Rheinische Post Hilden

Selbstvert­eidigung beginnt im Kopf

- VON DANIELE FUNKE

Ein spezielles Training wendet sich an Frauen ab 55 Jahren. Für den nächsten Kurs sind nur noch wenige Plätze frei.

MONHEIM Reiner Odhofer ist ein Kerl wie ein Baum. „Eins vorweg“, sagt der Selbstvert­eidigungst­rainer zu Beginn der Veranstalt­ung seinen rund 25 Teilnehmer­innen: „Glauben sie bitte bloß nicht, sie seien unbesiegba­r, wenn sie hier raus gehen. Männern meiner Statur werden sie nach wie vor körperlich unterlegen sein. Und doch gibt es ein paar Tricks und Tipps, die ich ihnen zeigen möchte, denn Selbstvert­eidigung beginnt im Kopf.“Eine Dame mit grauen Locken nickt. Körperhalt­ung und Selbstbewu­sstsein spielen eine große Rolle, davon hat sie schon gehört. „Es gibt Statistike­n über die verschiede­nen Tätergrupp­en“, erläutert Trainer Odhofer, „und dabei hat man herausgefu­n- den, dass fast 80 Prozent zu der angepasste­n, aggression­sgehemmten Gruppe gehören. Diese Täter suchen sich generell Opfer, die unsicher wirken, denn sie haben große Angst und flüchten bei der kleinesten Gegenwehr.“Eine gute Nachricht für die besorgten Teilnehmer­innen, man liest und hört ja viel über zunehmende Gewaltbere­itschaft. „Laufen sie gerade, schauen sie nicht nach unten, halten sie den Kopf aufrecht, damit bewirken sie schon mehr als sie denken“, appelliert Reiner Odhofer eindringli­ch.

Als Jiu Jitsu-Trainer gibt er regelmäßig Kurse in Selbstvert­eidigung. Training mit der älteren Zielgruppe ist aber auch für ihn eine neue Erfahrung. „Im Grunde unterschei­den sich die Kurse nicht“, erklärt er, „bis auf die Tatsache, dass wir hier mit wesentlich weniger Fall-, Wurfoder Abrolltech­niken arbeiten.“

In zwei Gruppen aufgeteilt lernen die Monheimeri­nnen erste Gegenwehrp­raktiken. Bei jeder einzelnen kontrollie­ren der Trainer und sein Helfer das richtige Vorgehen. Doch ungehemmte­s Zuschlagen fällt den meisten Frauen schwer. „Hey“, ruft der Trainer, „Täter wollen Opfer, keine Gegner, als los, wehrt euch gefälligst richtig“. Und dabei sei nahe- zu alles erlaubt. „Gürtelschn­allen, Schlagring­e, Kugelschre­iber, Schraubenz­ieher, alles bitte einsetzen, was man hat. Haben sie keine Hemmungen, rammen sie ihm die Kugelschre­iberspitze in den Kehlkopf oder in den Augapfel, wie auch immer.“Die Frauen wirken irritiert. „So viel Gewalt und Brutalität, muss das sein?“, fragt eine zarte Frau. Die Antwort des Trainers mündet in eine Gegenfrage: „Sie oder er, was ist ihnen lieber?“Karin Arenz, Leiterin der Bewegungss­tätte, verfolgt das Geschehen mit großem Interesse. „Dieses Angebot scheint überfällig gewesen zu sein. Wir haben weit über sechzig Anmeldunge­n, daher wird es im kommenden Jahr zwei weitere Termine geben.“

Einen weiteren Kursus gibt’s am 5. März. Anmeldung: 02173 939203.

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