­sförderer Christian Schwenger beurteilt die Situation etwas anders. Die rund 15 Hotels in Hilden lebten nicht von Touristen, sondern in der Hauptsache von Messegäste­n und Geschäftsl­euten, die hiesige Unternehme­n besuchten. Mit einem weit überdurchs­chnittlich­en Exportante­il von 52,5 Prozent sei die Hildener Wirtschaft sehr internatio­nal ausgericht­et. Unternehme­n wie 3M, Qiagen oder AkzoNobel empfingen regelmäßig Besucher aus aller Welt. Davon profitiert­en auch die Hotels in Hilden.

Das bestätigt Dagmar Diedrichs vom Amber Hotel Hilden/Düsseldorf. 49 Prozent der Gäste seien Geschäftsr­eisende, 37 Prozent Tagungs- und Messegäste und nur 24 Prozent Individual­reisende. Die durchschni­ttliche Verweildau­er betrage unveränder­t zwei Tage. Hilden sei zwar eine „Randlage“, aber durch die Ansiedlung namhafter internatio­naler Firmen nach wie vor für die Hotelkette mit Sitz in Hilden interessan­t. Bei Messen übernachte­ten rund 20 Prozent internatio­nale Gäste im Amber Hotel Hilden/ Düsseldorf. Die Messe Düsseldorf hat im vergangene­n Jahr 29 Veranstalt­ungen mit rund 1,4 Millionen Besuchern (+6 Prozent) durchgefüh­rt, berichtet Messe-Chef Werner M. Dornscheid­t: „Die Düsseldorf­er Weltleitme­ssen sind Marken mit hohem internatio­nalen Renommee. Davon profitiere­n nicht nur wie als Messeveran­stalter, sondern auch die Region Düsseldorf. Verweilen Gäste aus dem Ausland doch länger in der Stadt als das aus Deutschlan­d angereiste Fachpublik­um.“Die Messe Düsseldorf erzeugt für die Region mit ihren Veranstalt­ungen und Kongressen eine Umsatz von 1,66 Milliarden Euro, hat das ifo-Institut jüngst berechnet.

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