Neustart von Niki mit Niki Lauda
Überraschend erhielt der dreimalige Formel-1-Weltmeister aus Österreich den Zuschlag für den insolventen Ferienflieger Niki, den er selbst gründete. Der Name wird geändert, die Strategie bleibt – schlecht für NRW-Geschäftsreisende.
DÜSSELDORF/WIEN Niki Lauda ist ein Kämpfer. Das wusste die Welt, seit er sich nach seinem schweren Unfall als Formel-Eins-Fahrer 1976 dazu durchrang, erneut zu starten. Er wurde noch zweimal Weltmeister, nachdem er 1975 seinen ersten Titel gewonnen hatte.
Auch als Unternehmer hat der 69jährige jetzt gezeigt, wie zäh er ist. Lauda erhielt gestern den Zuschlag als Käufer der 2003 von ihm gegründete Airline Niki, die insolvent ist. Dies ist umso erstaunlicher, weil der britisch-spanische Luftfahrtkonzern IAG bereits vor wenigen Wochen vom deutschen Insolvenzverwalter Lucas Flöther den Zuschlag für den Air-Berlin-Ableger erhalten hatte. Der Preis lag bei 38,5 Millionen Euro. Doch dann erzwang eine Klage, dass das Verfahren auch in Österreich gestartet wurde – und da sprach sich der Insolvenzauschuss für den Landsmann Lauda als Käufer aus. Flöther hatte keine andere Chance, als dem Ergebnis zuzustimmen – jede Verzögerung beim Verkauf würde die Flugrechte von Niki gefährden. Dann käme für die Gläubiger gar kein Geld in die Kasse.
Freuen über die Entscheidung können sich Urlauber, die speziell von Düsseldorf aus günstig nach Mallorca, auf die Kanaren oder nach Portugal wollen. Immerhin hat Niki in der NRW-Landeshauptstadt Start- und Landerechte für acht Jets.
Lauda will das künftig als Laudamotion firmierende Unternehmen mit künftig 15 Jets überwiegend als Ferienflieger weiterführen. Er sagt, er habe mit dem Reisekonzern Tho- mas Cook (Condor) für Niki geboten. Dies dementiert Thomas Cook zwar, bestätigt aber, Kontingente für Paschalreisen bestellen und technische Hilfe geben zu wollen.
„Das neue Angebot mag für Urlauber schön sein“, sagt Klaus Müller, Leiter des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, warnt aber: „Geschäfts- und Städtereisende müssen eventuell enttäuscht sein.“Denn die ausgebootete IAG hatte vor, die Start- und Landerechte von Niki zu nutzen, damit ihr Billigf lieger Vueling speziell von Düsseldorf aus viele Städte in Deutschland und Europa anfliegt. Müller: „Lauda scheint ja nicht auf Rennstrecken zwischen Städten zu zielen. Als Ergebnis befürchte ich weiter hohe Preise auf manchen Rennstrecken in Deutschland, weil Vueling als echter Billigf lieger fehlt.“
Auch für die rund 1000 Mitarbeiter von Niki, davon rund 300 in Düsseldorf, sind die Perspektiven durch den neuen Eigentümer widersprüchlich. Lauda kündigte zwar gestern an, allen Beschäftigten ein Jobangebot zu machen, doch sein Image als Arbeitgeber ist schlecht.
Misstrauen gegen den neuen, alten Eigentümer äußerte die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. „Lauda war in der Vergangenheit alles andere als ein Traumarbeitgeber“, sagte ein Sprecher. Bei einer Übernahme aus einer Insolvenz sei zu befürchten, dass die ohnehin schon bescheidenen Tarifbedingungen für das fliegende Personal der Niki noch weiter verschlechtert würden. Um die Mannschaft, vor allem die abwanderungswilligen 220 Piloten zu halten, signalisiert Lauda jetzt auch die Bereitschaft zum Abschluss eines Tarifvertrags.
Das nehme man wohlwollend zur Kenntnis, hieß es von seiten der österreichischen Gewerkschaft GPAdjp. „Es scheint viel Neues auf dem Tisch zu sein“, sagte Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits. Er hatte sich bisher für IAG als Käufer eingesetzt, Mitarbeiter hatten Unterschriften gegen Lauda als möglichen Käufer gesammelt. „Bei mir mussten Flugbegleiter nie Toiletten putzen, so ein Blödsinn“, wehrte er sich jüngst gegen Kritik.
Die deutsche Bundesregierung drängt nun auf einen schnellen Vollzug des Geschäftes. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) sprach sich für eine zügige Kaufabwicklung aus.Andernfalls werden die Flugrechte frei verteilt.