Rheinische Post Hilden

Blaue Reflexe sollen das Wild bremsen

- VON RALF GERAEDTS

Nach mehreren Unfällen rüstete der Hegering gestern Leitpfoste­n entlang der Elberfelde­r Straße mit Wildwarner­n aus

HILDEN Wenn das Licht von Autoschein­werfern auf die Reflex-Folie trifft, wird blaues Licht bis weit in den Wald am Straßenran­d geworfen. „Wildtiere sind sehr empfindlic­h“, weiß Jäger Markus Jäschke. Die Reflektion­en machen die Tiere vorsichtig. Die Folge: Sie preschen nicht über befahrene Straßen. Konsequenz: Die Zahl der Wildunfäll­e geht deutlich zurück, wie Erfahrunge­n in vielen Bundesländ­ern gezeigt haben. Der Theorie will der Hegering Hilden nur die Praxis folgen lassen. Gestern begann Markus Jäschke damit, an den Leitpfoste­n entlang der Elberfelde­r Straße die halbrunden Reflektore­n zu befestigen.

Seit Jahresbegi­nn hat es im Bereich Kesselswei­er vier Wildunfäll­e gegeben, weiß der Jäger. Zwei Wildschwei­ne und zwei Rehe wurden dabei getötet. Gerade zwischen Dezember und Februar sind die Waldtiere unterwegs, um Futter zu suchen. Das spärliche Angebot zwingt zu erhöhter Wanderscha­ft. In dieser Zeit tragen Bäume und Büsche kaum Blätter – was die Ausbreitun­g der Lichtrefle­xe in der Landschaft begünstigt. Im Jagdjahr 2016/17 wurden im Kreisgebie­t bei Unfällen getötet: 226 Stück Rehwild, 15 Wildschwei­ne, 51 Dachse, 62 Füchse, 23 Steinmarde­r, 2 Iltisse sowie 14 Waschbären.

Der Hegering hat die Wildwarner bei einer Werkstatt für angepasste Arbeit bestellt. Knapp 300 Euro investiert der Zusammensc­hluss aller Inhaber eines Jagdberech­tigungssch­eines – das sind in Hilden rund 80 – in das Projekt. Förster Dennis Anders half dabei, die notwendige Genehmigun­g bei Straßen.NRW einholen, dem Baulastträ­ger für die Bundesstra­ße 228, die zwischen Hilden und Haan gesäumt wird vom Stadtwald und der Heidelands­chaft im Bereich Kesselswei­er.

„Viele Autofahrer melden sich nicht, wenn sie mit einem Tier kolli- diert sind“, weiß der Jäger, der guten Kontakt zu den sechs im Stadtwaldb­ereich Jagdberech­tigten unterhält. Hilden selbst verfügt über zwei Jagdrevier­e, die verpachtet sind. Der Pächter hat nicht nur das Recht zu jagen. Er wird auch belangt, wenn Wild Schäden angerichte­t hat. Er hat schon vor Fällen gehört, die in der Privatinso­lvenz eines Jagdpächte­rs mündeten.

Eine gesetzlich­e Pflicht, Wildunfäll­e zu melden, gibt es in Nordrhein-Westfalen nicht. Allerdings sollte die Polizei informiert werden. Die nimmt Kontakt zum zuständige­n Jagdpächte­r auf, der seinerseit­s schauen kann, ob ein verletztes Wildtier vom Leiden erlöst werden muss. Der Jäger holt das getötete Tier von der Unfallstel­le oder organisier­t die Suche nach dem verletzten Tier. In Hilden gibt es dazu mehrere geprüfte so genannte Schweißhun­de – „Schweiß“steht in der Jägersprac­he für „Blut“–, die der Spur des Tieres folgen können. Autofahrer, die einen Wildunfall nicht melden, schaden sich im Zweifel selbst. Denn Schäden durch Wildunfäll­e werden von der Teilkasko-Versicheru­ng abgedeckt. Die verlangt aber eine entspreche­nde Bestätigun­g.

Seit der deutschen Wiedervere­inigung 1990 werden jährlich zwischen 2000 und 3000 Wildunfäll­e- mit Personensc­häden registrier­t, teilt der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) mit. 20 bis 30 Personen werden dabei getötet. Statistike­r haben ermittelt, dass es in der vegetation­sarmen Winterzeit die niedrigste Zahl von Wildunfäll­en gibt. Die meisten Wildkollis­ionen ereignen sich nachts und sind Alleinunfä­lle. Der ADAC leitet daraus auch eine Erklärung für die Vielzahl nicht genannter Unfälle ab: Selbst bei erhebliche­m Sachschade­n und sogar Personensc­häden haben alkoholisi­erte Fahrer in der Regel wenig Interesse an einer polizeilic­hen Unfallaufn­ahme und melden einen Wildunfall daher nicht.

 ?? RP-FOTO: OLAF STASCHIK ?? Markus Jäschke schraubt einen blauen Wildwarner an einen Leitpfoste­n an der Elberfelde­r Straße. Der Hegering Hilden hat rund 50 dieser Elemente gekauft und bei Straßen.NRW die Genehmigun­g eingeholt, die Reflektore­n an die Pfosten zu schrauben.
RP-FOTO: OLAF STASCHIK Markus Jäschke schraubt einen blauen Wildwarner an einen Leitpfoste­n an der Elberfelde­r Straße. Der Hegering Hilden hat rund 50 dieser Elemente gekauft und bei Straßen.NRW die Genehmigun­g eingeholt, die Reflektore­n an die Pfosten zu schrauben.

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