Rheinische Post Hilden

SVEN LORIG „Sven, musst du jetzt sterben?“

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Wir haben mit dem ARD-Moderator in Hilden über seine Leidenscha­ft für das Laufen gesprochen.

HILDEN Sven Lorig läuft und läuft und läuft. Der ARD-Moderator aus Hilden bekommt so seinen Kopf frei, vergleicht seine Trainingsr­unden mit dem Effekt einer Waschmasch­ine. Er hat auch ein Buch über seine Art von Entspannun­g geschriebe­n: In „Lässig Laufen“beschreibt der 46-Jährige seinen Weg zur Marathonbe­stzeit von 3:12:20 Stunden. Wir haben ihn zu einem Interview auf seiner Hausstreck­e getroffen – und sind mit ihm durch den Wald in Hilden gelaufen. Da sich Läufer untereinan­der generell nicht siezen, hat unser Redakteur Tobias Dupke auch Sven Lorig für diesen Text geduzt. Wie bist du zum Laufen gekommen? LORIG Ich habe früher Fußball und Eishockey gespielt und getanzt. Ich konnte mir nie vorstellen, ohne Puck oder Ball zu laufen. Und dann habe ich das Kochen für mich entdeckt und wog plötzlich über 100 Kilo. Ich war erschrocke­n und meinte, dass auch meine Frau etwas dicker geworden wäre. Dann habe ich ihr eine Pulsuhr geschenkt. Sie hat die Uhr genutzt, und dann habe auch ich sie mal ausprobier­t. Als ich zum ersten Mal ein paar Minuten unterwegs war, dachte ich, die Uhr muss kaputt sein – sie zeigte so hohe Werte an, dass ich entsetzt war. Durch diese Geschichte bin ich zum Laufen gekommen. Ich war zunächst einmal die Woche unterwegs und kam mir großartig vor. Also hast du klein angefangen? LORIG Richtig. Das ist auch der Tipp, den ich allen geben kann: Nicht gleich drei- oder viermal die Woche trainieren, sondern ganz langsam und entspannt beginnen, vielleicht ein-bis zweimal die Woche. Sonst verliert man ganz schnell die Motivation und kriegt den Hintern nicht mehr hoch. Das Thema Marathon steht am Anfang noch nicht auf der Agenda, das ist eher etwas für erfahrener­e Läufer. Die Trainingsp­läne für die 42,195 Kilometer sind zwar in der Regel auf zwölf Wochen ausgelegt – aber das ist ja nur die Spitze. Vorher müssen die Läufer schon ein bis zwei Jahre trainiert haben, damit sie die Distanz schaffen. Wann bist du denn den ersten Marathon gelaufen? LORIG Erst nach ein paar Jahren. Ein Freund meinte, das müsste man als Mann mal machen. Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse. Wir wollten die vier Stunden kna- cken und haben im Training vieles falsch gemacht. Ich bin mit 4:05 Stunden ins Ziel gekommen – und nicht in Würde. Ich bin total eingegange­n. Meine Schwiegerm­utter hat mich gesehen und gefragt: Sven, musst du jetzt sterben? Was hast du im Training falsch gemacht? LORIG Ich habe beispielsw­eise die langen Sonntagslä­ufe hin und wieder ausgelasse­n. Ich dachte, ich laufe ja schon am Wettkampft­ag lange genug. Außerdem bin ich sie zu schnell angegangen und habe mir etwas zu essen mitgenomme­n. Hintergrun­d dieser langen Einheiten ist aber, den Körper daran zu gewöhnen, dass sich die Kohlenhydr­atspeicher komplett leeren. Wenn man dann aber während der drei Stunden seinen Speicher immer wieder füllt, bringt das nichts. Welche Unterstütz­ung hattest du während Deiner Vorbereitu­ng? Gab es einen Trainer? LORIG Nein, ich habe zwar einen ärztlichen Check im Vorfeld gemacht, das ist total wichtig, aber sonst hatte ich keinen Trainer. Null Ahnung. Ich dachte immer, Laufen sei ein Solo-Sport für Einzelkämp­fer. Erst nach meinem ersten Marathon bin ich zum Vereinsspo­rt gekommen und habe gemerkt, dass Laufen auch ein ganz toller Mannschaft­ssport ist. Im Team erreicht man viel mehr und ist motivierte­r. Jeder zieht jeden mit. Man hat auch keine Ausrede mehr, ein Training sausen zu lassen. Du hast dich von 4:05 auf 3:12 Stunden verbessert. LORIG Tempo bekommt man leider nur durch Tempotrain­ing. Ich berei-

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