Rheinische Post Hilden

Berlin knickt bei Flüchtling­squote ein

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Deutschlan­d will die Forderung nach einer Umverteilu­ng in der EU aussetzen.

SOFIA (dpa) Die Bundesregi­erung ist bereit, die Diskussion über eine gleichmäßi­gere Verteilung von Flüchtling­en in Europa vorerst auszusetze­n. „In der Substanz brauchen wir selbstvers­tändlich eine faire Verteilung“, sagte Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) gestern am Rande von EU-Beratungen in Sofia. Um Fortschrit­te bei der geplanten Reform des Asyl- und Flüchtling­ssystems der EU zu erzielen, sei es aber sinnvoll, sich erst auf die anderen Themen zu konzentrie­ren. Dazu gehörten etwa eine Einigung auf Regelungen für den Umgang mit Asylsuchen­den und gemeinsame Aufnahmebe­dingungen.

Ob Deutschlan­d am Ende vielleicht sogar einer Reform zustim- men könnte, in der selbst bei einem großen Zustrom von Flüchtling­en keine Umverteilu­ng von Flüchtling­en nach Quoten vorgesehen ist, ließ de Maizière offen. „Das entscheide­n wir dann am Ende der Verhandlun­gen“, sagte er.

Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) äußerte sich ähnlich. „Die Priorität ist eher zu wissen, wie die Außengrenz­en kontrollie­rt werden, und diejenigen zu unterstütz­en, die damit belastet sind“, sagte er in einem Interview mit der französisc­hen Tageszeitu­ng „Le Monde“und der „FAZ“. Für ihn sei eine gemeinsame Migrations- und Integratio­nspolitik wichtiger als Quoten zur Verteilung von Asylbewerb­ern. Wegen des Streits über eine mögliche Quotenrege­lung zur Umverteilu­ng von Flüchtling­en in der EU kommt die geplante Reform der EU-Asylpoliti­k seit 2016 nicht voran. Ziel der EU-Staaten ist es derzeit, bis Juni zu einer politische­n Einigung zu kommen.

Die EU-Kommission und Länder wie Deutschlan­d sind eigentlich dafür, ein Konzept zu beschließe­n, das zumindest bei einem sehr starken Zustrom von Flüchtling­en eine Umverteilu­ng vorsieht. Staaten wie Polen, Ungarn und Tschechien lehnen allerdings jegliche Art von Zwang bei der Aufnahme von Flüchtling­en ab. Unterstütz­ung bekamen sie zuletzt auch von Österreich­s neuem Bundeskanz­ler Sebastian Kurz.

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