Selbstverteidigung beginnt im Kopf
Ein spezielles Training wendet sich an Frauen ab 55 Jahren. Für den nächsten Kurs sind nur noch wenige Plätze frei.
MONHEIM Reiner Odhofer ist ein Kerl wie ein Baum. „Eins vorweg“, sagt der Selbstverteidigungstrainer zu Beginn der Veranstaltung seinen rund 25 Teilnehmerinnen: „Glauben sie bitte bloß nicht, sie seien unbesiegbar, wenn sie hier raus gehen. Männern meiner Statur werden sie nach wie vor körperlich unterlegen sein. Und doch gibt es ein paar Tricks und Tipps, die ich ihnen zeigen möchte, denn Selbstverteidigung beginnt im Kopf.“Eine Dame mit grauen Locken nickt. Körperhaltung und Selbstbewusstsein spielen eine große Rolle, davon hat sie schon gehört. „Es gibt Statistiken über die verschiedenen Tätergruppen“, erläutert Trainer Odhofer, „und dabei hat man herausgefun- den, dass fast 80 Prozent zu der angepassten, aggressionsgehemmten Gruppe gehören. Diese Täter suchen sich generell Opfer, die unsicher wirken, denn sie haben große Angst und flüchten bei der kleinesten Gegenwehr.“Eine gute Nachricht für die besorgten Teilnehmerinnen, man liest und hört ja viel über zunehmende Gewaltbereitschaft. „Laufen sie gerade, schauen sie nicht nach unten, halten sie den Kopf aufrecht, damit bewirken sie schon mehr als sie denken“, appelliert Reiner Odhofer eindringlich.
Als Jiu Jitsu-Trainer gibt er regelmäßig Kurse in Selbstverteidigung. Training mit der älteren Zielgruppe ist aber auch für ihn eine neue Erfahrung. „Im Grunde unterscheiden sich die Kurse nicht“, erklärt er, „bis auf die Tatsache, dass wir hier mit wesentlich weniger Fall-, Wurfoder Abrolltechniken arbeiten.“
In zwei Gruppen aufgeteilt lernen die Monheimerinnen erste Gegenwehrpraktiken. Bei jeder einzelnen kontrollieren der Trainer und sein Helfer das richtige Vorgehen. Doch ungehemmtes Zuschlagen fällt den meisten Frauen schwer. „Hey“, ruft der Trainer, „Täter wollen Opfer, keine Gegner, als los, wehrt euch gefälligst richtig“. Und dabei sei nahe- zu alles erlaubt. „Gürtelschnallen, Schlagringe, Kugelschreiber, Schraubenzieher, alles bitte einsetzen, was man hat. Haben sie keine Hemmungen, rammen sie ihm die Kugelschreiberspitze in den Kehlkopf oder in den Augapfel, wie auch immer.“Die Frauen wirken irritiert. „So viel Gewalt und Brutalität, muss das sein?“, fragt eine zarte Frau. Die Antwort des Trainers mündet in eine Gegenfrage: „Sie oder er, was ist ihnen lieber?“Karin Arenz, Leiterin der Bewegungsstätte, verfolgt das Geschehen mit großem Interesse. „Dieses Angebot scheint überfällig gewesen zu sein. Wir haben weit über sechzig Anmeldungen, daher wird es im kommenden Jahr zwei weitere Termine geben.“
Einen weiteren Kursus gibt’s am 5. März. Anmeldung: 02173 939203.