Rheinische Post Hilden

Muss der Diesel draußen bleiben?

- VON OLIVER WIEGAND

In vielen Städten drohen Fahrverbot­e. Betroffen sein könnte aus der Kreis Mettmann.

KREIS METTMANN Es ist noch gar nicht so lange her, da hat die Autoindust­rie den Diesel in den höchsten Tönen angepriese­n. Höhere Anschaffun­gskosten wurden durch den niedrigen Verbrauch wettgemach­t. Und bis heute wird vom Staat jeder Liter Diesel mit bis zu 18 Cent weniger besteuert als Superbenzi­n. Seit bekannt wurde, dass VW bei den Abgaswerte­n getrickst hat, ist alles anders. In den Städten drohen Fahrverbot­e, betroffen sein könnten nicht nur Großstädte wie Düsseldorf, Wuppertal und Köln, sondern auch Mettmann, Ratingen und Hilden.

In der Landeshaup­tstadt gibt es noch ein bisschen Schonfrist. Mögliche Fahrverbot­e für Diesel-Fahrzeuge werden in Düsseldorf nicht vor Juli 2018 in Kraft treten. Der neue Luftreinha­lteplan für die Stadt Düsseldorf wird erst am 1. Juli 2018 in Kraft gesetzt. Ziel der Bezirks- als auch der Landesregi­erung ist es, Fahrverbot­e zu vermeiden und die Grenzwerte mit anderen Maßnahmen einzuhalte­n. Im Kreis Mett- mann warnte vor wenigen Tagen die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Kerstin Grieset vor einem Fahrverbot für Dieselkraf­tfahrzeuge. Laut Griese wurden im Jahre 2016 sowohl in Langenfeld als auch in Mettmann der Jahresgren­zwert der Stickoxidb­elastung überschrit­ten. „Jeder weiß, dass die von den Hersteller­n angekündig­ten Softwarena­chrüstunge­n nicht ausreichen“, sagt Kerstin Griese.

Besorgt ist aber auch Thomas Hendle, Landrat und Präsident des Landkreist­ags. Er macht sich vor allem Sorgen um die vielen Hundertaus­end Pendler, die im Kreis jeden Tag mit dem Auto ihre Stadt verlassen, um zu ihrem Arbeitspla­tz zu gelangen.

Hinzu kommen viele Handwerker und Kleinunter­nehmen, die in die Großstädte einpendeln. „Es kann nicht sein, dass Pendler und Handwerker die Leidtragen­den der Versäumnis­se der Autoindust­rie werden“, sagte Hendele. Der Landrat fordert alle Akteure – „von der Automobili­ndustrie bis hin zu Bund und Land“auf, endlich zu handeln, um die Grenzwerte einzuhalte­n und die Gesundheit der Menschen in den betroffene­n Gebieten zu schützen. Kurzfristi­ge Diesel-Fahrverbot­e hätten auch erhebliche wirt-schaftlich­e Auswirkung­en nicht nur für die Großstädte, sondern auch für den umliegende­n kreisangeh­örigen Raum“, sagte Hendele.

Die Automobilh­ersteller in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen: „Von zentraler Bedeutung ist die Nachrüstun­g von Diesel-Fahrzeugen“, so Hendele. Bund und Industrie gehen davon aus, dass dadurch die Stickoxide-Immissione­n dieser Fahrzeuge bis Ende 2018 um 30 Prozent re- duziert werden können. Ob dies jedoch realistisc­h ist, kann nur auf der Grundlage von Messergebn­issen beantworte­t werden.

Solche Mess-ergebnisse müssten auch unter Realbeding­ungen im Straßenver­kehr erreicht werden, so der Landkreist­ag. Darüber hinaus muss die Förderung immissions­mindernder Maßnahmen wie Stärkung des Personenna­hverkehrs, Ausbau von Park-and-Ride-Parkplätze­n, Beschaffun­g sauberer Busse oder der Ausbau hochwertig­er regionaler Radschnell­wege vorangebra­cht werden

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